Weltweite Ausgaben für Atomwaffen steigen um 1,4 Milliarden US-Dollar

 

Die ICAN-Studie „Complicit: 2020 Global Nuclear Weapons Spending“ listet die Ausgaben für Atomwaffen im Detail auf und benennt zudem Firmen und Konzerne, die von den Investitionen profitieren. Anhand tausender Verträge, Jahresberichte und Lobbyregister belegt die Studie, dass ein Dutzend Firmen 27,7 Milliarden US-Dollar für den Abschluss neuer Verträge bekommen haben, die in Zusammenhang mit dem Ausbau von Atomwaffen gebracht werden können. Diese Firmen hätten 117 Millionen Dollar dafür verwendet, Lobbyisten davon zu überzeugen, mehr Geld in die militärische Abwehr zu stecken; des weiteren seien 10 Millionen Dollar in die Unterstützung von „Think Tanks“ rund um „politische Lösungen“ zur Atomwaffenfrage geflossen.


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(Berlin, 7. Juni 2021) Trotz weltweiter Pandemie und Inkrafttreten des Atomwaffenverbotsvertrags haben die neun Atomwaffenstaaten im Jahr 2020 insgesamt 72,6 Milliarden US-Dollar für den Ausbau ihrer Atomwaffenarsenale ausgegeben. Das geht aus der heute von ICAN veröffentlichten Studie „Complicit: 2020 Global Nuclear Weapons Spending“ hervor. Der Report listet nicht nur die Ausgaben im Detail auf, sondern benennt zudem Firmen und Konzerne, die von den Investitionen profitieren. Im Fokus stehen außerdem die wirtschaftlichen Interessen der Atomwaffenlobby.

Die IPPNW Deutschland verurteilt die Verschwendung öffentlicher Gelder zu Gunsten der Rüstungswirtschaft auf das Schärfste und appelliert an die Bundesregierung sich klar gegen Atomwaffen auszusprechen, dem Atomwaffenverbotsvertrag beizutreten und sich für ein Ende der nuklearen Teilhabe einzusetzen.

Insgesamt werden laut der ICAN-Studie von den neun nuklear bewaffneten Staaten pro Minute 137.666 US-Dollar für ihre Nuklearwaffen ausgegeben – nach Einberechnung der Inflation wären das 1,4 Milliarden Dollar mehr als im Jahr davor:

  • Die USA hätten mit 37,4 Millarden US-Dollar die mit am Abstand höchsten Ausgaben.
  • China folgt mit 10,1 Milliarden US-Dollar.
  • An dritter Stelle steht Russland mit 8 Milliarden US-Dollar, dicht gefolgt von
  • Großbritannien mit 6,2 Milliarden US-Dollar und
  • Frankreich mit 5,7 Milliarden US-Dollar.
  • Auch Indien, Israel und Pakistan gaben mehr als eine Milliarde US-Dollar für den Ausbau ihres Atomwaffenarsenals aus.
  • Nordkorea bildet mit 667 Millionen US-Dollar das Schlusslicht.

„In Zeiten einer globalen Pandemie so unvorstellbar viel Geld in Massenvernichtungswaffen zu investieren, ist aus ärztlicher Sicht absolut unbegreiflich“, kritisiert Angelika Claußen, Vorsitzende der ärztlichen Friedensorganisation IPPNW. „Die Milliarden in den Ausbau der Atomwaffenarsenale töten schon jetzt, vor allem im globalen Süden, wo der Covid-19 Impfstoff für Milliarden von Menschen fehlt.“ Das Geld sei besser im Gesundheitssystem und für die Hilfe anderer Staaten investiert.

Warum das nicht geschieht, zeigt die neue ICAN-Studie deutlich: Nicht die Frage der Sicherheit steht bei den Investitionen im Vordergrund, sondern der wirtschaftliche Machtkampf der Weltmächte – es geht um Business. Anhand tausender Verträge, Jahresberichte und Lobbyregister belegt die Studie, dass ein Dutzend Firmen 27,7 Milliarden US-Dollar für den Abschluss neuer Verträge bekommen haben, die in Zusammenhang mit dem Ausbau von Atomwaffen gebracht werden können. Diese Firmen hätten 117 Millionen Dollar dafür verwendet, Lobbyisten davon zu überzeugen, mehr Geld in die militärische Abwehr zu stecken. Des weiteren seien 10 Millionen Dollar in die Unterstützung von „Think Tanks“ rund um „politische Lösungen“ zur Atomwaffenfrage geflossen.

AngelikaClaussenKKDr. Angelika Claußen ist Präsidentin von IPPNW Europa (International Physicians for the Prevention of Nuclear War; deutsche Sektion: IPPNW Deutschland – Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges, Ärzte in sozialer Verantwortung e.V.)
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Spending Report Web 1Die ICAN-Studie „Complicit: 2020 Global Nuclear Weapons Spending“ steht über diesen Link zum Download als PDF bereit.