Kindererziehung, 12. August 2019

 

Wenn man verschiedene Länder in Europa bereist, erlebt man, dass das Leben in jedem Land sozusagen unterschiedlich spielt.Nicht nur andere Landschaften und Sprachen erwarten einen, auch das Leben der Menschen tickt anders.

Eine junge ungarische Familie lebte einige Jahre in Deutschland, wo der Mann gutes Geld verdienen konnte. Es wurden zwei Kinder geboren, die eine ist vier und der andere ist ein und ein halbes Jahr alt. Sie fühlten sich in Deutschland wohl, waren auch der deutschen Sprache mächtig.

Jetzt leben sie wieder in Ungarn. Hier ist das Geldverdienen für den Vater nicht so leicht, er versucht sich als Hausmeister bei den deutschsprachigen Bewohnern. Ein Hausmeister, der mit einem großen Mercedes vorfährt – das hat doch was!

Warum ist die Familie nach Ungarn zurückgegangen? Die junge Frau gab den Ausschlag. Ihre Tochter ging in den deutschen Kindergarten, und ihr gefiel es nicht, was ihre Tochter dort mitbekam. Die Eltern drückten ihren Entschluss mir gegenüber wie folgt aus: „In Deutschland ist das Kind König ‑ in Ungarn die Eltern.“ Sie wollten offensichtlich, dass ihren Kindern ein anderes Elternbild vermittelt wird. „Das geht so nicht weiter, wir müssen zurückgehen“, meinte die junge Frau.

In Ungarn geht die Grundschule, in der auch Fremdsprachen vermittelt werden bis zur achten Klasse. Danach ist eine Lehre oder eine weiterführende Schule möglich. Dies gefiel den ungarischen Eltern auch besser. Ich argumentierte dagegen und führte an, dass zum Beispiel nach vier Jahren Grundschule die Begabungen der Kinder schon gut zu erkennen seien, und erzählte von den drei Enkelkindern, von denen jedes auf eine andere weiterführende Schule, gemäß ihren Begabungen, geht.

„Da weiß man doch noch gar nicht, was man will“, meinte der Vater. So unterschiedlich sind die Einschätzungen.