
KLIMA | Investitionen
2023 erreichte die Öl- und Gasproduktion weltweit einen historischen Höchststand
2023 verkündete der UN-Exekutivsekretär für Klimafragen auf der COP28 den „Anfang vom Ende“ des fossilen Zeitalters. Die Daten erzählen eine andere Geschichte: Öl- und Gasfirmen arbeiten mit Milliardeninvestitionen gegen dieses Ziel an. Öl- und Gasfirmen erschließen derzeit neue Felder, deren Ausbeutung sogar zu einem Temperaturanstieg von mehr als 2 Grad führen könnte; einige dieser Felder könnten noch über das Jahr 2100 hinaus Öl produzieren.
Kohle-Datenbank zeigt: Produktion von Kraftwerkskohle 2024 auf Allzeithoch
2015, im Jahr des Pariser Klimaabkommens, hatten die weltweit installierten Kohlekraftwerke eine Gesamtkapazität von 1.910 Gigawatt, heute sind es 2.126 Gigawatt – ein Wachstum von über elf Prozent. Obwohl die Schwelle zur Überschreitung der 1,5-Grad-Grenze für die Erhitzung des Planeten bereits gefährlich nahe ist, weigert sich die überwältigende Mehrheit der Kohleunternehmen eine Energiewende zu vollziehen. Von den 1.560 Muttergesellschaften und 1.204 Tochtergesellschaften, die auf der internationalen Global Coal Exit List gelistet sind, haben lediglich 124 Unternehmen – weniger als fünf Prozent – ein Kohleausstiegsdatum überhaupt angekündigt.
Deutsche Energiekonzerne und Großbanken finanzieren toxische Geschäfte des Bergbauriesen Glencore im Steinkohle-Tagebau Cerrejón in Kolumbien
Deutschland bezog 2022 fast ein Fünftel seiner Steinkohle aus Kolumbien, größtenteils aus dem größten Tagebau Lateinamerikas in Cerrejón. Ein Drittel der dortigen Bevölkerung leidet direkt unter den Auswirkungen des Tagebaus. Deutsche Energieunternehmen zählen zu den wichtigsten Kunden Glencores und deutsche Banken und Versicherungen finanzieren die toxischen Geschäfte.
Zivilgesellschaft fordert konkrete und verbindliche Nachhaltigkeitsvorgaben in der Wasserstoff-Importstrategie
Mehrere NGOs legen einen umfassenden Kriterienkatalog vor, damit der zielgerichtete Einsatz von importiertem Wasserstoff einen effizienten Beitrag zum globalen Klimaschutz leisten kann.
Net-Zero-Industry-Act: Anstatt sich klar zu Erneuerbaren Energien zu bekennen, setzt die EU auf gefährliche und noch dazu teure Scheinlösungen
Bis zum Jahr 2030 sollen 40 Prozent der jährlich eingesetzten Netto-Null-Technologien durch eine in Europa angesiedelte Produktion gedeckt werden. Dazu gehören neben grünen Technologien wie Solar, Wind und Wärmepumpen nun auch solche mit erheblichen Klima- und Umweltrisiken wie Kohlendioxid-Verpressung (CCS) und Kernenergie.
Deutschland finanziert mit öffentlichen Mitteln mehr fossile Energieprojekte im Ausland als Saudi-Arabien oder Russland
Die öffentliche Finanzierung fossiler Energien ist eine der Hauptursachen für die Klimakrise. Staatlich unterstützte Finanzierungen tragen dazu bei, das Risiko von fossilen Projekten zu verringern, was Investitionen für private Geldgeber attraktiver macht. In saubere Energie umgelenkt könnte diese öffentliche Unterstützung die internationale Energiewende beschleunigen, die globale Lebenshaltungskostenkrise lindern und die weltweite Abhängigkeit von fossilem Gas verringern.
Internationale Studie: Klimapläne der Öl- und Gasindustrie zur Erreichung der Pariser Klimaziele völlig unzureichend
Eine Studie von Oil Change International aus den USA, an der urgewald und über 35 weitere Organisationen aus der ganzen Welt beteiligt waren, analysiert die jüngsten Klimazusagen von Ölmultis anhand von Mindestkriterien für die Einhaltung der im Pariser Klima-Abkommen festgelegten 1,5 Grad Celsius Erderwärmung. Die Analyse liefert neue Daten über die Klimabedrohung, die von kurzfristigen Expansionsplänen im Bereich der Öl- und Gasförderung ausgeht.
