Vermögensverwalter Union Investment geht im Ausschluss von Öl- und Gas-Investitionen voran
Als erster großer Vermögensverwalter in Deutschland schränkt Union Investment Finanzgeschäfte in fossilen Bereichen gezielt ein. Ab 1. Januar 2025 dürfen sämtliche Fonds von Union Investment unter anderem nicht mehr in Unternehmen investieren, die mindestens fünf Prozent ihres Umsatzes mit der Förderung von Teersand erzeugen. Der Vermögensverwalter will außerdem stärker auf Konzerne einwirken, die ihre Öl- und Gas-Förderaktivitäten deutlich ausbauen wollen.

(Frankfurt, 14. Juni 2024) Am 13. Juni 2024 hat Union Investment neue Regeln für Investitionen im Öl- und Gassektor veröffentlicht. Als erster großer Vermögensverwalter in Deutschland schränkt er seine Finanzgeschäfte in diesen fossilen Bereichen gezielt ein. Bei der Anwendung seiner neuen Regeln arbeitet er mit der von der Umwelt- und Menschenrechtsorganisation urgewald herausgegebenen Datenbank „Global Oil and Gas Exit List“ (GOGEL). Mit der neuen Richtlinie schränkt Union Investment Geldanlagen in Öl- und Gasförderer ein. Der Vermögensverwalter will außerdem stärker auf Konzerne einwirken, die ihre Öl- und Gas-Förderaktivitäten deutlich ausbauen wollen.
Julia Dubslaff, Finanz-Campaignerin bei urgewald, kommentiert: „Wir freuen uns, dass Union Investment mit dieser Regelung zu Öl und Gas vorangeht. Die Ausweitung der Produktion in den Fokus zu nehmen, ist ein wichtiges Signal an Konzerne wie Wintershall Dea oder TotalEnergies, die endlich ihr Geschäftsmodell umstellen müssen. Andere deutsche Fondsanbieter, allen voran Allianz Global Investors, DWS und Deka, sollten sich daran ein Beispiel nehmen. Doch dies kann nur ein Anfang sein, denn viele Öl- und Gasunternehmen werden von den neuen Regeln nicht erfasst. So kann Union Investment weiter ungebremst in Unternehmen wie Venture Global LNG oder Sempra Energy investieren, die zwar kein Öl und Gas fördern, aber deren Verarbeitung und Transport ermöglichen. Zudem erhalten Öl- und Gasproduzenten in konventionellen Fonds eine jahrelange Schonfrist bis 2030. Das ist angesichts der ungebremsten Klimakrise halbherzig.“
Die Union Investment (vollständige Bezeichnung: Union Asset Management Holding AG) hat ihren Hauptsitz in Frankfurt am Main und zahlreiche Tochtergesellschaften im In- und Ausland. Das von den einzelnen Unternehmensbereichen verwaltete Vermögen betrug zum 31. Dezember 2022 rund 413,1 Milliarden Euro. Die Anteilseigner von Union Investment stammen aus der Genossenschaftlichen FinanzGruppe Volksbanken Raiffeisenbanken. Mit über 5,8 Millionen Kundinnen und Kunden gehört Union Investment zu den führenden Fondsgesellschaften in Deutschland.
Die Bewertung der neuen Investitionsregeln von Union Investment durch die Umwelt- und Menschenrechtsorganisation urgewald:
- Ab 1. Januar 2025 dürfen sämtliche Fonds von Union Investment nicht mehr in Unternehmen investieren, die mindestens fünf Prozent ihres Umsatzes mit der Förderung von Teersand erzeugen. Außerdem will Union Investment den Vorständ*innen und Aufsichtsrät*innen auf Hauptversammlungen die Entlastung verweigern, wenn ihre Unternehmen die Öl- und Gasproduktion „substanziell“, das heißt um mindestens zehn Prozent ausweiten wollen. Es ist laut urgewald ein wichtiges Signal, dass Union Investment auch Gasförderer in den Fokus rückt. Allerdings lege Union Investment den Fokus nur auf die Produktion, obwohl auch der Bau von LNG-Terminals und Pipelines die Produktion von Öl und Gas bedinge. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass die Nicht-Entlastung zwar ein deutliches Zeichen an das Management der Öl- und Gaskonzerne sei, dieser Schritt jedoch nur mit einer kritischen Masse anderer Investoren eine Wirkung entfalten könne.
- Ab 1. April 2025 dürfen ESG-Fonds nicht mehr in Öl- und Gasproduzenten investieren. ESG-Fonds sind Fonds, die bei ihren Investitionen auf Umweltschutz, soziale Aspekte und gute Unternehmensführung achten beziehungsweise diese gezielt fördern. Nach Angaben von Union Investment verwalten diese Fonds 91 Milliarden Euro oder ein Fünftel des Gesamtvermögens von Union Investment. Betroffen von der Regelung zu ESG-Fonds sind unter anderem die führenden europäischen Konzerne der Branche: Shell, Total Energies und BP. Ebenso der führende deutsche Öl- und Gasproduzent Wintershall Dea. Dies sei laut urgewald ein ebenso begrüßenswerter wie längst überfälliger Schritt, den aber andere Investoren noch nicht gegangen seien. Nachhaltigkeitsfonds sollten per se nicht in Konzerne investieren, die die Klimakrise weiter anheizen.
- Ab 2030 möchte Union Investment beginnen, Öl- und Gasproduzenten aus sämtlichen Fonds auszuschließen, wenn diese keine „glaubhafte Strategie zur Anpassung ihres Förderverhaltens an eine Netto-Null-Welt“ haben. Das sei, so urgewald, zwar angesichts der fortschreitenden Klimakrise viel zu lange hin, doch allein eine solche Ankündigung sei ein Zeichen an die produzierenden Unternehmen. Entscheidend für die Wirksamkeit sei hierbei eine scharf formulierte Definition für eine solche „glaubhafte“ Transformationsstrategie.
- Ab 2050 soll es, mit wenigen Ausnahmen, keinerlei Investitionen mehr in größere Öl- und Gasproduzenten geben.
Julia Dubslaff ist Finanz-Campaignerin bei urgewald.
