Wem gehört Berlin?

 

Die Hälfte der Stadt Berlin gehört Multimillionären, hat eine systematische Auswertung von Eigentumsverhältnissen im Immobilienbereich in Berlin und der verschiedenen dahinterstehenden Geschäftsmodelle durch die Rosa-Luxemburg-Stiftung ergeben. Sie räumt mit dem Mythos des netten kleinen Privatvermieters als Hauptakteur auf dem Immobilienmarkt genauso auf wie mit dem Mythos, dass der Verkauf von Eigentumswohnungen an Selbstnutzer unter den jetzigen Bedingungen zu sozialer Absicherung und bezahlbarem Wohnraum beiträgt. Die ungebrochenen Preissteigerungen auf dem Wohnungsmarkt bringen den Eigentümern immense leistungslose Renditen von teilweise über 20 Prozent im Jahr; die Rosa-Luxemburg-Stiftung vergleicht zudem Geschäftszahlen und -praktiken der börsennotierten Wohnungsunternehmen mit den landeseigenen und genossenschaftlichen Gegenstücken.

(Berlin, 10. November 2020) Die Hälfte der Stadt Berlin gehört Multimillionären. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Untersuchung der Rosa-Luxemburg-Stiftung mit dem Titel „Wem gehört die Stadt? Analyse der Eigentümergruppen und ihrer Geschäftspraktiken auf dem Berliner Immobilienmarkt“. Hierbei handelt es sich um die erste systematische Auswertung von Eigentumsverhältnissen im Immobilienbereich in Berlin und den verschiedenen dahinterstehenden Geschäftsmodellen. Sie öffnet die Blackbox der privaten Großgrundbesitzer, über die bisher wenig bekannt ist. Die Studie beschreibt bis dato unbekannte Eigentümer mit mehr als 3.000 Wohnungen genauso wie solche, die unterhalb dieser Grenze liegen und über die bisher kaum etwas bekannt ist.

„Die Studie räumt mit dem Mythos des netten kleinen Privatvermieters als Hauptakteur auf dem Immobilienmarkt genauso auf, wie mit dem Mythos, dass der Verkauf von Eigentumswohnungen an Selbstnutzer unter den jetzigen Bedingungen zu sozialer Absicherung und bezahlbarem Wohnraum beiträgt“, sagt Studienautor Christoph Trautvetter, Leiter des Projekts „Wem gehört die Stadt?“ der Rosa-Luxemburg-Stiftung.

Die ungebrochenen Preissteigerungen auf dem Wohnungsmarkt bringen den Eigentümern immense leistungslose Renditen von teilweise über 20 Prozent im Jahr. Die Studie vergleicht zudem Geschäftszahlen und -praktiken der börsennotierten Wohnungsunternehmen mit den landeseigenen und genossenschaftlichen Gegenstücken.

„Der Ausverkauf der Stadt geht weiter, obwohl politisch vor allem von Rot-Rot-Grün dagegengehalten wird: zum Beispiel durch das kommunale Vorkaufsrecht, aber auch durch die Skandalisierung von Share-Deals und Initiativen für mehr Transparenz. Im Immobilienmarkt sind sowohl die finanziellen Ressourcen, als auch der Zugang zu Informationen sehr ungleich verteilt. Mit ihrer Studie zur Offenlegung der Eigentumsverhältnisse von Immobilien in Berlin leistet die Rosa-Luxemburg-Stiftung wichtige politische Bildungsarbeit und gibt damit Akteur*innen Rüstzeug an die Hand, mit dem sie sich informieren und gegen den Ausverkauf ihrer Stadt zur Wehr setzen können“, sagt Daniela Trochowski, Geschäftsführerin der Rosa-Luxemburg-Stiftung.

Daniela Trochowski ist Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Rosa-Luxemburg-Stiftung.
Die Studie „Wem gehört die Stadt? Analyse der Eigentümergruppen und ihrer Geschäftspraktiken auf dem Berliner Immobilienmarkt“ steht über diesen Link zum Download als PDF bereit. Mieter*innen können unter www.wemgehoertdiestadt.de mit wenigen Klicks in die Daten der Recherche eintauchen. Die Website enthält weitere Daten zu den in der Studie vorgestellten Eigentümer*innen und zu mehr als zweihundert weiteren Akteuren des Berliner Immobilienmarkts. Damit erleichtert sie Mieter*innen, anhand ihrer Adresse oder der ihnen bekannten Firma nach weiteren Anhaltspunkten zu den Hauseigentümer*innen zu suchen.