Umweltorganisationen und die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie fordern Investitionen in die klimagerechte Transformation aus der Krise
Unser Wirtschaftsmodell hat viel zu lange auf der einseitigen Abhängigkeit von billigen fossilen Importen basiert und uns verletzlich gemacht: als Menschheit, weil Kohle, Öl und Gas die Klimakrise immer weiter anheizen, und als Volkswirtschaft, weil unser Wohlstandsmodell erpressbar ist. Nur mit einer mutigen und entschlossenen Investitionsoffensive in erneuerbare Energien, die auch die Industrie, den Verkehr und die Wärmeversorgung von der Fessel der fossilen Energien befreien kann, können wir unseren Wohlstand sichern und zugleich die Klimakrise begrenzen.
Industriestrategie braucht Fahrplan für Emissionssenkungen entlang der gesamten Wertschöpfungsketten
Die Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch sieht in der Ende 2023 vom Bundeswirtschaftsministerium veröffentlichten Industriestrategie „Industriepolitik in der Zeitenwende – Industriestandort sichern, Wohlstand erneuern, Wirtschaftssicherheit stärken“ wichtigste Bausteine für klimaneutrale Transformation enthalten. In Zukunft seien Anreize für Emissionsreduktionen entscheidend.
Ausschreibung für Offshore-Windenergie kommt erstmals ohne Förderung aus – Projektträger zahlen 12,6 Milliarden Euro an den Staat
Da insbesondere große erneuerbare Energie-Anlagen immer kostengünstiger werden, brauchen Offshore-Windparks keine Subventionen mehr. Beim Ausschreibungsverfahren für 7.000 Megawatt Offshore-Windenergie in der deutschen Nord- und Ostsee haben sich die Projektträger für den Zugriff auf die Meeresflächen gegenseitig überboten: Die Mär vom teuren Ökostrom ist damit endgültig vom Tisch. Jeweils 630 Millionen Euro des erzielten Geldbetrages fließen in den Meeresnaturschutz sowie die nachhaltige Fischerei.
Unterstützung aus der Wirtschaft für sozial-ökologische Transformationspläne
Der Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft plädiert dafür, Investitionen und private und öffentliche Finanzströme in zukunftsfähige Unternehmen und Branchen umzulenken, um die große Hebelfunktion eines nachhaltigen Finanzmarktes für die Transformation der deutschen Wirtschaft zu nutzen. Als das wichtigste Problem in Deutschland haben die Wähler:innen die Klimakrise benannt; der Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft warnt davor, dass künftig mangelnder Klimaschutz zum Standortnachteil werden kann und fordert deshalb von SPD, Grünen und FDP konkrete Lösungen. Ein Mindestlohn von 12 Euro sei keinesfalls “brandgefährlich” für Unternehmen, denn Untersuchungen zeigten, dass ein hoher Mindestlohn nicht zu Arbeitsplatzverlusten führe.
Verpasste Chance für beschleunigte Industrietransformation und mehr internationale Zusammenarbeit bei Klimaschutz
Der Europäische Rat hat Einvernehmen über die Verordnung zum CO2-Grenzausgleichssystem (Carbon Border Adjustment Mechanism, CBAM) erzielt und bleibt damit weit hinter den Erwartungen zurück.
“Defuel Russia’s War Machine” schlüsselt weltweite Joint Ventures mit russischen Öl- und Gasunternehmen und Finanzierer der fossilen Industrie Russlands auf
Recherchen der deutschen Umwelt- und Menschenrechtsorganisation urgewald und der russischen Umwelt-NGO Ecodefense zu dem russischen fossilen Sektor und den Banken und Investoren hinter ihr sind nicht in Einklang zu bringen mit den Solidaritätsbekundungen der globalen Finanzindustrie mit der Ukraine. Nur eine Handvoll Energieunternehmen haben den Rückzug aus Russland angekündigt, die Mehrheit macht weiter wie bisher. Die Geschäftsführerin von urgewald: “Diese Unternehmen gefährden schon lange unser Klima, nun unterstützen sie auch Putins grausamen Krieg gegen die Ukraine.”
