Deutsche Banken finanzieren atomares Wettrüsten, Volksbanken verkaufen tödliches Investment an Privatanleger

 

Deutsche Kreditinstitute beteiligen sich mit Milliardenbeträgen am weltweiten nuklearen Wettrüsten, geht aus der Studie „DON’T BANK ON THE BOMB“ für 2018 hervor. Insgesamt haben die Nuklearfirmen der Studie zufolge mindestens 525 Milliarden US-Dollar erhalten. Das ist ein Anstieg um 81 Milliarden US-Dollar gegenüber der Vorgängerstudie von Dezember 2016.

(Berlin, 7. März 2018) Deutsche Kreditinstitute finanzieren mit Milliardenbeträgen die Herstellung von Atomwaffen und beteiligen sich so am weltweiten nuklearen Wettrüsten. Das geht aus der Studie „DON’T BANK ON THE BOMB“ für 2018 hervor, die am heutigen Mittwoch von der Internationalen Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (ICAN) und der niederländischen Friedensorganisation PAX veröffentlicht wird. Demnach haben zehn deutsche Finanzdienstleister seit Januar 2014 insgesamt rund 10,37 Milliarden US-Dollar (8,41 Milliarden Euro) den Atomwaffen-Produzenten zur Verfügung gestellt. Die Volks- und Raiffeisenbanken verkaufen das tödliche Investment sogar über den Fonds „UniGlobal“ an Privatanleger. Die im Bericht untersuchten Rüstungsunternehmen produzieren Atombomben, Atomsprengköpfe sowie Atomraketen oder sind mit der Wartung dieser Systeme beauftragt.

Der hierzulande mit Abstand größte Finanzier bleibt die Deutsche Bank. Im Vergleich zur vorangegangenen Studie vom Dezember 2016 sind die Investitionen der Deutschen Bank von 5,15 Milliarden auf 6,62 Milliarden US-Dollar gestiegen. Ins Auge fällt auch die Finanzspritze der DZ Bank, die ihr Investment in Atomwaffenhersteller von 66 Millionen auf 470 Millionen US-Dollar massiv erhöht hat. Die DZ Bank ist das Zentralinstitut von rund 1.000 Genossenschaftsbanken in Deutschland, dazu gehören etwa Volks- und Raiffeisenbanken.

Übersicht über die Investitionen seit Januar 2014

  1. Deutsche Bank: 6,620 Milliarden Dollar
  1. Commerzbank: 1,264 Milliarden Dollar
  2. Allianz: 1,036 Milliarden Dollar
  3. DZ Bank: 470 Millionen Dollar
  4. BayernLB: 454 Millionen Dollar
  5. Munich Re: 148 Millionen Dollar
  6. Siemens: 134 Millionen Dollar
  7. Helaba: 111 Millionen Dollar
  8. Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW): 66 Millionen Dollar
  9. Landesbank Baden-Württemberg (LBBW): 66 Millionen Dollar

Die DZ Bank unterstützt die US-amerikanische Rüstungsfirma Northrop Grumman mit mehr als 400 Millionen US-Dollar. Dieses Unternehmen produziert Atomraketen für das US-Arsenal und ist auch am britischen Atomwaffenprogramm beteiligt. Die DZ Bank hat diese Firma in den Fonds „UniGlobal“ aufgenommen. Es handelt sich um den „Vorzeige-Fonds der Volksbanken“ (FAZ) und er richtet sich vor allem an Privatpersonen, zum Beispiel für die Riester-Rente.

Dieses Investment der DZ Bank widerspricht dem Geist des eigenen Verhaltenskodexes. Dort heißt es: „Der Nachhaltigkeit unseres unternehmerischen Handelns und dessen Wertschöpfung messen wir eine hohe Bedeutung bei. Demgemäß berücksichtigen wir bei der Kreditvergabe neben wirtschaftlichen auch ökologische und ethische Faktoren.“

Aino-Ritva Weyers, Vorstandsmitglied von ICAN Deutschland, kommentiert: „Wenn Banken ethische Werte ernst nehmen, müssen sie Investitionen in Atomwaffen komplett ausschließen. Ansonsten nutzen sie das Geld ihrer Kunden, um deren potentiellen Tod zu finanzieren. Jede Unterstützung des atomaren Wettrüstens ist unverantwortlich.“ Im Juli vergangenen Jahres haben 122 Staaten bei den Vereinten Nationen ein Atomwaffenverbot beschlossen. Damit wurde verdeutlicht, dass der Einsatz und die Existenz dieser Waffen ethisch unter keinen Umständen vertretbar ist. Weyers: „Immer mehr Staaten erteilen Atomwaffen eine klare Absage. Wenn Banken weiter investieren, stehen sie auf der falschen Seite der Geschichte.“

Inga Blum q Inga Blum ist Mitglied im Vorstand von Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges – Ärzte in sozialer Verantwortung e.V. (IPPNW).
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Die internationale Studie „Don’t Bank on the Bomb“ bezieht sich auf die Zeit seit Januar 2014 und untersucht die Investitionen in 20 Atomwaffenhersteller. Dazu wurden verschiedene öffentlich zugängliche Quellen ausgewertet, etwa Berichte von Finanzinstituten, Medienmeldungen oder NGO-Informationen. Insgesamt haben die Nuklearfirmen der Studie zufolge mindestens 525 Milliarden US-Dollar erhalten. Das ist ein Anstieg um 81 Milliarden US-Dollar gegenüber der Vorgängerstudie. Diese ist im Dezember 2016 erschienen und bezieht sich auf die Zeit seit Januar 2013. Es gibt aber auch gute Nachrichten: Seit der Annahme des UN-Vertrags zum Verbot von Atomwaffen haben bereits 30 Unternehmen ihre Investitionen in diese Waffen beendet.

„Der im letzten Jahr beschlossene UN-Vertrag über ein Verbot von Atomwaffen verbietet jegliche Unterstützung des Erwerbs, der Entwicklung, Erprobung und Herstellung von Atomwaffen. Wer Atomwaffensysteme finanziert, stellt sich gegen das Völkerrecht, sobald der Vertrag in Kraft getreten ist“, erklärt Dr. Inga Blum, Vorstandsmitglied von Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges – Ärzte in sozialer Verantwortung e.V. (IPPNW). Die IPPNW appelliert an die Banken und Finanzdienstleister ihr Kapital aus dem Handel mit dem „tödlichen Investment“ abzuziehen. „Folgen Sie dem Beispiel von 30 Unternehmen, die ihre Investitionen in diese Waffen bereits beendet haben – darunter der norwegische Regierungsfonds und der niederländische Rentenfonds“, so Blum.

2018 Report 1 Die Studie „DON’T BANK ON THE BOMB“ lässt sich über diesen Link als PDF laden. Der Teil der Studie, der Deutschland betrifft, lässt sich über diesen Link als PDF laden.