Mädchen in Konfliktregionen droht deutlich häufiger Frühverheiratung

 

Obwohl zwischen 2008 und 2018 weltweit schätzungsweise 25 Millionen frühe Ehen verhindert wurden, ist die Welt weit davon entfernt, das globale Ziel für nachhaltige Entwicklung zu erreichen, Frühverheiratungen bis 2030 zu beenden. Denn neue und andauernde Konflikte, die sich verschärfenden Klimakrise, die Corona-Pandemie und in der Folge die schlimmste globale Nahrungsmittelkrise seit Jahrzehnten bedrohen die erzielten Fortschritte. Das geht aus dem aktuellen „Global Girlhood Report 2022: Girls on the Frontline“ der Menschenrechtsorganisation Save the Children hervor.

(Berlin / London, 11. Oktober 2022) Mädchen in Konfliktregionen werden deutlich häufiger frühverheiratet als Mädchen, die in friedlichen Gebieten leben. Das Risiko liegt um 20 Prozent höher, wie die aktuelle Analyse „Global Girlhood Report 2022: Girls on the Frontline“ von Save the Children anlässlich des Internationalen Mädchentages am 11. Oktober belegt. In West- und Zentralafrika – einer Region, die von Konflikten, Klimakatastrophen und in der Folge von Armut und Hunger betroffen ist – kommt es weltweit am häufigsten zu Ehen im Kindes- oder frühen Jugendalter. Auch Mädchen in Ostasien und der Pazifikregion, in Lateinamerika und der Karibik sowie in Südasien sind stark von konfliktbedingter Frühverheiratung bedroht. Insgesamt leben fast 90 Millionen Mädchen dieser Welt in Kriegs- oder Konfliktgebieten.

„Konflikte haben verheerende Auswirkungen auf Familien“, betont Inger Ashing, internationale Geschäftsführerin von Save the Children. „Sie sind gezwungen ihre Häuser, Schulen und Arbeitsplätze zu verlassen und in provisorischen Lagern Schutz zu suchen. Dort ist es oft eng, es gibt wenig Unterstützung und kaum Möglichkeiten, Geld zu verdienen – und so gut wie keinen Schutz vor Gewalt. Dieser Jahrestag [der Internationale Mädchentag am 11. Oktober, d. Red.] sollte ein Weckruf an Regierungen sein! Mädchen müssen vor Frühverheiratung und deren verheerenden Folgen für ihr gesamtes Leben geschützt werden. Das fängt damit an, dass Mädchen bei Entscheidungen, die sie betreffen, ein Mitspracherecht

Im jährlichen „Global Girlhood Report“ von Save the Children analysierte die Kinderrechtsorganisation dieses Mal Daten von mehr als zwei Millionen Frauen und Mädchen aus 56 Ländern.

Darunter sind auch Kinder und Jugendliche, die durch Konflikte in der irakischen Region Kurdistan (IRK) und im Südsudan vertrieben wurden: Zwischen 2020 und 2021 wurden mehr als 600 Interviews mit 139 Mädchen in beiden Ländern geführt. Einige wurden entführt und zur Heirat gezwungen, andere gaben dem Druck der Familie nach oder heirateten nach einer ungeplanten Schwangerschaft. Mädchen in beiden Ländern berichteten, dass die Heirat in Zeiten extremer wirtschaftlicher Not den Lebensunterhalt ihrer Familien sichern sollte. Alle befragten Mädchen beschrieben, dass Gewalt oder patriarchalische Regeln sie einschränken.

Der Bericht untersucht auch die Fortschritte zur Beendigung der Frühverheiratung, die seit Einführung des Internationalen Mädchentages 2012 gemacht wurden. Obwohl zwischen 2008 und 2018 weltweit schätzungsweise 25 Millionen frühe Ehen verhindert wurden, ist die Welt weit davon entfernt, das globale Ziel für nachhaltige Entwicklung zu erreichen, Frühverheiratungen bis 2030 zu beenden. Denn neue und andauernde Konflikte, die sich verschärfenden Klimakrise, die Corona-Pandemie und in der Folge die schlimmste globale Nahrungsmittelkrise seit Jahrzehnten bedrohen die erzielten Fortschritte.

Inger Ashing ist internationale Geschäftsführerin von Save the Children.

Der aktuelle „Global Girlhood Report 2022: Girls on the Frontline“ steht über diesen Link zum Download als PDF bereit.

Eine kurze Zusammenfassung des aktuellen „Global Girlhood Report 2022: Girls on the Frontline“ steht über diesen Link zum Download als PDF bereit.