MTU: Münchener Technik für Bombenkrieg im Jemen

 

Der Krieg im Jemen wird ganz überwiegend mit Kampfflugzeugen geführt, in denen Triebwerkskomponenten des Münchener DAX-Konzerns MTU verbaut sind. Dazu gehören Tornados, Eurofighter, F18 Hornet, F15 Strike Eagle und viele Modelle der F16 Fighting Falcon. Rüstungslieferanten wie MTU profitieren von einer laxen deutschen Rüstungsexportpolitik: Trotz ihrer Ankündigung im Koalitionsvertrag von vor über zwei Jahren hat es die schwarz-rote Regierungskoalition noch immer nicht geschafft, Rüstungslieferungen für den Jemenkrieg konsequent zu unterbinden.

(München, Sanaa 5. August 2020) Zur heutigen Hauptversammlung des Münchener Rüstungslieferanten MTU Aero Engines kritisieren urgewald und das Berliner Informationszentrum für Transatlantische Sicherheit (BITS) das mangelnde humanitäre Verantwortungsbewusstsein des DAX-Konzerns. MTU ist ein wichtiger Lieferant von Triebwerkskomponenten für Kampfjets wie den Eurofighter, die die Kriegsparteien im seit fünf Jahren andauernden Jemenkrieg einsetzen.

BITS-Direktor Otfried Nassauer kommentiert: „Der Krieg im Jemen wird ganz überwiegend mit Kampfflugzeugen geführt, in denen Triebwerkskomponenten von MTU verbaut sind. Dazu gehören Tornados, Eurofighter, F18 Hornet, F15 Strike Eagle und viele Modelle der F16 Fighting Falcon. Kaum einer der benutzten Kampfjets könnte seine tödliche Fracht auf Ziele im Jemen abwerfen, wenn die Komponenten des Münchener Konzerns nicht wären. Überspitzt gesagt: Ohne MTU wäre der Bombenkrieg wahrscheinlich ausgefallen.“

Barbara Happe, Rüstungs-Campaignerin bei urgewald, sagt: „Rüstungslieferanten wie MTU profitieren von einer laxen deutschen Rüstungsexportpolitik. Trotz ihrer Ankündigung im Koalitionsvertrag von vor über zwei Jahren hat es die schwarz-rote Regierungskoalition noch immer nicht geschafft, Rüstungslieferungen für den Jemenkrieg konsequent zu unterbinden. Die Politik muss Rüstungsexporte deutscher Firmen in Kriegs- und Krisengebiete und Zulieferungen für solche Rüstungsgüter endlich stoppen.“

Laut MTU-Geschäftsbericht 2019 sind die Umsatzerlöse im militärischen Triebwerksgeschäft zuletzt um 6,4 Prozent auf 458,7 Mllionen Euro gestiegen. MTU liefert Triebwerkskomponenten für fast alle im Jemenkrieg eingesetzte Kampfjets. Dazu zählt der Eurofighter, von dem bis 2017 insgesamt 72 Modelle an Saudi-Arabien geliefert wurden, die die Regierung in Riad nun auch im Jemenkrieg einsetzt. Ein Vertrag über weitere 48 Eurofighter für Saudi-Arabien ist geplant.

Dr. Barbara Happe verantwortet den Bereich Banken- und Rüstungskampagnen bei urgewald.

Die Jemen-Kriegspartei Kuwait soll noch dieses Jahr die ersten von 28 bestellten Eurofightern erhalten und in den nächsten Jahren weitere 28 F18 Super Hornets.  Beide arbeiten mit MTU-Technik. Kuwait hat sich bereits mit mindestens 3000 Flügen am Luftkrieg im Jemen beteiligt. Auch in den Triebwerken der bereits eingesetzten F18-Kampfjets stecken MTU-Komponenten. Das gleiche gilt für die meisten F16-Kampfjets, die Länder wie Ägypten, Bahrain oder Jordanien einsetzen.

Über 20.000 Luftangriffe der saudisch-geführten Kriegsallianz sind seit Kriegsbeginn gezählt worden, immer wieder kommen Zivilist*innen bei den Angriffen zu Tode. Fast ein Drittel der Bombardements traf zivile Einrichtungen wie Schulen, Gesundzeitszentren und Krankenhäuser oder Einrichtungen der Lebensmittel- und Wasserversorgung. Nachdem die Zahl der Luftangriffe zu Beginn des Jahres vorübergehend zurückging, steigt sie inzwischen wieder. Allein im Juni wurden laut Yemen Data Project in 32 Fällen nicht-militärische Ziele attackiert.

MTU hat sich als Mitglied des UN Global Compact zum Schutz der Menschenrechte verpflichtet. Gleichzeitig hält der Konzern an seinen Zulieferungen für Kampfjets fest, wohl wissend, dass diese auch im Jemenkrieg von kriegführenden Parteien eingesetzt werden und dabei immer wieder Zivilist*innen töten, womit die verantwortlichen Staaten gegen das Humanitäre Völkerrecht verstoßen.

Barbara Happe sagt: „Mit Blick auf den Jemen wirken die Bekenntnisse von MTU zum Menschenrechtsschutz zynisch. Die Bundesregierung muss dem Aufrüsten von Kriegsparteien durch deutsche Lieferanten endlich einen Riegel vorschieben.“