Klimakrise und Wasserknappheit
Rund 2,2 Milliarden Menschen haben keinen sicheren Zugang zu sauberem Trinkwasser, rund 1,9 Milliarden Menschen weltweit sind auf Gletscher- und Schneeschmelzwasser als Trinkwasserquelle angewiesen. Da die Gletscher aufgrund des Klimawandels nicht mehr genügend Wasser speichern und abgeben können, wird ihre Wasserversorgung immer unsicherer.

(Aachen, 19. März 2025) Anlässlich des Weltwassertags am 22. März fordert Misereor mehr Einsatz beim Schutz der weltweiten Wasserressourcen. Obwohl der Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitären Anlagen bereits 2010 als Menschenrecht anerkannt wurde, bleibt die Weltgemeinschaft weit hinter dem UN-Nachhaltigkeitsziel (SDG 6) – „Sauberes Wasser und Sanitärversorgung für alle“ – zurück. Die Klimakrise verschärft Wasserknappheit und -verschmutzung dramatisch, wie Misereor-Projekte in den peruanischen Anden zeigen. Besonders das starke Abschmelzen der Gletscher bedroht die Wasserversorgung ganzer Regionen.
„In unserem Dorf führen die Brunnen und Quellen immer weniger Wasser, dabei brauchen wir es ganz dringend: für unseren Alltag, unsere Körper, unsere Felder“, mahnt Fernando Gonzalo, von der Misereor-Partnerorganisation CEDEP aus den peruanischen Anden. Die nahegelegenen Gletscher im schneebedeckten Gebirge der Cordillera Blanca schmelzen rapide ab, sie können seit Jahren keine neuen Eisschichten mehr aufbauen. Da die Gletscher nicht mehr genügend Wasser speichern und abgeben können, wird die Wasserversorgung indigener Familien in der Andenregion immer unsicherer. Ihr Trinkwasser stammt überwiegend aus dem Schmelzwasser der Gletscher. Peru beherbergt mit rund 71 Prozent der tropischen Gletscher das größte Vorkommen weltweit – Gletscher, die aufgrund ihrer hohen Lage auch in wärmeren Klimazonen bestehen können.
2,2 Milliarden Menschen ohne sicheren Zugang zu Wasser
Zehn Jahre nach der Formulierung der SDGs (Sustainable Development Goals) ziehen Misereor und seine Partnerorganisationen eine ernüchternde Bilanz: Kaum spürbare Fortschritte – vor allem für Frauen und Kinder, die besonders unter Wasserknappheit leiden. Pro Tag sterben statistisch gesehen rund 1.000 Kinder weltweit an den Folgen von verunreinigtem Wasser. Trotz einzelner Verbesserungen beim Trinkwasserzugang bleibt die Lage alarmierend: Rund 2,2 Milliarden Menschen haben weiterhin keinen sicheren Zugang zu sauberem Trinkwasser. „Daran wird sich wenig ändern, wenn die internationale Gemeinschaft zwar Strategien für die Verbesserung entwickelt, ihre Umsetzung aber vernachlässigt und vor allem nicht ausreichend finanziert“ warnt Philipp Günther, Wasser-Experte bei Misereor.
Das Menschenrecht auf Wasser bis 2030 stärken
„Das Potenzial, die Wasserversorgung zu verbessern, ist enorm. Der Klimawandel darf keine Ausrede für mangelnde Fortschritte sein – die internationale Gemeinschaft hält sich aktuell nicht an ihre politischen Selbstverpflichtungen“, betont Günther. Sauberes Wasser ist seit 2010 ein Menschenrecht, doch nur dort rechtlich bindend, wo es in nationales Recht überführt wurde – etwa in Bolivien, Kenia und Ecuador, auf den Malediven und in Südafrika. Weitere Staaten sollten endlich folgen, denn konsequenter Klimaschutz und damit der Erhalt von Gletschern – das zeigen die letzten 10 Jahre mehr als deutlich – sind eine unabdingbare Voraussetzung für die Durchsetzung des Menschenrechtes auf sauberes Wasser. Das käme zum Beispiel den Menschen in den Andenregionen zugute: Etwa 25 Prozent der globalen Bevölkerung, rund 1,9 Milliarden Menschen weltweit, sind auf Gletscher- und Schneeschmelzwasser als Trinkwasserquelle angewiesen. „Wasser ist eine wertvolle Ressource, sie kann Konflikte und Ängste schüren oder Entwicklung und Frieden fördern. Entscheidend ist, was die Staaten bis zur SDG-Zielmarke 2030 aus dem Potential machen“, so Günther.
Die Sustainable Development Goals
Die 17 UN-Nachhaltigkeitsziele (SDGs) der Agenda 2030 wurden 2015 auf der Pariser-Klimakonferenz als globaler Plan zur Bekämpfung von Armut, Ungleichheit und zum Schutz der Umwelt ins Leben gerufen. Misereor setzt sich im globalen Süden mit seinen Partnern für die Erreichung dieser Ziele ein, besonders in den Bereichen Bildung, Ernährung, Wasser, Energie und nachhaltige Städte. Doch noch haben die Staaten ihre Verantwortung bis zur Zielmarke 2030 nicht ausreichend erfüllt.