Neuer Jahresbericht zum Recht auf Nahrung: Reine Profitorientierung trägt nichts zur Lösung der weltweiten Nahrungsmittel-, Klima- und Umweltkrise bei
Industrielle Nahrungsmittelsysteme haben es nicht geschafft, den Nährstoffbedarf der Bevölkerung unseres Planeten zu decken. Fast 800 Millionen Menschen leiden heute Hunger, unsere Nahrungsmittelsysteme produzieren auch etwa ein Drittel der Treibhausgasemissionen, tragen massiv zur Klimakrise bei und erschweren den Zugang zu Nahrungsmitteln und Nährstoffen. Mitglieder des Globalen Netzwerks für das Recht auf Nahrung und Ernährung, die Nahrungsmittelsysteme vor Ort transformieren und das Recht auf Nahrung und Ernährung fördern, praktizieren bereits funktionierende Alternativen.
(Köln, 26. Juni 2024) Heute erscheint die neue Ausgabe des Right to Food and Nutrition Watch. Der Bericht untersucht die Ursachen der weltweiten Ernährungs-, Klima- und Umweltkrise. Er stellt gewinnorientierte „Lösungen“ in Frage und schlägt andere Wege vor. Diese beruhen auf dem Widerstand gegen Greenwashing, die Vereinnahmung durch Unternehmen und neokoloniale Praktiken. Der Bericht präsentiert Alternativen, die im Menschenrecht auf angemessene Ernährung, Agrarökologie und Ernährungssouveränität verankert sind und sich besonders für die Rechte von Menschen in ländlichen Gebieten einsetzen.
Industrielle Nahrungsmittelsysteme haben es nicht geschafft, den Nährstoffbedarf der Bevölkerung unseres Planeten zu decken, legt der Bericht dar. Fast 800 Millionen Menschen leiden heute Hunger. Unsere Nahrungsmittelsysteme produzieren auch etwa ein Drittel der Treibhausgasemissionen, tragen massiv zur Klimakrise bei und erschweren den Zugang zu Nahrungsmitteln und Nährstoffen. Das Massensterben von Arten, die Zerstörung von Ökosystemen und die Störung der natürlichen Kreisläufe, die das Leben auf der Erde erhalten, wirken sich zusätzlich auf die Nahrungsmittelsysteme aus.
Extraktivismus, Kommerzialisierung und Finanzialisierung der Natur haben Ausbeutung, Enteignung und gewaltsame Vertreibungen verschärft. Die zunehmende Kontrolle der natürlichen Ressourcen durch eine kleine Anzahl übermächtiger Unternehmen, Einzelpersonen und Staaten fördere auch geschlechtsspezifische Gewalt, sich überschneidende Formen der Diskriminierung und zunehmende Ungleichheit, unterstreicht der Bericht und schlägt einen anderen Weg vor – basierend auf dem Kampf von Menschen gegen Machtergreifung durch Konzerne, Greenwashing und neokoloniale Praktiken –, der das Recht auf Nahrung fördert, die Menschenrechte in ländlichen Gebieten stärkt und die Ernährungssouveränität für alle garantiert. Der Bericht ist in vier Abschnitte unterteilt, die
- internationale Entwicklungen,
- Ernährung und die dreifache ökologischen Krise (Klima, Artensterben und Umweltverschmutzung)
- den grünen Kolonialismus und die Dekarbonisierung sowie
- die Kämpfe an der Basis und Lösungen für die Klima- und Ernährungskrise
untersuchen. Während sich in den letzten Jahren die Dekarbonisierung und damit verbundene marktorientierte Ansätze als Hauptparadigma zur Bewältigung der ökologischen und Klimakrisen durchgesetzt haben, argumentieren heute viele betroffene Kommunen vor Ort, zivilgesellschaftliche Organisationen und Wissenschaftler, dass diese Vorgehensweisen die Krisen eher verschärfen als lösen. Anstatt den Planeten und seine Ökosysteme zu schützen, setzte dieser grüne Kolonialismus lediglich seine Zerstörung und die Kommerzialisierung der Natur fort, vertiefe bestehende Ungleichheiten und beschleunige die Ausbeutung natürlicher Ressourcen.
Eine gerechte ökosoziale Transformation unserer Nahrungsmittelsysteme, die das Recht aller auf Nahrung und Ernährung schützen würde, erfordere globale Gerechtigkeit, die Förderung von Ernährungssouveränität und ein Gleichgewicht zwischen Mensch und Umwelt. Der abschließende Abschnitt des Right to Food and Nutrition Watch skizziert funktionierende Alternativen zu falschen Lösungen. Mitglieder des Globalen Netzwerks für das Recht auf Nahrung und Ernährung, die Nahrungsmittelsysteme vor Ort transformieren und das Recht auf Nahrung und Ernährung fördern, praktizieren diese Alternativen bereits.
Philipp Mimkes ist Geschäftsführer von FIAN Deutschland e.V. FIAN steht für FoodFirst Informations- & Aktions-Netzwerk und ist eine Internationale Menschenrechtsorganisation für das Recht auf Nahrung mit Mitgliedern in 60 Ländern.
Der Bericht „Right to Food and Nutrition Watch“ steht über diesen Link zum Download als PDF-Datei bereit.