Climate Risk Index von Germanwatch: Wetterextreme werden Staaten verheerend treffen

Aktuell leben rund 40 Prozent aller Menschen weltweit – über drei Milliarden – in den elf Staaten, die in den vergangenen 30 Jahren am verheerendsten von Wetterextremen wie Hitzewellen, Stürmen und Überflutungen getroffen wurden. Länder wie Haiti, die Philippinen oder Indien werden teilweise in so kurzen Abständen von Überflutungen, Hitzewellen oder Stürmen heimgesucht, dass sich ganze Regionen kaum noch von den Katastrophen erholen können. Sie werden ohne mehr und langfristige Hilfe vor unlösbare Probleme gestellt.

(Belém, 11. November 2025) Seit 2006 analysiert der Climate Risk Index, wieviele Menschen weltweit von Extremwetter betroffen sind, wieviele Todesfälle dabei zu beklagen sind und welche volkswirtschaftlichen Schäden in allen Ländern der Welt durch Extremwetter entstehen. Der Index gibt absolute Zahlen an und setzt diese Zahlen in Relation zur Einwohnerzahl beziehungsweise zum Bruttoinlandsprodukt. Aktuell leben rund 40 Prozent aller Menschen weltweit – über drei Milliarden – in den elf Staaten, die in den vergangenen 30 Jahren am verheerendsten von Wetterextremen wie Hitzewellen, Stürmen und Überflutungen getroffen wurden. Als Kernergebnisse des Climate Risk Index 2026 hat die Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch heute auf der Weltklimakonferenz im brasilianischen Belém vorgestellt:

  • Zu den elf am verheerendsten getroffenen Staaten gehören die Milliardenstaaten Indien (Rang 9) und China (Rang 11).
  • Keines der elf am stärksten katastrophal betroffenen Länder gehört zu den Industrienationen.
  • Auch EU-Staaten und Industrieländer wie Frankreich (Rang 12), Italien (Rang 16), die USA (Rang 18) und Deutschland (Rang 29) landen im oberen Bereich der am stärksten von Extremwetter betroffenen Länder.

Hitzewellen sind größte Wettergefahr in Deutschland

Deutschland steht mit Rang 29 über die letzten 30 Jahre betrachtet ebenfalls weit oben im Climate Risk Index – in der EU sind nur Menschen in Frankreich, Italien, Spanien und Griechenland noch stärker von Auswirkungen des Klimawandels betroffen. Neben Sachschäden spielen die Todesopfer in Deutschland eine große Rolle für die hohe Platzierung. „In der Öffentlichkeit wird bisher unzureichend wahrgenommen, wie viele Todesopfer massive Hitzewellen oft fordern. Hierzulande hatten wir vor allem in den Sommern 2003, 2022 und 2023 insgesamt fast 24.000 Todesopfer aufgrund der Hitze zu verzeichnen. Diese sogenannte Übersterblichkeit sehen wir auch in den anderen europäischen Ländern, die im Index weit oben stehen. Viele Todesopfer forderten zudem die Flutkatastrophen im Westen Deutschlands im Jahr 2021“, erklärt David Eckstein, Co-Autor des Climate Risk Index.

Insgesamt kamen in Deutschland seit 1995 über 24.400 Menschen durch Wetterextreme ums Leben, fast 1,1 Millionen Menschen waren in den 30 Jahren direkt betroffen, zum Beispiel durch Gesundheitsschäden oder Verlust ihres Eigentums, die gesamten Schäden belaufen sich inflationsbereinigt auf knapp 130 Milliarden US-Dollar (112 Milliarden Euro).

