Den Möglichkeitssinn schärfen

 

Wann triggert es bei uns, wann ärgern wir uns? Oft ist es, wenn etwas geschieht, was wir mit alten Erfahrungen oder Verletzungen verbinden. Das Erlebte oder Gehörte wird eingeordnet, die alten Muster greifen und die Verteidigung, der Ärger oder was auch immer setzt ein.

Alles von dem, was zwischenmenschlich passiert, hat oft mit uns selbst zu tun. Muss das immer so bleiben oder kann man reifen und sich verändern? Kann man lernen, Dinge anders als gewohnt einzuordnen? Es geht um Selbstveränderung, und Rolf Arnold will mit seinem Buch dabei helfen:

Rolf Arnold: Wie man frisch beobachtet, um neu wahrzugeben. 29 Regeln der Achtsamkeit, Heidelberg, Carl-Auer Verlag, 2023, 216 Seiten, 29,95 Euro.

Dazu hat er 29 Regeln entwickelt. Diese erscheinen mir auf den ersten Blick zu regelhaft. Deshalb karikiert Arnold seine Anweisungen mit der letzten Regel: „Lass das Regelhafte hinter dir und lebe achtsam!“ Arnold versucht die Augen für ein neues Wahrnehmen zu öffnen, um ein anderes Verhalten zu ermöglichen. Er schickt auf den Pfad der Metanoia, der Umkehr (S. 25).

Viel wird von einzelnen verlangt, mit dem Versprechen, das nicht neu ist und das lautet: Wenn wir erkennen, wie wir erkennen, können wir anders agieren. Er will uns aus dem Gefängnis des automatischen Reagierens befreien (S.57). Tabellen mit Fragen und Schritten werden an die Hand gegeben. Ein Tabellen-Beispiel zur Veränderung bei Selbstmitleid und kreisenden Gedanken:  „Stellen Sie sich vor, es ist Veränderung und Sie machen mit! (S.103).

Anschaulich sind auch die Anregungen aus der Praxis, die von Menschen berichten, die nach schweren Zeiten mit sich selbst den Weg zur Erneuerung fanden. Das Buch unterstützt Menschen auf ihrem Weg zu sich selbst. Aber es ist auch mit diesem hilfreichen Buch ein langer Weg!

Dr. Heiderose Gärtner-Schultz, www.gaertner-schultz.de