Krieg und Militär haben eine verheerende Ökobilanz

 

Der Munich Security Report 2020 betont die Gefahren für die “nationale Sicherheit”, die der Klimawandel mit sich bringt, vor allem im Hinblick auf die Migration. “Politiker*innen und Militärs scheinen ihre Hauptaufgabe in der Abschottung ihrer Territorien vor Millionen von fliehenden Menschen zu sehen. Was bisher nicht in ihrem Fokus steht, ist die Tatsache, dass das Militär selbst für enorme Treibhausgasemissionen und die Entstehung von Fluchtbewegungen verantwortlich ist”, kritisiert die ärztliche Friedensorganisation IPPNW.


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(Berlin, 13. Februar 2020) Die ärztliche Friedensorganisation Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges, Ärzte in sozialer Verantwortung e. V. (IPPNW) fordert im Vorfeld der Münchner Sicherheitskonferenz, die vom 14. bis 16. Februar 2020 stattfindet, eine Reduktion der militärischen Treibhausgas-Emissionen durch Abrüstung. Nicht die Migration aufgrund des Klimawandels – so der diesjährige Munich Security Report ‑ darf als Sicherheitsrisiko definiert werden, sondern die militärische Aufrüstung selbst, die auf der einen Seite die Klimakatastrophe befeuert und finanzielle Ressourcen für deren effektive Bekämpfung bindet und auf der anderen Seite zu großem menschlichem Leid, zu Zerstörung von Infrastruktur und zur Entstehung von Fluchtbewegungen führt.

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Der diesjährige Munich Security Report betont die Gefahren für die „nationale Sicherheit“, die der Klimawandel mit sich bringt, vor allem im Hinblick auf die Migration. „Politiker*innen und Militärs scheinen ihre Hauptaufgabe in der Abschottung ihrer Territorien vor Millionen von fliehenden Menschen zu sehen. Was bisher nicht in ihrem Fokus steht, ist die Tatsache, dass das Militär selbst für enorme Treibhausgasemissionen und die Entstehung von Fluchtbewegungen verantwortlich ist“, kritisiert die IPPNW-Vorsitzende Susanne Grabenhorst.

Allein die Ökobilanz des militärischen Großmanövers Defender 2020, für das bis zu 20.000 US-Soldat*innen mit entsprechendem schweren Gerät über den Atlantik und anschließend quer durch Europa an die russische Grenze transportiert werden, sei immens. Der gewaltige Logistikaufwand wird sich in vielfältiger Form auch im zivilen deutschen Verkehrswesen niederschlagen, welches ohnehin bereits zu den Hauptverursachern von CO₂-Emissionen in Deutschland gehört. Damit leistet Deutschland mit der Bereitstellung militärischer Transportrouten einen weiteren Beitrag zur Klimakrise.

Seit Beginn des Krieges gegen den Terror 2001 und 2017 hat das US-Militär laut der Studie „The costs of War“ etwa 1,2 Milliarden Tonnen CO₂ ausgestoßen. Das ist mehr als ganze Länder wie Portugal, Dänemark oder Schweden ausstoßen. Und diese Zahlen sind unvollständig, da sie den Beitrag der US-Rüstungsindustrie zur Klimaerwärmung außen vor lassen, die circa 15 Prozent des gesamten Industrievolumens der USA ausmachen. Auch fehlen die Emissionen zerstörter Ölquellen des Gegners, die teils noch lange nach Zerstörung brennen.  Außerdem wird die Infrastruktur der angegriffenen Länder zerstört und der Wiederaufbau ist erneut mit Emissionen verbunden.

Die IPPNW kritisiert, dass die Emissionen der Militärmanöver der NATO-Partner bisher nicht erfasst werden. Wie im Dezember letzten Jahres als Antwort auf eine Kleine Anfrage im Bundestag bekannt wurde, sieht sich das deutsche Verteidigungsministerium nicht in der Lage, die Emissionen einzelner Manöver zu berechnen.

grabenhorstSusanne Grabenhorst ist stellvertretende Vorsitzende der ärztlichen Friedensorganisation Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges, Ärzte in sozialer Verantwortung e. V. (IPPNW).
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