In 30 Jahren über 830.000 Todesopfer und 4,5 Billionen US-Dollar Schäden

Insgesamt verzeichnet der Index von 1995 bis 2024 über 9.700 Wetterextreme mit mehr als 830.000 Todesopfern und inflationsbereinigt über 4,5 Billionen US-Dollar an direkten Schäden. „Bei Wetterextremen stellen Hitzewellen und Stürme die größte Gefahr für Menschenleben dar“, sagt Laura Schäfer, eine der Autorinnen des Climate Risk Index. „Stürme verursachten zugleich die mit Abstand größten Sachschäden. Überflutungen hingegen waren für die meisten direkt von Extremwetter Betroffenen – zum Beispiel durch Verlust ihres Eigentums – verantwortlich.“

Während einige in der Negativ-Rangliste weit oben stehende Staaten vor allem unter einzelnen extrem verheerenden Unwettern leiden, werden andere regelmäßig von massiven Extremwettern heimgesucht. „Länder wie Haiti, die Philippinen oder Indien – allesamt unter den ersten Zehn – stehen vor besonderen Herausforderungen. Sie werden teilweise in so kurzen Abständen von Überflutungen, Hitzewellen oder Stürmen heimgesucht, dass sich ganze Regionen kaum noch von den Katastrophen erholen können“, erklärt Vera Künzel, Co-Autorin des Index. „Wenn die COP über mehr Gelder zur Bewältigung von Verlusten und Schäden verhandelt, dann stehen solche Länder im Fokus. Sie werden ohne mehr und langfristige Hilfe – auch für bessere Anpassung an die Klimakrise – vor unlösbare Probleme gestellt.“

An der Spitze des Index über die vergangenen 30 Jahre steht mit Dominica ein sehr kleiner karibischer Inselstaat, der mehrfach von verheerenden Wirbelstürmen heimgesucht wurde. Allein der Hurrikan Maria 2017 verursachte dort Schäden in Höhe von 1,8 Milliarden US-Dollar – nahezu das Dreifache des Bruttoinlandsprodukts. Er war für das Land der zerstörerischste von sieben tropischen Wirbelstürmen in 30 Jahren. „Dominica steht vor allem wegen der enormen Schäden im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt mit Abstand an der Spitze unseres Langfrist-Index. Diese Bilanz unterstreicht den wissenschaftlich bestätigten Trend, dass tropische Wirbelstürme in einer heißeren Welt stärker und gefährlicher werden“, erläutert Lina Adil, Co-Autorin des Index.

Zum Climate Risk Index

Germanwatch hat den Index in den vergangenen zwei Jahren methodisch überarbeitet und erstellt ihn auf der Grundlage von Daten der renommierten International Disaster Database (EM-DAT) zu Extremwetterereignissen sowie von sozioökonomischen Daten des IWF und der Weltbank. Wegen Anpassungen in der Methodik sind Vergleiche zwischen den Platzierungen dieses und vorangegangener Indizes allerdings nicht möglich.

Wenngleich die Auswertungen der Todesopfer- und Schadenszahlen keine einfache Aussage darüber erlauben, welcher Anteil davon auf den Klimawandel zurückzuführen ist, so lässt sich doch ein Bild der Betroffenheit der Staaten zeichnen. In der Klimawissenschaft besteht ein breiter Konsens darüber, dass die Klimakrise die Häufigkeit und Intensität vieler Wetterereignisse beeinflusst. In immer mehr Fällen kann die sogenannte Attributionsforschung auch den Anteil des Klimawandels an Extremwetterlagen konkret bestimmen. Obwohl der Climate Risk Index auf Grundlage der umfassendsten öffentlich verfügbaren Datenbasis erstellt wird, dürfte die Betroffenheit von Ländern des Globalen Südens noch größer sein als hier dargestellt. Folgen von Wetterextremen werden in vielen Industrienationen deutlich umfassender dokumentiert als in ärmeren Staaten.

Laura Schäfer ist Bereichsleiterin Internationale Klimapolitik bei Germanwatch.

Der vollständige „Climate Risk Index 2026“ (74 Seiten) in englischer Sprache steht über diesen Link zum Download als PDF-Datei bereit.

Eine Zusammenfassung des „Climate Risk Index 2026“ (11 Seiten) in deutscher Sprache steht über diesen Link zum Download als PDF-Datei bereit.

Eine Darstellung der im „Climate Risk Index 2026“ verwendeten Methodik (30 Seiten) in englischer Sprache steht über diesen Link zum Download als PDF-Datei bereit.