Atomkraft ist kein Klimaretter

 

Der Anteil der Atomkraft am globalen Strommix ist auf den niedrigsten Stand seit 40 Jahren gesunken – ein Anzeichen dafür, dass sich der Ausbau der Atomkraft wirtschaftlich nicht rechnet, wie auch der kürzlich veröffentlichte unabhängige World Nuclear Industry Status Report 2023 aufzeigt. Von den durch den Ausbau der weltweiten atomaren Infrastruktur bedingten Abhängigkeiten profitieren vor allem die Atomwaffenstaaten und die von ihnen betriebenen oder subventionierten Atomunternehmen.

(Berlin, 12. Dezember 2023) Ein Ausbau der Atomkraft entspricht weder der Forderung nach wirtschaftlicher Effizienz noch dem Ziel einer global gerechten Energiewende. Der Anteil der Atomkraft am globalen Strommix ist im vergangenen Jahr auf den niedrigsten Stand seit 40 Jahren gesunken ‑ ein Anzeichen dafür, dass sich der Ausbau der Atomkraft wirtschaftlich nicht rechnet, wie der kürzlich veröffentlichte unabhängige World Nuclear Industry Status Report 2023 aufzeigt. „Atomkraft ist schlicht zu langsam, zu teuer, zu gefährlich und zu schlecht mit den Erneuerbaren kombinierbar, als dass sie einen Beitrag zum Klimaschutz leisten könnte“, betont Dr. Angelika Claußen, Vorsitzende von IPPNW Deutschland – Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges, Ärzte in sozialer Verantwortung e. V. „Die Abscheidungs- und Lagertechnologie, das sogenannte Carbon Capture and Storage, entspricht auf Seiten der fossilen Energien dem, was für die Atomlobby ihre Small Modular Reactors sind. Beide Technologien stehen absehbar nicht zu Verfügung und sind ökologisch und wirtschaftlich höchst fraglich“, so Claußen weiter. „Das 1,5 Grad-Ziel wird verfehlt, von den ökologischen Auswirkungen beider Technologien und deren Anwendungen ganz zu schweigen.“

Von den durch den Ausbau der weltweiten atomaren Infrastruktur bedingten Abhängigkeiten profitieren vor allem die Atomwaffenstaaten und die von ihnen betriebenen oder subventionierten Atomunternehmen. In Anbetracht der vorgelegten Daten erscheint die Verdreifachung der Stromerzeugung aus Atomenergie bis zum Jahr 2050, wie es eine Absichtserklärung von 22 Ländern auf der COP28 vorschlägt, höchst unrealistisch.

Überdies liegt die Atomkraft in ihrer CO2-Bilanz deutlich über den gängigen und marktfähigen Erneuerbaren, wobei die Emissionen aus der langwierigen Zwischen- und Endlagerung radioaktiver Abfälle noch gar nicht mitgerechnet sind. Zwischen den Zeilen zeigt die Absichtserklärung für Atomkraft jedoch ein zentrales Problem der Atomindustrie auf: ihre Unwirtschaftlichkeit.

Pro-Atom-Positionen werden auf den COP-Gipfeln vermehrt von Organisationen vertreten, die sich einen zivilgesellschaftlichen Anstrich geben, während sie tatsächlich aus der Atomindustrie stammen. „Wir haben vor Ort beobachtet, dass Organisationen der Atomlobby beispielsweise versuchen die Stimmung zu beeinflussen,“ berichtet Bimal Khadka vom Board of Directors der internationalen IPPNW. „Wir dürfen nicht vergessen, dass die Treiber der Atomkraft weiterhin die Atomwaffenstaaten sind. Wir sehen eine drohende Querfinanzierung der Erneuerung von Atomwaffenarsenalen im Namen des Klimaschutzes“, ergänzt Angelika Claußen.

Der „World Nuclear Industry Status Report 2023“ steht über diesen Link zum Download als PDF bereit.