RWE lehnt nach Gesprächen mit Anti-Atom-Initiativen den Ausstieg aus Urananreicherung in Gronau strikt ab

 

Im August 2018 hat erstmalig ein Gespräch zwischen RWE, dem Geschäftsführer von Urenco Deutschland und Anti-Atomkraft-Initiativen sowie Umweltverbänden stattgefunden. Bei der Frage nach Verantwortung des Unternehmens für die Lieferkette und die Einhaltung der Menschenrechte beim Abbau und der Verarbeitung des Urans, sahen die RWE-Vertreter keine Konzernverantwortung. Obwohl sie nicht ansatzweise Kooperation sahen, wollen die Initiativen und Verbände mit dem Konzern im Gespräch bleiben.



 
(Berlin, 20. August 2018) 33 Jahre nach der Inbetriebnahme der bundesweit einzigen Urananreicherungsanlage in Gronau (15.8.1985) hat im RWE-Tower in Essen erstmalig ein Gespräch zwischen RWE, dem Geschäftsführer von Urenco Deutschland und Anti-Atomkraft-Initiativen sowie Umweltverbänden stattgefunden. In scharfer Form kritisieren die Verbände und Initiativen, dass die RWE-Spitze am unbefristeten Weiterbetrieb der umstrittenen Uranfabrik in Gronau festhält.

Obwohl die mögliche Verknüpfung mit dem US-Atomwaffenprogramm weiter auf der Tagesordnung steht, reagierten die Vertreter von RWE und Urenco Gronau mit Nichtwissen auf die Frage nach den öffentlich zugänglichen Vertragsvereinbarungen zwischen dem Urenco-Konzern und der TVA (Tennessee-Valley-Behörde), das seine Tritium-Erzeugung jetzt auf zwei amerikanische Atomkraftwerke, ausweiten wird. Tritium wird für den Sprengkörper bei Atomwaffen eingesetzt. Bezüglich der Einhaltung von internationalen Kontrollverträgen (Atomwaffensperrvertrag und Vertrag von Almelo) sahen RWE und Urenco keine eigene Verantwortung. Das läge in der Verantwortung der Politik und der Atomaufsichtsbehörden. Dr. med. Angelika Claußen, Europavorsitzende der IPPNW: “Ein solches Maß an systematischer Verantwortungslosigkeit auf der Seite von RWE entsetzt mich. Da frage ich mich, schüttelt RWE nicht ebenso seine Verantwortung bezüglich seiner Verschmutzungspolitik in Sachen Kohle und Klimawandel ab?“

Laufende Gespräche über einen möglichen Verkauf der Urenco mit einem US-japanischem Konsortium wurden dementiert. Auch gäbe es keinerlei Gespräche mit der Bundesregierung über eine mögliche Entschädigung im Falle einer Stilllegung der Anlage in Gronau.

Bei der Frage nach Verantwortung des Unternehmens für die Lieferkette und die Einhaltung der Menschenrechte beim Abbau und der Verarbeitung des Urans, sahen die RWE-Vertreter keine Konzernverantwortung. Günter Hermeyer von uranium network: “Jedes Unternehmen hat eine eigene Verantwortung innerhalb der Lieferkette, so muss auch Urenco dafür sorgen, dass die Herkunft des Urans eindeutig offen gelegt wird und Land-, Menschen- und Arbeitnehmerrechte durchgesetzt werden.“

Der Geschäftsführer von Urenco Deutschland beantwortete einige Detailfragen zur Gronauer Anlage und zur seit Jahren ungenutzten Uranoxid-Halle, die nach seiner Aussage vermutlich auch in den kommenden fünf Jahren nicht in Betrieb genommen wird. Bezüglich der Fragen nach dem zu entsorgenden Atommüll aus Gronau erfuhren die Vertreter der Anti-Atom-Initiativen, dass Urenco abgereichertes Uranhexafluorid auf seinem Gelände erneut zur Urananreicherung benutze, falls der Kunde nicht über eigene Uranvorräte verfüge.

„Obwohl RWE bei den Fragen abblockte und nicht ansatzweise kooperativ war, wollen die Initiativen und Verbände mit dem Konzern im Gespräch bleiben. Wir haben einen Fragenkatalog mit 25 Fragen erstellt und warten auf die zugesagte Beantwortung. Unsere Forderungen nach sofortiger Stilllegung der UAA und der RWE-Atomkraftwerke Lingen und Gundremmingen bleiben bestehen“, so Peter Bastian vom Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen.

Dr. med. Angelika Claußen ist IPPNW-Vizepräsidentin für Europa.