Hausarbeit ist gleich verteilt, meint jeder zweite Mann – aber nur jede vierte Frau

 

Männer und Frauen bewerten nicht nur die Verteilung der Hausarbeit und Kinderbetreuung unterschiedlich, sondern auch den Stand der Geschlechtergerechtigkeit, wie aus einer forsa-Umfrage im Februar 2020 hervorgeht. Die Befragten sollten sich dazu äußern, ob Gleichberechtigung in Deutschland bereits in allen Bereichen erreicht ist. Davon sind 25 Prozent der Männer überzeugt, aber nur 6 Prozent der Frauen.



 

(Berlin, 28. Februar 2020) Fast die Hälfte der Männer, aber nur ein Viertel der Frauen in Deutschland, die in einer Partnerschaft leben, ist der Meinung, sie verbrächten genauso viele Stunden mit Haushalt, Kinderbetreuung und der Pflege von Angehörigen wie ihr*e Partner*in. Das zeigt eine repräsentative forsa-Umfrage im Auftrag von Oxfam Deutschland anlässlich des Equal Care Day, der am 29. Februar 2020 stattfindet. Auch bewerten Frauen und Männer den Stand der Gleichberechtigung unterschiedlich. Drei Viertel der Frauen und zwei Drittel der Männer sind zudem der Ansicht, dass sich Deutschland stärker für die Rechte und Möglichkeiten von Frauen in armen Ländern engagieren sollte.

Männer und Frauen bewerten nicht nur die Verteilung der Hausarbeit und Kinderbetreuung unterschiedlich, sondern auch den Stand der Geschlechtergerechtigkeit. Die Befragten sollten sich dazu äußern, ob Gleichberechtigung in Deutschland bereits in allen Bereichen erreicht ist. Davon sind 25 Prozent der Männer überzeugt, aber nur 6 Prozent der Frauen.

Fast drei Viertel (72 Prozent) der Befragten meinen, dass flexiblere Arbeitszeiten oder die Möglichkeit, von zuhause zu arbeiten, hilfreich dabei wären, den Haushalt sowie die Betreuung von Kindern und Angehörigen besser zu bewältigen. 61 Prozent halten hierfür Angebote für die Pflegebetreuung für sinnvoll. Auch Wertschätzung und finanzielle Anerkennung der Arbeiten im Haushalt (53 Prozent) beziehungsweise bessere Kinderbetreuungsangebote (50 Prozent) stehen bei einer Mehrheit hoch im Kurs. Frauen halten fast alle vorgeschlagenen Möglichkeiten häufiger als Männer für geeignet.

Oxfam: Mehr Entwicklungsgelder für Frauen und frühkindliche Bildung

Drei Viertel der Frauen und zwei Drittel der Männer stimmen zudem der Forderung nach stärkerem Engagement der Bundesregierung in armen Ländern zu, um dort die Rechte von Frauen zu stärken, sie durch öffentliche Bildungs- und Betreuungsangebote zu entlasten und sozial abzusichern. In ländlichen Gebieten armer Länder verbringen Frauen täglich bis zu 14 Stunden mit Pflege- und Fürsorgearbeit. Für viele ist das eine Armutsfalle, wie ein im Januar 2020 veröffentlichter Oxfam-Bericht zeigt.

Oxfam fordert von Entwicklungsminister Müller eine Stärkung von Frauenorganisationen sowie mehr Investitionen in öffentliche Infrastruktur, die Frauen und Mädchen von unbezahlter Pflege- und Fürsorgearbeit entlasten: „Derzeit fließen lediglich ein Prozent der deutschen Entwicklungsgelder in die gezielte Förderung von Frauen und nur zwei Prozent in frühkindliche Bildung. Die Quote muss in beiden Fällen auf zehn Prozent steigen“, erklärt Mara Brückner, Kampagnen-Koordinatorin bei Oxfam Deutschland.

Die Umfrage wurde zwischen dem 17. und 23. Februar 2020 im Rahmen des repräsentativen Befragungspanels forsa.omninet durchgeführt. Es wurden insgesamt 1.509 Personen ab 18 Jahren in der Bundesrepublik Deutschland befragt, ausgewählt nach einem systematischen Zufallsverfahren. Die vollständigen Umfrageergebnisse sind unter folgendem Link verfügbar: https://www.oxfam.de/system/files/forsa-umfrage_equal_care_day.pdf

Online-Petition und Aktionstag

Zum Equal Care Day startet Oxfam am 28. Februar 2020 eine Online-Petition mit Forderungen an Entwicklungsminister Müller. Oxfam unterstützt zudem die Initiative Equal Care Day, die sich seit 2016 mit einem Aktionstag für mehr Wertschätzung, für eine gerechte Rollenverteilung und eine faire Bezahlung von Fürsorge-Arbeit einsetzt. Dazu findet im Schaltjahr 2020 am 28. und 29. Februar eine Konferenz in Bonn unter dem Titel „Wege in eine fürsorgliche Demokratie“ statt. Die Ergebnisse fließen in einen Forderungskatalog ein, der als Manifest der Stadtgesellschaft, dem Landtag und Bundestag vorgelegt wird.

Die Umfrage wurde zwischen dem 17. und 23. Februar im Rahmen des repräsentativen Befragungspanels forsa.omninet durchgeführt. Es wurden insgesamt 1.509 Personen ab 18 Jahren in der Bundesrepublik Deutschland befragt, ausgewählt nach einem systematischen Zufallsverfahren. Die vollständigen Umfrageergebnisse sind unter diesem Link verfügbar.

Mara Brückner ist Kampagnenkoordinatorin Soziale Ungleichheit bei Oxfam Deutschland.