G20-Länder: Weniger als acht Cent von jedem Dollar an Steuereinnahmen stammen aus Steuern auf Vermögen

 

Durch ein moderates Vermögenssteuer-Modell könnten allein in Deutschland nach Oxfam-Schätzungen rund 85 Milliarden US-Dollar pro Jahr generiert werden. Das Geld könnte in die Bekämpfung von Armut und Ungleichheit sowie den Klimaschutz investiert werden. Eine von den Patriotic Millionaires vorgestellte Umfrage hat ergeben, dass höhere Vermögenssteuern bei Dollarmillionären aus allen G20-Ländern auf Zustimmung stoßen.

(Berlin, 27. Februar 2024) Weniger als acht Cent von jedem Dollar, der in den G20-Ländern an Steuereinnahmen erzielt wird, stammen aus Steuern auf Vermögen. Darauf verweist die internationale gemeinnützige Organisation Oxfam im Vorfeld des Treffens der G20-Finanzminister am 28. und 29. Februar 2024 in São Paulo, Brasilien. Im Vergleich dazu stammen mehr als 32 Cent pro US-Dollar aus Steuern auf Waren und Dienstleistungen, wie zum Beispiel auf Lebensmittel und andere lebensnotwendige Güter. So wird ein Großteil der Steuerlast auf Menschen mit geringem Einkommen verlagert.

Tobias Hauschild, Leiter Soziale Gerechtigkeit bei Oxfam Deutschland, kommentiert: „Weltweit haben die reichen Bevölkerungsteile in den vergangenen Jahrzehnten von Steuersenkungen auf Vermögen und Einkommen profitiert, die Ungleichheit ist dramatisch gestiegen. Superreiche müssen endlich ihren fairen Beitrag zum Allgemeinwohl leisten. Eine Vermögenssteuer für die Multi-Millionär*innen und Milliardär*innen der Welt könnte jährlich die so dringend benötigten Finanzmittel für das Gemeinwohl generieren. Wir begrüßen daher den Vorschlag der brasilianischen G20-Präsidentschaft, ein globales Abkommen über die Besteuerung der Superreichen zu schmieden, um die weltweite Ungleichheit zu verringern. Die Bundesregierung sollte sich diesem Vorschlag anschließen und durch die Einführung einer Vermögenssteuer das richtige Signal setzen. So kann der in diesem und den kommenden Jahren geplante Kahlschlag im Entwicklungsetat des Bundeshaushalts verhindert und in die Bekämpfung von Armut und Ungleichheit sowie den Klimaschutz investiert werden – hier und weltweit.“

Oxfam schlägt folgendes Steuer-Modell vor:

  • Zwei Prozent auf Vermögen von über fünf Millionen US-Dollar,
  • drei Prozent auf Vermögen von über 50 Millionen US-Dollar und
  • fünf Prozent für Vermögen, die eine Milliarde US-Dollar übersteigen.

So könnten weltweit 1,8 Billionen US-Dollar zusammenkommen. Allein in Deutschland könnten so nach Oxfam-Schätzungen rund 85 Milliarden US-Dollar pro Jahr generiert werden.

Eine jüngst von den Patriotic Millionaires vorgestellte Umfrage unter 2.300 Personen hat zudem ergeben, dass höhere Vermögenssteuern bei Dollarmillionären aus allen G20-Ländern auf Zustimmung stoßen:

  • Demnach befürworten 74 Prozent der Befragten höhere Vermögenssteuern, um die Lebenshaltungskostenkrise zu bekämpfen und die öffentlichen Dienstleistungen zu verbessern.
  • 50 Prozent gaben außerdem an, dass extremer Reichtum eine „Gefahr für die Demokratie“ ist.

Die Umfrage ist Teil des Berichts „Proud to Pay More“. Die Mitglieder der G20 erheben im Durchschnitt nur 7,6 Prozent ihrer Steuereinnahmen durch Steuern auf Vermögen (wobei Indien, Russland und Saudi-Arabien unberücksichtigt bleiben, da keine Daten verfügbar sind). Zu den Vermögenssteuern gehören Grundsteuer, Erbschaftssteuer, wiederkehrende und nicht wiederkehrende Steuern auf das Nettovermögen und alle anderen Formen von Vermögenssteuern. Im Durchschnitt erheben diese G20-Länder 32,3 Prozent ihrer Steuereinnahmen durch Steuern auf Waren und Dienstleistungen (4,24-mal so viel), einschließlich Mehrwertsteuer und anderer indirekter Steuern. Die Daten stammen aus der Global Revenue Statistics Database der OECD.

Tobias Hauschild ist Leiter Soziale Gerechtigkeit bei Oxfam Deutschland.

Der Report „proud to pay more“ steht über diesen Link zum Download als PDF-Datei bereit.