Begehrte Rohstoffe aus Lateinamerika und die Risiken des Critical Raw Materials Act
Mineralische Rohstoffe aus Lateinamerika sind weltweit gefragt. In einem aktuellen Factsheet wirft die Heinrich-Böll-Stiftung in Zahlen und Fakten einen detaillierten Blick auf den Produktionsanstieg mineralischer Rohstoffe, die Rolle Lateinamerikas am Weltmarkt, die deutsche Abhängigkeit von lateinamerikanischen Rohstoffen und politische Instrumente für sozial-ökologischen Rohstoffhandel.

(Berlin, 28. Mai 2024) Der Critical Raw Materials Act gilt als Schlüsselelement des europäischen Green Deal. Am 23. Mai in Kraft getreten, soll er die Rohstoffversorgung Europas sichern. Johanna Sydow, Referentin internationale Umweltpolitik der Heinrich-Böll-Stiftung, weist darauf hin: „Der Wettstreit um Rohstoffe nimmt immer mehr zu. Der Critical Raw Materials Act ist ein Ausdruck dafür. Er soll der Rohstoffsicherung Europas dienen und Bewilligungsverfahren von Bergbauprojekten beschleunigen. Dies könnte auf Kosten der Teilhabe von Zivilgesellschaft und betroffener Bevölkerung geschehen und Menschenrechte und Umweltstandards gefährden. Der Critical Raw Materials Act selbst besitzt jedoch kaum Instrumente für den Schutz der Menschenrechte – obwohl der Bergbau immer wieder als Hochrisikosektor eingestuft wurde.“
Das zeigt Sydow zufolge: „Es ist unerlässlich, Instrumente wie das deutsche und europäische Lieferkettengesetz sowie die EU-Batterienverordnung ambitioniert umzusetzen, um Menschenrechte und Umweltstandards zu schützen. Nach langem Hin und Her ist das europäische Lieferkettengesetz am Freitag [am 24. Mai 2024, d.Red.] im Rat angenommen worden. Auch der Wettlauf um Rohstoffe darf nicht die Bemühungen der in den letzten Jahren entstanden Sorgfaltspflichten untergraben.“
Mineralische Rohstoffe aus Lateinamerika sind weltweit gefragt. In einem aktuellen Factsheet nimmt die Heinrich-Böll-Stiftung das Thema Rohstoffe aus Lateinamerika in den Blick. In Zahlen und Fakten wirft sie einen detaillierten Blick auf den Produktionsanstieg mineralischer Rohstoffe, die Rolle Lateinamerikas am Weltmarkt, die deutsche Abhängigkeit von lateinamerikanischen Rohstoffen und politische Instrumente für sozial-ökologischen Rohstoffhandel.
Der Produktionsanstieg führt zu Konflikten und Umweltschäden. So geschahen im Jahr 2022 88 Prozent der weltweiten Morde an Umweltaktivist*Innen in Lateinamerika, die nicht selten im Zusammenhang mit dem Bergbau stehen.
„Ebenso sehen wir, wie ungleich unsere Ressourcen verteilt sind. So besitzen in Peru von 1.000 Personen 77 ein Auto, in Deutschland sind es hingegen 480 von 1.000. Um die Schäden zu reduzieren, müssen wir also – wie auch im Critical Raw Materials Act gefordert – die Kreislaufwirtschaft voranbringen und insgesamt schauen, wie wir intelligente Lösungen umsetzen, um unseren Ressourcenkonsum zu senken“, sagt Johanna Sydow.
Johanna Sydow ist Referentin internationale Umweltpolitik bei der Heinrich-Böll-Stiftung.

Das Fact-Sheet „Rohstoffe aus Lateinamerika“ der Heinrich-Böll-Stiftung steht über diesen Link zum Download als PDF-Datei bereit.
Weitere Beiträge rund um das Thema Rohstoffe und Extraktivismus in Lateinamerika stehen im „Blendwerk 2/23: Der globale Hunger nach Rohstoffen und seine Folgen für Mensch und Umwelt“ der Heinrich-Böll-Stiftung über diesen Link zum Download als PDF-Datei bereit.