Deutsche Banken finanzieren Atomwaffen

 

Elf deutsche Finanzdienstleister haben Atomwaffen-Produzenten seit Januar 2017 insgesamt rund 11,67 Milliarden US-Dollar zur Verfügung gestellt. Spitzenreiter ist weiterhin die Deutsche Bank mit 6,757 Milliarden Dollar, die ihre Investitionen gegenüber den Vorjahren sogar noch gesteigert haben. Die Aufträge für eine Modernisierung der Atomwaffen zeigten, dass wir uns bereits mitten in einem neuen Rüstungswettlauf befänden; Deutschland unterstütze dies durch nukleare Teilhabe und Stationierung von US-Atomwaffen in Büchel, so ICAN.

(Berlin, 5. Juni 2019) Laut der heute veröffentlichten Studie der ICAN-Partnerorganisation pax christi “Shorting our security – Financing the companies that make nuclear weapons“ finanzieren deutsche Kreditinstitute die Herstellung von Atomwaffen mit Milliardenbeträgen. Elf deutsche Finanzdienstleister haben den Atomwaffen-Produzenten seit Januar 2017 insgesamt rund 11,67 Milliarden US-Dollar (10,36 Milliarden Euro) zur Verfügung gestellt. Spitzenreiter ist weiterhin die Deutsche Bank mit 6,757 Milliarden Dollar, die ihre Investitionen gegenüber den Vorjahren sogar noch gesteigert haben. Im Mai letzten Jahres hatte die Deutsche Bank angekündigt ihre Geschäftsbeziehungen zu Atomwaffen-Herstellern beenden zu wollen. Platz 2 nimmt die DZ-Bank mit 1,525 Milliarden Dollar ein, gefolgt von der Commerzbank mit 1,322 Milliarden Dollar. Die DZ Bank, die Zentralbank für alle Volks- und Raiffeisenbanken, hat die Finanzierung von Atomwaffensystemen von 470 Millionen US-Dollar (Januar 2014) auf 1,525 Milliarden Dollar (Januar 2017) gesteigert.

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Die Studie geht auch auf in Deutschland tätige Unternehmen ein. Im Rahmen der nuklearen Teilhabe der NATO stationieren die USA in fünf europäischen Ländern etwa 180 Atomwaffen des Typs B-61 – Italien, Niederlande, Belgien, Türkei und Deutschland. Derzeit laufen die Modernisierungsmaßnahmen, um die B-61 mit der neueren B-61-12 zu ersetzen. Unter anderem produziert das Unternehmen Boeing für die in den Teilhabestaaten der NATO stationierten Bomben Heckbauteile in einem Auftragsvolumen von 163 Millionen Euro. Diese sollten im Mai 2019 auftragsgemäß fertiggestellt werden, unklar bleibt wann die modernisierten Waffen in die europäischen Stützpunkte ausgeliefert werden.

Deutsche Friedensforschungsinstitute warnten in ihrem gestern veröffentlichten Friedensgutachten 2019, dass die nukleare Weltordnung in akuter Gefahr sei und mit ihr die Stabilität des internationalen Systems. „Die Aufträge für eine Modernisierung der Atomwaffen zeigen, dass wir uns bereits mitten in einem neuen Rüstungswettlauf befinden. Deutschland unterstützt dies durch nukleare Teilhabe und Stationierung von US-Atomwaffen in Büchel. Wer sich jedoch weltweit glaubhaft für nukleare Abrüstung einsetzen will, darf selbst keine Atomwaffen stationieren und modernisieren lassen“, so Anne Balzer, Referentin bei ICAN-Deutschland. Die Bevölkerungen der NATO-Teilhabe-Staaten sprechen sich seit Jahren mehrheitlich gegen die Stationierung von US-Atomwaffen aus, wie eine aktuelle Umfrage im April 2019 bestätigt.

Anne Balzer ICAN KAnne Balzer ist Referentin bei ICAN Deutschland.
ican

Übersicht über die deutschen Investitionen in Atomwaffentechnologie seit Januar 2017:

  • Deutsche Bank: 6,757 Milliarden Dollar
  • DZ-Bank: 1,525 Milliarden Dollar
  • Commerzbank: 1,322 Milliarden Dollar
  • Allianz: 936 Millionen Dollar
  • BayernLB: 518,6 Millionen Dollar
  • IKB Deutsche Industriebank: 163,2 Millionen Dollar
  • Landesbank Hessen-Thüringen: 148,1 Millionen Dollar
  • Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) 115,1 Millionen Dollar
  • Landesbank Baden-Württemberg (LBBW): 115,1 Millionen Dollar
  • Siemens: 114,1 Millionen Dollar
  • 10. Munich Re: 43 Millionen Dollar
friedensgutachten 2019 web TZum Friedensgutachten 2019 führt dieser Link.