Anpassungsindex von Brot für die Welt belegt wachsende Ungerechtigkeit bei internationaler Klimafinanzierung

 

Bei der UN-Klimakonferenz COP29 im November 2024 in Baku stehen Verhandlungen über ein neues Klimafinanzierungsziel für die Zeit nach 2025 im Fokus. Viele der Länder, die am stärksten von Klimarisiken betroffen sind, darunter die ärmsten und fragilsten Staaten der Welt, benötigen dringend mehr Unterstützung. Während die Klimaschäden weltweit massiv steigen, fehlt es gerade diesen Ländern zunehmend an Mitteln zur Anpassung an den Klimawandel, und die Verteilung der zu geringen Mittel ist darüber hinaus extrem ungleich.

(Berlin, 15. Oktober 2024) Der Klima-Anpassungsindex 2024 von Brot für die Welt offenbart alarmierende Ungerechtigkeiten bei der Verteilung internationaler Finanzierung zur Klimaanpassung. „Die Bereitstellung von Hilfsgeldern für Klima-Anpassung ist eine Überlebensfrage“, sagt Dagmar Pruin, Präsidentin von Brot für die Welt. „Die Situation verschärft sich zunehmend für die vom Klimawandel am meisten betroffenen Bevölkerungsgruppen, da die ohnehin zu knappen Gelder auch noch unfair verteilt werden. Damit droht den meisten Ländern eine dauerhafte Schutzlücke, die eine nachhaltige Entwicklung unmöglich macht.“ Der Index, der die Verteilung der Finanzmittel nach dem Klimarisiko der Länder des Globalen Südens bewertet, zeigt, dass 90 Prozent der bewerteten Länder weniger Finanzmittel erhalten haben, als ihnen bei einer gerechten Verteilung zustehen würden.

Die Ergebnisse sind ernüchternd: Während die Klimaschäden weltweit massiv steigen, fehlt es gerade armen Ländern zunehmend an Mitteln zur Anpassung an den Klimawandel. Der Anpassungsindex zeigt, dass die Verteilung der zu geringen Mittel darüber hinaus extrem ungleich ist:

  • 37 der 129 untersuchten Länder erhielten weniger als die Hälfte der für sie angemessenen Mittel und sind damit extrem unterfinanziert,
  • 50 Länder erhielten maximal 64 Prozent (stark unterfinanziert),
  • während 29 Länder bis zu 80 Prozent ihrer risikogerechten Finanzmittel erhielten (mäßig unterfinanziert).

Besonders stark von Unterfinanzierung gegen die Folgen des Klimawandels betroffen sind Zentral- und Ostafrika sowie Südasien: Die zehn am stärksten unterfinanzierten Länder sind Afghanistan, Tschad, Südsudan, Somalia, Niger, Mali, Jemen, Äthiopien, Uganda und der Irak.

Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Situation weiter verschlechtert. Die Bevölkerung in den Ländern, die gegen die Folgen des Klimawandels als extrem oder stark unterfinanziert gelten – dazu gehören auch China, Indien, Indonesien, Pakistan und Nigeria –, ist um 230 Millionen Menschen gestiegen – das sind 96,7 Prozent der gesamten Bevölkerung der bewerteten Länder. Die Länder mit dem höchsten Klimarisiko sind extrem unterfinanziert. Zugleich sind alle Länder der zweithöchsten Risikokategorie entweder extrem oder stark unterfinanziert.

Die Ergebnisse des Anpassungsindex 2024 zeigen klar, dass viele der Länder, die am stärksten von Klimarisiken betroffen sind, darunter die ärmsten und fragilsten Staaten der Welt, dringend mehr Unterstützung benötigen. Bei der UN-Klimakonferenz COP29 im November 2024 in Baku stehen Verhandlungen über ein neues Klimafinanzierungsziel für die Zeit nach 2025 im Fokus.

„Die ärmsten Staaten sind auf Unterstützung in der Klimakrise angewiesen. Deutschland sollte hier eine Vorreiterrolle einnehmen und sich für eine bedarfsorientierte Bereitstellung von Klimahilfen und für mehr Verteilungsgerechtigkeit einsetzen“, so Sabine Minninger, Klimaexpertin von Brot für die Welt.

Deutschland schneidet in der Verteilung seiner Klimaanpassungsfinanzierungen ähnlich ab wie der Durchschnitt der internationalen Gemeinschaft. Während Deutschland die Gelder für Afrika und die am wenigsten entwickelten Länder etwas fairer als der Durchschnitt verteilt, fällt es bei den pazifischen Inselstaaten hinter den Durchschnitt zurück.

Hintergrund

Der Anpassungsindex von Brot für die Welt wurde von Climate & Development Advice erstellt und von der Munich Climate Insurance Initiative geprüft. Der Anpassungsindex 2024, der für den Zeitraum 2015 bis 2021 berechnet wurde, erfasst insgesamt 129 Länder. Dabei berücksichtigt er sowohl das länderspezifische Klimarisiko, basierend auf angepassten Daten des EU Inform Risk Index, als auch die internationalen Klimaanpassungsfinanzierungen aus der OECD-DAC-Datenbank. Darüber hinaus wurde zum ersten Mal die Verteilung der deutschen Finanzhilfe an dieselben Länder analysiert und mit der internationalen Verteilung verglichen.

Der Anpassungsindex von Brot für die Welt ist ein wichtiges, aber kein allein ausreichendes Bewertungskriterium für die Klimaanpassungsfinanzierung: Er misst nur die Verteilung von verfügbaren Mitteln bezogen auf länderspezifische Klimarisiken und trifft keine Aussagen darüber, welche absoluten Beträge erforderlich wären, um ein Land klimaresilient zu machen.

Sabine Minninger ist Klimaexpertin von Brot für die Welt.

Der Klima-Anpassungsindex 2024 von Brot für die Welt steht über diesen Link zum Download als PDF-Datei bereit. Eine Online-Aufbereitung des Klima-Anpassungsindex 2024 steht über diesen Link bereit.

Der Klima-Anpassungsindex 2023 von Brot für die Welt steht über diesen Link zum Download als PDF-Datei bereit.