Lesetipp, November 2025
Dieses Gespräch gibt eine ganz andere als die übliche, eine hoffnungsvolle Perspektive auf das Potential, das Präsident Trump sicherheitspolitisch und geoökonomisch hat. Graham Allison hat im Jahre 2017 das im Titel zitierte Buch geschrieben. Das Gespräch mit dem Chefredakteur des Bulletin of Atomic Scientists ist am 4. September 2025 geführt worden. Beide Gesprächspartner sind sich in Zweierlei einig. (Übersetzungen mit Google Translator)
- „Würde man Thukydides nach den Entwicklungen in den amerikanisch-chinesischen Beziehungen fragen, würde er vermutlich sagen, dass beide Seiten genau dem vorgegebenen Muster folgen, fast so, als wetteiferten sie darum, wer die Rolle der aufstrebenden oder der etablierten Macht besser verkörpern könne. Mit Blick auf die letzten ein, zwei Jahrzehnte würde er wohl sagen, dass er gespannt auf den größten Konflikt aller Zeiten wartet.“
- Der größte Konflikt aller Zeiten würde ein Krieg sein, der nach wenigen Stunden schon voll mit Nuklearwaffen ausgetragen werden wird.
Die Frage ist, welches Potential Präsident Trump hat, das zu verhindern.
Dazu sagt Allison zunächst, zur ererbten Aufgabe samt Prognose:
„Trump erbte also von Biden und seinen eigenen holprigen Anläufen in dessen erster Amtszeit sowie von Obama vor ihm eine Beziehung, die sich auf einem typischen thukydides’schen Pfad befand und, ihrem natürlichen Lauf gelassen, letztlich in einem katastrophalen Konflikt enden würde.”
„China ist eine kometenhaft aufsteigende Macht; die USA eine gewaltige Weltmacht. Wie Thukydides einst erklärte, führt eine rasch aufstrebende Macht, die eine etablierte Macht ernsthaft zu verdrängen droht, typischerweise zu Krieg – selbst zu einem Krieg, der beide Seiten schwer schädigt.“
Und dann zu Trumps Besonderheiten:
„Das war also das Erbe, das Trump antrat. Er kam mit einigen großen Ideen ins Amt. Erstens, dass er ein großer Mann sei; Er respektiert andere große Männer, zu denen auch Chinas Xi gehört, und weiß, dass große Männer Dinge vollbringen können, die sich Normalsterbliche kaum vorstellen können. Zweitens ist er ein hervorragender Verhandlungspartner. Drittens möchte er in die Geschichte als großer Friedensstifter eingehen – mit einem Friedensnobelpreis und vielleicht sogar einem Platz am Mount Rushmore. Und schließlich versteht er besser als jeder andere politische Führer auf der Welt, dass ein Atomkrieg verheerend ist.“
Letzteren Satz erläutert Allison so:
„das „Damoklesschwert“, … das die meisten politischen Führer heute vergessen haben oder nie gelernt haben, das spürt er zutiefst. In seiner ersten Amtszeit erklärte er einer Reihe von Mitarbeitern – darunter Offiziere, die mit Atomwaffen aufgewachsen waren –, dass Atomwaffen viel gefährlicher seien, als allgemein angenommen wurde. Sein Onkel, ein Professor am MIT, hatte ihm dies schon in jungen Jahren erklärt, und er spricht mit großer Leidenschaft darüber, was er gelernt hat.“
Und abschließend zum Ansatzpunkt:
„<Es> lässt sich meiner Meinung nach nicht leugnen, dass Trump sich nicht an die gewohnten Regeln hält. Er hat das gesamte Schachbrett umgeworfen. Und wer ihn nicht kennt, würde sagen, das Ganze wird mit Sicherheit in einem Fiasko enden. … Da ich im Grunde ein Optimist bin, habe ich zumindest eine Vision, wie <Trump> die internationale Sicherheitsordnung im Verhältnis zu China verbessern könnte.“
„Ich denke, seine größte Chance auf den Friedensnobelpreis liegt in einem umfassenden Frieden mit China, einem umfassenden asiatischen Frieden. Der europäische Aspekt ist meiner Meinung nach zu kompliziert, vor allem wegen der russischen Dimension.“
Methodisch ist die Pointe, dass er Trump nicht für verrückt hält, sondern ihn achtet und ernst nimmt. Zudem ist er intimer China-Kenner. Er spiegelt, dass die chinesische Führung Trump in ähnlicher Weise begegnet wie er, Allison. Doch man lese selbst im Detail.

Hans-Jochen Luhmann, Mitglied der Studiengruppe „Frieden und Europäische Sicherheit“ der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler (VDW).