Energiepreiskrise wird zum Stresstest für den Aufbruch in die Klimaneutralität
Der von Germanwatch und dem NewClimate Institute veröffentlichte Klimaschutz-Index (Climate Change Performance Index, CCPI) listet seit 2005 jährlich die Länder plus EU gesamt, die zusammen für etwa 90 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich sind. Deutschland ist im Vergleich zum Vorjahr im Index nach unten abgerutscht. Der seit 2020 stark gebremste Ausbau der Erneuerbaren und die nach Corona wieder sprunghaft gestiegenen Emissionen insbesondere im Verkehrssektor schlagen stark ins Kontor.
Blick auf den COP 29-Gastgeber Aserbaidschan: Der staatliche Öl- und Gaskonzern ist das fossile Rückgrat eines Regimes mit null Toleranz gegenüber Andersdenkenden
Vom 11. bis 24. November 2024 findet die diesjährige Weltklimakonferenz COP 29 in Aserbaidschan statt. Der von den Umwelt- und Menschenrechts-NGOs urgewald und CEE Bankwatch erarbeitete Bericht „SOCAR – Azerbaijan’s Fossil Fuel Proxy“ über den aserbaidschanischen staatlichen Öl- und Gaskonzern SOCAR (State Oil Company of Azerbaijan) nimmt den Konzern in den Blick, dem das dortige Regime einen Großteil seiner Macht verdankt.
Investing in Climate Chaos 2024: 4,3 Billionen US-Dollar für fossile Industrien
Die Ausgabe 2024 der Finanzrecherche „Investing in Climate Chaos“ von urgewald zusammen mit 17 Partnerorganisationen legt die fossilen Geldanlagen von über 7.500 Institutionellen Investoren weltweit offen. US-Investoren halten zusammen 65 Prozent der gesamten institutionellen Investitionen in Unternehmen der fossilen Industrie. An erster Stelle steht der Vermögensverwalter Vanguard mit Kohle-, Öl- und Gasanlagen in Höhe von 413 Milliarden US-Dollar, an zweiter Stelle steht der weltweit größte Vermögensverwalter BlackRock mit Investitionen in fossile Sektoren in Höhe von 400 Milliarden US-Dollar.
Top-Banken finanzieren weiterhin mit Milliarden den Ausbau fossiler Brennstoffe
Der 14. Bericht “Banking on Climate Chaos” listet drei deutsche Banken unter die 60 größten Finanzierer der fossilen Industrie weltweit. Nahezu drei Viertel der untersuchten Banken haben im Rahmen der Net-Zero Banking Alliance zur Dekarbonisierung ihres Portfolios Versprechen gemacht, die jedoch in den seltensten Fällen mit Ausschlusskriterien für fossile Expansionisten einhergehen. Existierende Richtlinien sind oft zu vage formuliert.
Einstufung von Erdgas und Atomenergie als “nachhaltig” in der EU-Taxonomie
Mit der Zustimmung zum Taxonomie-Entwurf der EU-Kommission, der die Aufnahme von Atomenergie und Erdgas in die Kriterien für nachhaltige Aktivitäten vorsieht, unterminiert das Europaparlament Investitionssicherheit für den notwendigen sozialverträglichen Strukturwandel zur Klimaneutralität. Durch das aufgeweichte Klassifizierungssystem kommen nun auch nicht nachhaltige Unternehmensaktivitäten leichter an frisches Geld; dies droht die notwendige Transformation zentraler Wertschöpfungsketten zu verzögern. Für die Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges, Ärzte in sozialer Verantwortung e. V. (IPPNW) liegt die Frage nah, ob die Entscheidung des EU-Parlaments auch eine Entscheidung zugunsten der französischen Atomwaffen war, da Frankreichs Präsident Emmanuel Macron bereits 2020 klargestellt hat, ohne zivile Atomkraft gebe es in Frankreich keine militärische Atomkraft.
Zentralbanken heizen Klimakrise weiter an
Ein Bericht der US-amerikanischen Nichtregierungsorganisation Oil Change International zeigt: Zentralbanken ignorieren Vorschläge, Rücklageanforderungen oder aufsichtsrechtliche Vorschriften zu nutzen, um die Finanzierung fossiler Energien zu verhindern, sie widersetzen sich sogar Forderungen, ihre Mandate der Klimakrise anzupassen.
Finance against Future: Wie die Finanzindustrie noch immer gegen das Pariser Klimaabkommen arbeitet
Unter dem Titel “Finance against Future – Machen wir die Finanzwelt kohlefrei” gibt urgewald einen detailreichen Überblick über den Status quo des fossilen Brennstoffs und seiner Finanziers. Von den Sparkassen bis zur Weltbank fließen schwindelerregend hohe Summen in die Kohle.
