Der Internationale Tag des bäuerlichen Widerstands am 17. April

 

Am 17. April 1996 fand in Brasilien ein brutales Massaker an 21 landlosen Bauern und Bäuerinnen statt, die sich für eine solidarische und faire Agrarreform eingesetzt hatten. Für Bauern und Bäuerinnen weltweit ist das Recht auf selbstbestimmte Ernährung und der Zugang zu Land und regional angepasstem Saatgut ein existentieller und leider auch alltäglicher Kampf. Unbeirrt versuchen Agrarkonzerne aus dem vorgelagerten Bereich (Landmaschinen, Düngemittel, Saatgut, Pflanzenschutz) sowie dem nachgelagerten Bereich (ALDI, LIDL, Nestlé, Tönnies …) durch Freihandelsabkommen ihre Interessen am globalen Agrarmarkt durch die Hintertür einzuschleusen.



 

(Magdeburg, 16. April 2021) Am 17 April 2021 jährt sich zum 25. Mal der Internationale Tag des bäuerlichen Widerstands! An diesem Tag gedenken wir an das brutale Massaker an 21 landlosen Bauern und Bäuerinnen, die sich am 17. April 1996 in Brasilien für eine solidarische und faire Agrarreform eingesetzt hatten. In Solidarität mit diesen Ermordeten und allen anderen enteigneten Bäuerinnen, vertriebenen Nomaden und Leidtragenden ausbeuterischer und ungerechter Agrarpolitiken, die es leider überall auf der Welt zahlreich gibt, setzen wir uns heute einmal mehr für die Wahrung bäuerlicher Rechte und den bäuerlichen Widerstand ein!

Wieso brauchen wir bäuerliche Betriebe?

70 Prozent der Weltbevölkerung wird von (klein-)bäuerlichen Betrieben ernährt, gleichzeitig verbrauchen diese Betriebe nur 25 Prozent der in der Landwirtschaft eingesetzten Ressourcen. Selbst in der EU sind 97 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe unter 100 ha groß, sie besitzen aber nur 50 Prozent der Fläche. Die andere Hälfte der Fläche ist extrem ungleich an nur 3 Prozent der besonders großen, oftmals industriell arbeitenden Betriebe verteilt. Doch es sind die bäuerlichen Betriebe, die in Generationen denken, in Kreislaufen arbeiten, vielseitig aufgestellt und regional eingebunden sind. Sie sind der Schlüssel um klimafreundliche, ressourcenschonende Landwirtschaft entgegen der Logik der Profitmaximierung und des endlosen Wachstums zu realisieren. Die Corona-Pandemie hat uns einmal mehr vor Augen geführt, wie fragil globale Lieferketten industrieller Lebensmittel und wie wichtig hingegen bäuerliche, regionale Betriebe für eine widerstandsfähige Versorgung sind.

Widerstand wogegen?

Für Bauern und Bäuerinnen weltweit ist das Recht auf selbstbestimmte Ernährung und der Zugang zu Land und regional angepasstem Saatgut ein existentieller und leider auch alltäglicher Kampf. Obwohl diese Rechte durch die UN-Kleinbauernerklärung (UNDROP) eigentlich geschützt werden sollten, besteht bei dessen Umsetzung großer Handlungsbedarf. Unbeirrt davon versuchen Agrarkonzerne aus dem vorgelagerten Bereich (Landmaschinen, Düngemittel, Saatgut, Pflanzenschutz) sowie dem nachgelagerten Bereich (ALDI, LIDL, Nestlé, Tönnies …) durch Freihandelsabkommen ihre Interessen am globalen Agrarmarkt durch die Hintertür einzuschleusen. Die weltweite Gier nach landwirtschaftlichen Flächen ist unbegrenzt. Investor:innen greifen rücksichtslos nach kostbaren Ackerflächen in Brandenburg, ebenso wie in Rumänien oder Tansania − auf Kosten der Ernährungssicherheit und Rechte der lokalen Landwirt:innen.

Leonie Steinherr ist Mitglied im Team von aktion agrar.
Michael Krack ist Mitglied im Team von aktion agrar.
Das Aktionsheft 2021 für die Agrarwende lässt sich über diesen Link bestellen.