Pflanzenjäger verwandelten europäische Gärten in blühende Paradiese

 

Kej Hielscher, Renate Hücking, Pfanzenjäger, 7. Aufl. 2019, Piper Verlag München, 263 Seiten, 12,00 Euro.

Ein interessantes Buch hat mich gefunden. Als Leserin unterschiedlicher Gartenzeitungen habe ich die Freude am Wachsen und Blühen im eigenen Garten entdeckt. Ich bin erstaunt, mit wieviel Freude und Sachverstand junge Familien in unserem Neubaugebiet gärtnern. Es ist etwas in Mode gekommen, was vor wenigen Jahren uninteressant oder verpönt war: das Gärtnern.

Letzten Winter habe ich ein kleines Feld mit Frühjahrszwiebeln bestückt. Die mühsame Arbeit und was daraus werden kann, hatte ich vergessen. Das Wetter war im Frühjahr nicht so gut, dass ich noch nicht frühzeitig anfing, die Beete neu zu bepflanzen. Und plötzlich sprosste es an allen Ecken und Kanten ‑ eine Neubepflanzung erübrigte sich. Bald ergoss sich ein buntes blühendes Meer über das Beet. Viele Tulpen in unterschiedlichen Farben und Formen zierten unseren Garten. Tulpenzwiebeln gibt es in Hülle und Fülle, viele sind sehr preiswert und für jeden zu erstehen. Dass das einmal anders war, fällt mir ein, wenn ich Schlossgärten besichtige, denn einst waren Tulpenzwiebeln sehr wertvoll und nur ganz reichen Menschen zugänglich.

Pflanzenjäger waren es, die in der Welt unterwegs waren und die Botanik fremder Länder zu uns übersiedelten, so kann man es im Buch von Renate Hücking lesen. „Die reiche Beute von Pflanzenjägern verwandelte europäische Gärten in blühende Paradiese“ (S.2). Acht Pflanzenjäger werden uns in diesem Buch vorgestellt, darunter auch eine Frau. Alexander von Humboldt (1769-1859) und seinen Begleitern zum Beispiel verdanken wir die Dahlien. „Über 6.000 Pflanzen haben sie gesammelt, die Hälfte davon der Forschung unbekannt. Pflanzen, deren Saat sie von unterwegs schickten, blühen in den Gewächshäusern von Paris. In privaten Gewächshäusern duften Kamelien und Jasmin. Gewächse tropischer Länder sind der letzte Schrei.“ (S.68)

Amalie Dietrich (1821-1891) schiffte als Frau allein mit viel merkwürdigem Gepäck, wie Insektenkästen, Mikroskop und vielem mehr, nach Australien ein. Sie versteht sich als Naturforscherin und brennt darauf Flora und Fauna im östlichen Australien zu erforschen.

Sehr vielfältig sind die Motive der Pflanzenjäger. Sie haben in fremden Gebieten gewildert. Sie haben uns viele Schönheiten geschenkt.

Ebenso lesenswert ist das Buch von Renate Hücking über acht ganz besondere Gärtnerinnen, darunter Niki de Saint Phalle und ihr Tarotgarten: „Süchtig nach Grün“, 6. Aufl. 2017, Piper Verlag, 11,00 Euro.

Dr. Heiderose Gärtner-Schultz.