Ein Jahr nach Nachhaltigkeitsversprechen: BlackRock hält Anteile in 199 Kohlefirmen in Höhe von 85 Milliarden US-Dollar
Eine Analyse der französischen Organisation Reclaim Finance und der deutschen Organisation urgewald kommt zu dem Ergebnis, dass BlackRocks Nachhaltigkeits-Richtlinie von Januar 2020 lediglich 17 Prozent der globalen Kohleindustrie ausschließt und als reines Greenwashing anzusehen ist.
Studie zu nachhaltigen Fonds: Neue Zahlen zeigen Greenwashing im großen Stil
Finanzwende Recherche hat 314 in Deutschland angebotene Fonds nachhaltiger Geldanlagen mit einem Volumen von etwa 100 Milliarden Euro näher untersucht. Die Verteilung der angelegten Gelder auf Sektoren unterscheidet sich zwischen nachhaltigen und konventionellen Fonds kaum.
Studie zeigt: Europäische Investitionsbank ist noch lange keine “Klimabank”
Die Europäische Investitionsbank hat im Zeitraum 2016 bis 2019 besonders klimaschädliche Projekte im Energie- und Transportsektor in einem Umfang von 28,7 Milliarden Euro gefördert. Ihre wichtige Rolle bei der wirtschaftlichen Erholung nach der Corona-Krise sollte die EIB für einen gerechten und fairen Wandel einsetzen, der nicht auf Kosten ihrer Klimaverpflichtungen gehen darf.
Investoren und Banken verschwenden Milliarden an Europas Kohleriesen
Welche Banken und Investoren unterstützen die wichtigsten Kohlekonzerne in Europa am stärksten finanziell, die für die Hälfte aller kohlebasierten CO2-Emissionen in der EU stehen? Der insgesamt wichtigste Investor ist BlackRock aus den USA. BlackRock ist in alle von der NGO-Allianz Europe Beyond Coal untersuchten Unternehmen über Aktien und Anleihen im Wert von 7 Milliarden Euro investiert – mehr als die vier größten europäischen Investoren zusammen.
Versicherer und Klimaschutz: Allianz & Co. mit Luft nach oben
Die Zahl der Versicherer, die die Absicherung von Kohle eingeschränkt haben, hat sich seit Beginn des Jahres 2019 verdoppelt. Dies ist das Ergebnis der dritten Klima-Analyse zur Versicherungsindustrie des globalen NGO-Netzwerks Unfriend Coal, dessen deutsches Mitglied urgewald ist. Angesichts der Klimakrise reichen die Schritte der deutschen Versicherer bei allem guten Willen nicht aus, die Kosten für die Versicherung von Kohle dürften steigen.
Trotz Klimakrise: Bankenfinanzierung für fossile Energieträger wächst weiter
In den vier Jahren nach dem Pariser Klimaschutzabkommen haben weltweit führende Banken 2,7 Billionen US-Dollar für fossile Industrien zur Verfügung gestellt. Die Deutsche Bank finanziert zwar mittlerweile weniger, gehört allerdings weltweit für Öl- und Gas-Förderung in der Arktis – einem besonders umweltschädlichen Geschäft der fossilen Industrien – wie beim Kohle-Bergbau weiter zu den führenden Geldgebern. Die Commerzbank steigert ihre fossile Finanzierung deutlich.
Weltspartag 2021: Globale Proteste gegen Finanzierung fossiler Energien durch Banken
Um die globale Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, muss die weltweite Kohle-, Öl- und Gasproduktion sinken, stellt der vor wenigen Tagen veröffentliche “Production Gap Report” der UN fest. Erstmals sind die Weltspartags-Proteste gegen die finanzierenden Banken Teil einer internationalen Kampagne in mehreren europäischen Hauptstädten, in den USA, afrikanischen und asiatischen Ländern.
Ohne Finanzwende stößt Sustainable Finance schnell an Grenzen
Reicht es zur Erreichung der Klima- und Nachhaltigkeitsziele aus, die Finanzmärkte mit ihren jetzigen Regeln und Schlupflöchern einfach neuen, grünen Regeln zu unterwerfen? Finanzwende Recherche kommt zu dem Schluss: Nein,solange die Finanzmärkte auf kurzfristiges Rendite getrimmt sind, werden langfristige Probleme kaum eine Rolle spielen.