Ungarn und Finnen – Verwandtschaftliche Verhältnisse!? 13. Juni 2018

 

Über die kirchlichen Kontakte zwischen Finnland und Ungarn berichtete ich schon. Nun soll auch – die an sich einzigartige ‑ ungarische Sprache mit der finnischen gemeinsame Wurzeln haben: Finnugor. Allerdings sind heutzutage weder Finnen noch Ungarn in der Lage, das Gemeinsame ihrer Sprachen zu entdecken. Denn in gewissem Sinne haben die finno-ugrischen Völker zwar eine gemeinsame Frühgeschichte, jedoch ist ihre spätere Geschichte auch sprachlich unterschiedlich verlaufen.

Trotzdem bestehen in Estland, Finnland, der Russischen Föderation und Ungarn staatliche und halbstaatliche politische, wissenschaftliche und kulturelle Einrichtungen, die die finno-ugrische Gemeinschaftlichkeit pflegen.

Allerdings finden Finnen und Ungarn im Alltag in der Regel nur ein ähnlich klingendes Wort: finnisch: veri und ungarisch: vér, auf Deutsch: Blut. Na, wenn das kein Hinweis auf Blutsverwandtschaft ist – Smiley!??

Wenn ich nun den Alltag vergleiche, stechen mir nach einer Reise nach Finnland deutliche Unterschiede in den Lebensgewohnheiten ins Auge. In Finnland gibt es zu jeder Mahlzeit Fisch, vorwiegend Lachs. Die Balatonfische werden in Ungarn gegessen, aber das Fischessen ist eher etwas Außergewöhnliches.

Die Frauen in Ungarn erlebe ich sehr bemüht. Sie wollen dem männlichen Geschlecht gefallen, so erscheint es, und deshalb gehören enge Kleider und auf jeden Fall Stöckelschuhe dazu. In Finnland scheinen die Mädels echt lockerer zu sein, sie kleiden sich, wie sie wollen, auch modisch geschnittene Kleider – aber keine Stöckelschuhe, praktisches Schuhwerk, schicke Turnschuhe auch zu coolen Kleidern.

Es sind viele Unterschiede zwischen Ungarn und Finnen auszumachen. Dazu gehört auch die Pünktlichkeit. Denn Finnen sind äußerst pünktlich. Zu Beginn unserer Tagung in Finnland wurden wir als Deutsche darauf hingewiesen, dass bei verspätetem Beginn einer Veranstaltung der eingeladene Referent im günstigsten Fall irritiert reagiert.

Genug der Länderverschiedenheiten! Binnengesellschaftlich gesehen, erscheint die finnische Gesellschaft sehr freizügig und tolerant zu sein. Doch ist die lutherische Kirche in Finnland aus meinem Erleben heraus eher konservativ, zum Beispiel müssen Männer, die das Pfarramt anstreben, ausdrücklich erklären, dass sie zu einer Zusammenarbeit mit Pfarrerinnen bereit sind. Für mich ist das eine Selbstverständlichkeit, und wenn diese thematisiert werden muss, deutet es daraufhin, dass die Zusammenarbeit im Pfarramt von Männern und Frauen mitnichten selbstverständlich ist.

Aber andere experimentelle Dinge sind in der finnisch-deutschen-lutherischen Kirche machbar und werden aus gewürdigt. Zum 100-jährigen Bestehen von Finnland letztes Jahr wurde in der deutschen Kirche in Finnland geschaukelt – niemand wurde verschaukelt. Das war ein ganz großer Erfolg!