Elke Büdenbender, Eckhard Nagel: Der Tod ist mir nicht unvertraut

 

Elke Büdenbender, Eckhard Nagel: „Der Tod ist mir nicht unvertraut“, 2022 Ullsteinverlag Berlin, 224 Seiten, 24,00 Euro.

„Wir müssen über den Tod reden“, so wird dieses Buch angekündigt. Das löst bei mir die Frage aus: Müssen wir über den Tod reden, können wir das überhaupt?

Ich beginne mit Spannung zu lesen und erfahre als erstes, dass Frau Büdenbender, die Juristin, und Herr Nagel, Organtransplantationsmediziner, sich nun schon mehr als 30 Jahre kennen. Ihre Wege haben sich gekreuzt und beide haben schwere Schicksale hinter sich, der Arzt den Verlust zweier Kinder, die Juristin die lebensgefährliche Nierenerkrankung.

Das waren lebensprägende Erlebnisse zu deren weiteren Verarbeitung dieses Buch zählt, das einen Dialog dieser beiden Menschen schildert. Beide sind christlich geprägt und schöpfen aus ihrem Glauben Kraft.

Nagel hat erlebt, wie sein Großvater nach seinem Tod noch mehrere Tage im Haus der Großmutter war und wie alle sich dort verabschieden konnten, nicht wie später von der Großmutter in einer kalten, sterilen Leichenhalle. Diese tröstliche Erfahrung trägt ihn.

Auch das Gerichtsurteil des Bundesverfassungsgerichts zur Sterbehilfe wird von den beiden zum Teil kontrovers diskutiert.

Die Frage nach Trost und dem, was bleibt wird gestellt. Ein kurzer Ausflug in die Epigenetik wird von Nagel eingebracht: „Es gibt religiöse Traditionen, die in ähnlicher Weise davon ausgehen, dass jedes Kind bei seiner Geburt ein Wissen vom Paradies mitbringt. Interessanterweise gibt uns die moderne Genetik Hinweise darauf, dass daran etwas stimmen kann.“ (S. 180)

Religion ist die Antwort der Menschen auf die Fragen nach dem Sinn des Lebens und des Todes. Religiöse Menschen sind verbunden mit der Schöpfung.

Der Arzt Nagel berichtet: „Wenn ich zum Beispiel jemandem einen schönen Tag wünsche, wünsche ich ihm oft auch noch Gottes Segen dazu … Für mich ist dieser Wunsch Ausdruck dafür, dass es in unserem Leben eine Realität gibt, die wir nicht beeinflussen können … meine Vorstellung von einem Eingebundensein in ein größeres Ganzes hilft mir, das zu akzeptieren und das ist etwas, das ich wirklich innerlich tief empfinde.“ (S. 201)

Wenn man bereit ist, sich als Leser:in auf die dialogische und sehr persönliche Art des Buches einzulassen, wird man es mit Gewinn lesen.

Denn: „Ich bin überzeugt, dass die Beschäftigung mit dem eigenen Ende immer eine Beschäftigung mit dem Leben ist.“ (S. 16)

Dr. Heiderose Gärtner-Schultz.