Weltspartag 2021: Globale Proteste gegen Finanzierung fossiler Energien durch Banken

 

Um die globale Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, muss die weltweite Kohle-, Öl- und Gasproduktion jährlich jeweils um 11 Prozent, vier Prozent und drei Prozent sinken, stellt der vor wenigen Tagen veröffentliche „Production Gap Report“ der UN fest. Fast die Hälfte der Kohleindustrie plant jedoch weiterhin die Entwicklung neuer Kohlekraftwerke, neuer Kohleminen oder neuer Kohletransportinfrastruktur; sollten die Projekte tatsächlich realisiert werden, stiege die weltweite installierte Kohlekraftwerkskapazität um 23 Prozent und die Produktion von Kraftwerkskohle um 27 Prozent. Erstmals sind die Weltspartags-Proteste gegen die finanzierenden Banken Teil einer internationalen Kampagne mit Aktionen vor Banken und Zentralbanken in mehreren europäischen Hauptstädten, in den USA, afrikanischen und asiatischen Ländern.



 

(Berlin, 27. Oktober 2021) In 27 Städten in ganz Deutschland protestieren Klima- und Friedensgruppen am Weltspartag (29.10.) vor Filialen der Commerzbank, der Deutschen Bank, der Sparkassen-Gruppe und der Bundesbank. Die von urgewald und 350.org initiierten Aktionen richten sich gegen die anhaltende Unterstützung der Finanzinstitute für die noch immer expandierende Kohle-, Öl- und Gasindustrie und auch für die Rüstungsbranche. Erstmals sind die Weltspartags-Proteste Teil einer internationalen Kampagne mit Aktionen vor Banken und Zentralbanken in mehreren europäischen Hauptstädten, in den USA, afrikanischen und asiatischen Ländern.

Laut Recherchen von urgewald ist die Commerzbank mit 4,2 Milliarden Euro an Krediten in den letzten zwei Jahren größte deutsche Kreditgeberin der weltweiten Kohleindustrie. Wenige Wochen vor der UN-Klimakonferenz in Glasgow wurde öffentlich, dass sich die Bank an einer Anleihenausgabe für JSC SUEK, Russlands größtem Kohleunternehmen, beteiligt. SUEK plant und baut neue Kohlekraftwerke und will auch seine Kohleproduktion stark erhöhen.

Die Deutsche Bank will Deutschlands größtem Öl- und Gasunternehmen, Wintershall Dea, beim Börsengang helfen. Außerdem bereitet sie die Auflage einer Anleihe für den australischen Kohlekonzern Whitehaven vor, der neue Kohleminen erschließen will. Die Sparkassen-Gruppe mit den dazugehörenden Landesbanken ist eine der größten Finanzierer von RWE. Der Energieversorger will erst 2038 aufhören, Braunkohle zu fördern. Dem Tagebau Garzweiler sollen deshalb noch mehrere Dörfer weichen.

Banken finanzieren die Klimakrise

Um die globale Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, muss die weltweite Kohle-, Öl- und Gasproduktion jährlich jeweils um 11 Prozent, vier Prozent und drei Prozent sinken, stellt der vor wenigen Tagen veröffentliche „Production Gap Report“ der UN fest. 503 Unternehmen, also fast die Hälfte der Kohleindustrie, planen jedoch weiterhin die Entwicklung neuer Kohlekraftwerke, neuer Kohleminen oder neuer Kohletransportinfrastruktur. Wenn die dahinterstehenden Projekte tatsächlich realisiert würden, stiege die weltweite installierte Kohlekraftwerkskapazität um 23 Prozent und die Produktion von Kraftwerkskohle um 27 Prozent.

„Um die Klimakatastrophe abzuwenden, dürfen Banken expandierende fossile Konzerne nicht mehr unterstützen. Wir erwarten, dass die deutschen Banken nun schnell effektive Ausschlussrichtlinien für Kohle, Öl und Gas einsetzen“, sagt Kathrin Petz, Banken-Campaignerin bei urgewald und Organisatorin der Weltspartags-Proteste.

urgewald und das KoalaKollektiv planen für den 29. Oktober 2021 in der Finanzmetropole Frankfurt ein 300m² großes Bodenbild vor dem Sitz der EZB-Bankenaufsicht (Willy-Brandt-Platz) mit der Forderung „Stop funding fossil fuels!“. Die Europäische Zentralbank (EZB) hätte in ihrer Aufsichts- und Regulierungsfunktion Möglichkeiten, Privatbanken zu mehr Klimaschutz zu bewegen. Doch obwohl sie als europäische Institution ans Pariser Klimaabkommen gebunden ist, nimmt sie diese Gelegenheit nicht wahr. Zwar hat die EZB im Juli diesen Jahres im Rahmen ihrer neuen Strategie Klimaschutzmaßnahmen angekündigt. Aber diese Ankündigung ist in weiten Teilen sehr vage gehalten und die konkreten Maßnahmen sollen nicht vor 2023 umgesetzt werden. Mehr noch, die EZB steckt selbst weiterhin Milliarden in Unternehmen wie Shell, Eni und Repsol, die zu den größten Verschmutzern weltweit gehören. „Während Menschen weltweit, aber insbesondere  im globalen Süden unter Flutkatastrophen und Waldbränden leiden, bildet die EZB lediglich Arbeitskreise, um über vage Veränderungen in Richtung Klimaschutz zu sprechen. Wir sagen: Schluss mit Lippenbekenntnissen und Greenwashing! Die EZB muss den sozial-ökologischen Wandel vorantreiben. Die Finanzierung zukunftsfeindlicher Industrien muss sofort gestoppt werden!“, sagt Kerstin Kreß, Sprecherin des KoalaKollektivs.

Proteste gegen Banken weiten sich international aus

Der Weltspartag bildet in diesem Jahr den Auftakt für eine globale Protestwelle, die bis zum 6. November 2021 anhalten soll. Von Manila bis New York, von Sao Paulo bis Nairobi, von London bis zum Pazifik und in ganz Europa werden Tausende von Menschen auf die Straße gehen, Transparente halten, Projektionen und andere kreative Demonstrationen veranstalten, um von Finanzinstituten zu fordern, die Finanzierung fossiler Brennstoffe einzustellen. In Deutschland beteiligen sich Umwelt- und Friedensgruppen unter anderem in Frankfurt, Köln, Berlin, Stuttgart und Schwerin mit kreativen Aktionen.

Kathrin Petz verantwortet Kohle-, Rüstung- und Bankenkampagnen bei urgewald.
Der „Production Gap Report“ der UN steht über diesen Link zum Download als PDF bereit.