„Schwarzbuch Krankenhaus“: Erfahrungen in Kliniken am Limit, im kaputt gesparten Gesundheitssystem

 

Eine Publikation der Rosa-Luxemburg-Stiftung zeigt, was „Pflegenotstand“ in der Realität für Patientinnen und Pflegende bedeutet. Gleichzeitig soll das „Schwarzbuch Krankenhaus“ auch Ermutigung sein, sich nicht mit den bestehenden Verhältnissen abzufinden, sondern aktiv zu werden: Da sind innerbetrieblich Betriebsräte und Gewerkschaftsvertreterinnen, die angesprochen werden können; und jede*r Betroffene kann Außenstehende wie etwa Behörden oder Medien informieren – ein Rechtsanwalt erläutert in einem Interview die entsprechenden gesetzlichen Regelungen und Fallstricke.

(Berlin, 10. Mai 2023) Welches Ausmaß die Missstände in deutschen Krankenhäusern angenommen haben, dokumentiert eine Publikation der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Pflegekräfte und Gesundheitsbeschäftigte schildern die unhaltbaren Zustände im Klinikalltag.

„Es sind erschreckende Berichte, die einen ungeschönten Einblick in den Klinikalltag und damit in das kaputt gesparte Gesundheitssystem geben, in dem nicht der Mensch, sondern der Profit von Krankenhauskonzernen im Mittelpunkt steht“, so Geschäftsführerin Daniela Trochowski von der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Die Publikation zeige, was „Pflegenotstand“ in der Realität für Patient*innen und Pflegende bedeute. Die 30 veröffentlichen Erfahrungsberichte sind laut Paula Schenkenberger nur die Spitze des Eisberges:

  • „Kollektiv das Schweigen zu brechen und unsere Erfahrungen zu teilen ist ein erster wichtiger Schritt, um Veränderungen in Gang zu bringen. Unser Ziel ist ein menschenwürdiges Gesundheitssystem.“ Über 100 Berichte haben sie und ihre Kolleg*innen bereits gesammelt und zum Teil online veröffentlicht. Mit der Publikation liegt jetzt erstmals eine komprimierte gedruckte Fassung vor, die gleichzeitig über Hintergründe zu Personalmangel im Krankenhaus und mögliche Auswege informiert.
  • „Kliniken sind am Limit. Menschen sterben, weil am Personal gespart wird. Täglich spielen sich unvorstellbare Szenen ab. Von Neugeborenen, die ins Leben stürzen, weil keine Hebamme da ist, um sie aufzufangen, über Patient*innen, die nicht davon abgehalten werden können, sich im Krankenhaus das Leben zu nehmen, weil die Kolleg*innen am Limit arbeiten, bis hin zu Menschen, die in Wartezimmern unbemerkt versterben,“ so Paula Schenkenberger, Teil des Herausgeberinnenkollektivs.

Gleichzeitig soll das „Schwarzbuch Krankenhaus“ auch Ermutigung sein ‑ eine Ermutigung, sich nicht mit den bestehenden Verhältnissen abzufinden, sondern aktiv zu werden. Dafür gibt es unterschiedliche Möglichkeiten und diese werden in der Publikation beschrieben:

  • Da sind innerbetrieblich Betriebsräte und Gewerkschaftsvertreter*innen, die angesprochen werden können.
  • Auch Außenstehende wie Behörden oder Medien können informiert werden. Rechtsanwalt Daniel Weidmann erläutert in einem Interview die entsprechenden gesetzlichen Regelungen und Fallstricke.
  • Und es gibt Tipps, wie selbst Erfahrungsberichte verfasst und die Erlebnisse mit Kolleg*innen geteilt werden können. Diese Berichte sollen weiter gesammelt und online veröffentlicht werden.

Daniela Trochowski ist Geschäftsführerin der Rosa-Luxemburg-Stiftung.

Das „Schwarzbuch Krankenhaus“ steht über diesen Link zum Download als PDF bereit.