Was können wir heute noch von „Christlich-Sozial 1929-1933“ lernen?

 

Aufgaben und Verwirklichung einer christlich-sozialen Vision heute, zusammengefasst durch Ulrich Börngen

(Dezember 2020) „Christlich-Soziale Vision“ in den schicksalsträchtigen Jahren 1929 bis 1933 in Deutschland ist der Versuch, sich religiös und politisch gegen drohende „braune Überflutung“ und „für den Menschen“ zu engagieren; so etwa der Mediziner Horst Börngen zuletzt als Vorsitzender der kleinen Reichstagspartei Christlich-Sozialer Volksdienst im Landesverband Halle-Merseburg. Nun stehen aus seinem Nachlass erstmals rund 70 Originaldokumente zur Verfügung. Sie dürften sowohl historisch als auch tagesaktuell von allgemeinem Interesse sein. Eindrucksvoll und überdeutlich hat mein Vater Horst Börngen schon ab 1930 vor Hitler und der NSDAP-Diktatur gewarnt: „Auf Morast läßt sich kein Haus bauen.“

Wir müssen uns heute wie damals ernsthaft Gedanken über eine Kirchenreform machen, uns gegen Dogmatisierung und Restauration wenden sowie die Bedeutung des Alten Testaments und Gottes Gegenwart zusammenbringen. Konkrete Schwerpunkte sind die Vielgestaltigkeit des Glaubens, Solidarität, Internationalität und Ökumene sowie der Konziliare Prozess für Gerechtigkeit, Frieden und Schöpfungsbewahrung. Noch 1933 hatte sich mein Vater Horst Börngen offensichtlich für die entscheidende Aussage „Jesus war und ist Jude“ stark gemacht. Grundlegende Ausführungen über „Menschentum missachtenden Kapitalismus“ gewinnen bis in unsere Zeit des realen Kapitalismus und der Corona-Lektion höchste Aktualität.

Stichworte aus dem Inhaltsverzeichnis

  • 1929: Antisemitismus, „Denken in gegensätzlichen Positionen“, Wahrhaftigkeit und Kirche
  • 1930: Politische Mission, Begegnung mit religiösen Sozialisten
  • 1931: Reich Gottes, Menschenrechte, Ökumene, Völkerverbundenheit, Gewissens- und Meinungsfreiheit, Krieg, Moderne „Mission“
  • 1932: Materialismus und Atheismus, „Menschentum mißachtender Kapitalismus“, Konziliarer Prozess
  • 1933: Jesus war Jude, Kommunale Aufgaben, Mammonismus
  • 1933: „Den anonym tätigen und der Verantwortung sich entziehenden Geldmächten an den Börsen und in den Syndikaten muss … die Macht beschnitten werden“. „Es geht nicht an, die Gewinne zu individualisieren und die Pleiten zu sozialisieren (Bankenstützung, Osthilfe).“

Civilgesellschaftliche Möglichkeiten für unser christlich-soziales Verhalten heute ergeben sich auch in der aktiven und nachhaltigen Unterstützung der Kairos Europa-Bewegung „Die Zeichen der Zeit nicht verkennen“ und für Konvivialismus.

PD Dr. med. Ulrich Börngen lebt in Stuttgart.
„Christlich-Sozial gegen braune Überflutung und für den Menschen 1929-1933“ von Ulrich Börngen (ISBN 978-3-7519-4680-3, 308 Seiten, 15,00 Euro, E-Book 4.99 Euro) lässt sich etwa über diesen Link bestellen.