Gegen den Hunger in der Welt und die Klimakrise ist eine andere Landwirtschaft nötig

 

Die industrialisierte Landwirtschaft hat es offenkundig nicht geschafft, den Hunger zu besiegen – derzeit hungern weltweit etwa 800 Millionen Menschen –, und sie verschärft weiter die Klimakrise. Dagegen fordert Brot für die Welt mehr Vielfalt in der Landwirtschaft und eine Stärkung der Rechte von kleinen und mittleren Betrieben statt weiterhin auf Großbetriebe und Monokulturen zu setzen.

(Berlin, 17. Januar 2024) Brot für die Welt ruft zur „Wir haben es satt“-Demonstration am 20. Januar 2024 auf. „In der nötigen Debatte über eine Agrarwende muss der Hunger in der Welt viel stärker in den Blick genommen werden, statt nur auf Deutschland zu schauen“, sagt Stig Tanzmann, Landwirtschaftsexperte bei Brot für die Welt. „Wir stehen seit über zehn Jahren an der Seite jener Bäuerinnen und Bauern, die für eine andere Landwirtschaftspolitik einstehen. Eine Landwirtschaftspolitik, die die Klimakrise nicht weiter befeuert, dem Höfe- und Artensterben nicht tatenlos zusieht und den Blick auf Millionen Hungernde in der Welt nicht verliert. Die deutsche und internationale Agrarpolitik ist seit Jahrzehnten auf dem falschen Weg“, so Tanzmann.

Brot für die Welt erwartet vom „Global Forum for Food and Agriculture“ (GFFA), dem größten internationalen Agrarminister:innen-Treffen, das vom 18. Januar an in Berlin stattfindet, ein klares Bekenntnis zum Menschenrecht auf Nahrung und einen stärkeren Fokus auf agrarökologische Ansätze. Nur so kann der Hunger in der Welt nachhaltig bekämpft werden, ohne die Klimakrise weiter zu verschärfen. „Unsere Partnerorganisationen zeigen seit vielen Jahren überall auf der Welt, wie erfolgreich Agrarökologie sein kann: Moderne wissenschaftliche Erkenntnisse verbinden sich mit traditionellem Wissen. Im Ergebnis steigen die Erträge und die Natur wird weniger belastet“, sagt Tanzmann.

Die industrialisierte Landwirtschaft hat es offenkundig nicht geschafft, den Hunger zu besiegen. Derzeit hungern weltweit etwa 800 Millionen Menschen. „Der Fokus auf Großbetriebe, Monokulturen und wenig Vielfalt auf den Äckern hat uns in die aktuelle Situation gebracht. Es braucht endlich ein Umdenken – hierzulande und weltweit“, sagt Tanzmann. Wie das gelingen kann, zeigt etwa das Beispiel Brasilien: Der „Brasilianische Ernährungsrat“ ist das inklusivste und demokratischste Forum seiner Art: Kleinbäuerinnen und Kleinbauern, Zivilgesellschaft und Politik beraten gemeinsam darüber, wie das Recht auf Nahrung für alle Menschen erreicht werden kann. Die brasilianische Politik ist etwa der Empfehlung des Ernährungsrats gefolgt und hat beschlossen, das Schulessen lokal und agrarökologisch zu beschaffen. Davon profitieren die Kinder und auch kleine Betriebe, die nun neue lukrative Absatzmärkte bekommen haben.

„Wir hoffen, dass sich die Bundesregierung als Gastgeber des GFFA das Beispiel Brasiliens zu eigen macht und eine weltweite Agrarwende anschieben kann. Daher begrüßen wir es sehr, dass die Präsidentin des brasilianischen Ernährungsrats, Elisabetta Recine, am GFFA teilnehmen wird“, sagt Tanzmann. „Wir brauchen mehr Vielfalt in der Landwirtschaft und eine Stärkung der Rechte von kleinen und mittleren Betrieben statt weiterhin auf Großbetriebe und Monokulturen zu setzen. Dann können wir dem UN-Nachhaltigkeitsziel, den Hunger in der Welt bis 2030 zu besiegen, endlich einen Schritt näherkommen.“

Stig Tanzmann ist Referent für Landwirtschaft bei Brot für die Welt.