Von Michael Detjen
Der Deutschlandfunk, eine der wichtigsten Stimmen im öffentlich-rechtlichen System, bietet aktiv WhatsApp als offiziellen Kommunikationsweg an – und verlangt von seinen Hörerinnen und Hörern damit die stillschweigende Zustimmung zur Datenweitergabe an den US-Konzern Meta, ohne echte Wahlmöglichkeit. Auch andere öffentlich-rechtliche Anstalten experimentieren mit WhatsApp-Kanälen, und keine dieser Einrichtungen erklärt transparent, was mit den weitergegebenen Daten wirklich geschieht. Digitale Souveränität muss auch und vor allem im öffentlich-rechtlichen Rundfunk gewährleistet sein.

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk steht für Aufklärung, Unabhängigkeit – und eigentlich auch für digitale Souveränität. Doch genau diese Verantwortung wird derzeit leichtfertig verspielt: Der Deutschlandfunk, eine der wichtigsten Stimmen im öffentlich-rechtlichen System, bietet aktiv WhatsApp als offiziellen Kommunikationsweg an – und verlangt von seinen Hörerinnen und Hörern damit die stillschweigende Zustimmung zur Datenweitergabe an den US-Konzern Meta.
Was viele nicht wissen: Es geht hier nicht nur um den Nachrichtentext. Sobald Sie den Deutschlandfunk via WhatsApp kontaktieren, werden Metadaten übertragen. Man überträgt nicht allein seine Nachricht – sondern automatisch auch:
- den Standort,
- Uhrzeit und Dauer der Nutzung,
- Gerätetyp und Systemdaten,
- das eigene Kontaktnetzwerk,
- und die gesamte Kommunikationsfrequenz.
Alles ohne echte Wahlmöglichkeit. Wer Kontakt aufnehmen will, muss diesen Weg nehmen – oder gar keinen.
All das geschieht, selbst wenn der Nachrichteninhalt angeblich „Ende-zu-Ende verschlüsselt“ ist. Und all das landet in den Servern von Meta – außerhalb des Geltungsbereichs europäischer Grundrechte.
Ein Skandal mit System?
Der Deutschlandfunk ist nicht allein. Auch andere öffentlich-rechtliche Anstalten experimentieren mit WhatsApp-Kanälen. Doch:
- Keine dieser Einrichtungen erklärt transparent, was mit Ihren Daten wirklich geschieht.
- Keine Alternative wie Signal oder Threema wird gleichwertig angeboten.
- Keine juristisch belastbare Einwilligung wird eingeholt – obwohl die DSGVO dies zwingend vorschreibt.
Und was sagt das Recht?
Die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) verpflichtet jede datenverarbeitende Stelle, transparent, konkret und verständlich zu informieren (Art. 13 DSGVO). Zudem dürfen Daten in Drittländer – wie die USA – nur unter strengen Voraussetzungen übermittelt werden (Art. 44 ff. DSGVO).
Unsere Antwort: Wir wehren uns – gemeinsam!
Ich habe die Bundesdatenschutzbeauftragte sowie die Landesaufsicht Nordrhein-Westfalen (für Deutschlandfunk zuständig) formell aufgefordert, diese Praxis zu prüfen und rechtlich zu bewerten. Doch damit nicht genug:
- Schreiben Sie der Bundesdatenschutzbeauftragten.
- Schicken Sie dem Deutschlandfunk eine klare Botschaft.
- Fordern Sie digitale Souveränität im öffentlich-rechtlichen Rundfunk.
Musterschreiben zum Mitmachen
Absender:
[Ihr Name]
[Ihre Adresse]
[Ort, Datum]
An den Rundfunkdatenschutzbeauftragten
Herrn Stephan Schwarze
Kantstr. 71-73
04275 Leipzig
kontakt@rundfunkdatenschutz.de
Kopie an: Datenschutzbeauftragte des Beitragsservice von ARD, ZDF und Deutschlandradio
Frau Kerstin Arens
Freimersdorfer Weg 6
50829 Köln
datenschutz@beitragsservice.de
Betreff: Nutzung von WhatsApp durch Deutschlandfunk – Aufforderung zur Prüfung gemäß DSGVO
Sehr geehrte Frau Professorin Specht-Riemenschneider,
sehr geehrte Damen und Herren des Deutschlandfunks,
mit großer Verwunderung habe ich festgestellt, dass Deutschlandradio bzw. Deutschlandfunk in mehreren Formaten (z. B. „Sprechstunde“, „Kontrovers“) den US-Messengerdienst WhatsApp als offiziellen Kommunikationsweg anbietet.
Als Nutzer*in werde ich dadurch gezwungen, durch bloßes Absenden einer Nachricht einer Datenverarbeitung durch Meta zuzustimmen – ohne hinreichende Information über Umfang, Zweck oder Drittländerübermittlung der damit verbundenen Metadaten.
Ich fordere Sie auf,
1. die Zulässigkeit dieser Praxis nach Art. 7 und 13 DSGVO zu überprüfen,
2. eine Datenschutz-Folgenabschätzung einzufordern,
3. und dafür zu sorgen, dass öffentlich-rechtliche Sender auf datenschutzkonforme Kommunikationswege umsteigen.
Öffentlich-rechtliche Medien sollten Vorbilder sein – keine Einfallstore für intransparente Datenpraktiken.
Ich erwarte Ihre Rückmeldung und eine konsequente Bewertung der Sachlage.
Mit freundlichen Grüßen,
[Ihr Name]
Das Musterschreiben zum Mitmachen steht über diesen Link zum Download als open-document-Datei (MS-Word kompatibel) bereit.