Nach der Krise ist vor der Krise, oder wie auch immer? 5. Juni 2020

 

Beim Lesen in den neueren soziologischen Einschätzungen unserer Gesellschaft stieß ich auf das Wort „Idiosynkrasie“. Ich hatte es schon einmal gehört oder gelesen, war mir seiner Bedeutung aber nicht sicher. Ein Zusammenhang fiel mir ein, dass durch eine unbedachte Diagnose ein Krankheitsempfinden ausgelöst werden kann. Das passte als Bedeutung aber nicht. Nun, im Zusammenhang mit der Soziologie bedeutet es weniger Überempfindlichkeit als eher Eigentümlichkeit, fand ich heraus.

Also so etwas Ähnliches wie Eigentümlichkeiten werden zum Trend und definieren eine soziale Gruppe. Die individuelle Darstellung wird zum wichtigen Wert im Leben, soweit eine Theorie zu unserer Gesellschaft.

Das Klopapierhorten während der Coronakrise hat sich nicht zum Dauerhype entwickelt, und ich verspreche, nicht über die Überproduktion von Toilettenpapier nach Corona zu schreiben, was aber vielleicht lohnend wäre. Vielmehr möchte ich der bisher in der Diskussion zu kurz gekommene Lippenstiftindustrie ins rechte Licht rücken. Ihr Leiden soll nun endlich Gehör finden.

Wieso? Davon haben wir noch nicht gehört, werden Einige anmerken. Da muss ich dann zurückfragen: Wer von ihnen war mit Mund- und Nasenschutz nach dem Auftragen eines Lippenstiftes unterwegs? Die wenigsten von Ihnen? Okay! Das Selbstexperiment hat ergeben, dass es eine größere Schweinerei ist. Kaum habe ich sie zum Einkaufen aufgezogen, war meine weiße Baumwollmaske rötlich angeschimmert. Nach dem Abziehen vergrößerte sich das Malheur, und zwar nicht nur auf dem Mund- und Nasenschutz, sondern auch auf meinem Gesicht.

Ich verbinde damit nun die Befürchtung, dass ein weiterer Industriezweig, die Lippenstiftproduktion, unterstützt werden muss. Man denke nur an die Zulieferer, wie Creme- und Farbproduzenten. Die unabsehbaren Folgen einer schwierigen Lage.