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Gesundheit





Verbände warnen vor Scheitern des Kinderlebensmittel-Werbegesetzes

Ernährungsbedingte Krankheiten sind ein zentraler Treiber der Krankheitslast in Deutschland – wirksame Maßnahmen zur Förderung der gesunden Ernährung sind also essentiell, um die sozialen Sicherungssysteme zu entlasten. Die omnipräsente Werbung für Zuckerbomben und fettige Snacks hat fatale gesundheitliche Folgen: Eltern müssen tagtäglich gegen eine Milliardenindustrie ankämpfen, die ihre Kinder mit perfiden Marketingtricks lockt. Verbände fordern: Bundeskanzler Olaf Scholz darf nicht länger tatenlos zuschauen, wie die FDP wirksame Werbeschranken zum Gesundheitsschutz der Kinder blockiert.

Werbeschranken für ungesunde Lebensmittel: Mehr als 60 Organisationen appellieren an FDP-Parteichef Christian Lindner für Schutz von Kindern

Anders als FDP-Vertreter:innen es darstellen, sind Werbeschranken für ungesunde Lebensmittel weder eine Beschneidung der persönlichen Freiheit noch staatliche Bevormundung. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, Junkfood-Werbung gesetzlich einzuschränken; Werbeschranken müssten verbindlich sein, Kinder aller Altersgruppen schützen und auf konkreten Grenzwerten für Zucker, Fett und Salz basieren.

Verbände-Bündnis geht Ursachen für zu hohen Antibiotikaeinsatz in der industriellen Tierhaltung an

Germanwatch, Deutsche Umwelthilfe sowie 21 weitere Verbände aus Human- und Veterinärmedizin sowie Umwelt- und Tierschutz schlagen konkrete Maßnahmen vor, um Antibiotikamissbrauch im Stall zu beenden und Resistenzbildung erfolgreich zu bekämpfen. Sie fordern unter anderem eine Verbesserung des Tierschutzes in Zucht und Haltung sowie ein sofortiges Verbot von Reserveantibiotika.

Repräsentative Umfrage: 90 Prozent der Menschen in Deutschland fordern Verbot von Reserveantibiotika in der Massentierhaltung

Reserveantibiotika kommen zum Einsatz, etwa auf Intensivstationen, wenn gegen antibiotikaresistente Keime andere Medikamente nicht mehr wirken. Der massenhafte Einsatz von Reserveantibiotika in Großmastanlagen begünstigt allerdings die Entstehung von Resistenzen gegen diese Notfall-Antibiotika, die auf den Menschen übertragbar sind. Offenbar will die EU-Kommission tatenlos zusehen, wie diese letzten Mittel an Wirkung verlieren durch routinemäßigen Einsatz in der Billigfleisch-Produktion.



Pestizidatlas 2022: Daten und Fakten zu Giften in der Landwirtschaft

Die Menge weltweit eingesetzter Pestizide ist seit 1990 um 80 Prozent gestiegen, in einigen Regionen wie Südamerika sogar um fast 150 Prozent. Insbesondere ist der Herbizideinsatz seit der großflächigen Einführung von gentechnisch verändertem, pestizidresistenten Soja, das als billiges Futtermittel für die Tiermast eingesetzt wird, dramatisch gestiegen, womit das zentrale Versprechen der Agro-Gentechnik, Ackergifte mit Hilfe von Gentechnik deutlich zu reduzieren, auf groteske Weise konterkariert wird. Laut einer repräsentativen Umfrage unter Leitung der Universität Göttingen befürworten fast 80 Prozent der Befragten eine stärkere finanzielle Unterstützung von Landwirtinnen und Landwirten, wenn weniger Pestizide eingesetzt werden.



CETA-Handelsabkommen: foodwatch reicht Beschwerde bei EU ein

Sobald die EU und Kanada im Rahmen von CETA ihre jeweiligen Standards gegenseitig als gleichwertig anerkennen – zum Beispiel beim Gesundheitsschutz oder bei Pestiziden – ist diese Regelung völkerrechtlich bindend. Das würde bedeuten, dass die EU ihre Pestizidstandards bei neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht verschärfen kann, ohne dass Kanada zustimmt – sonst drohen Sanktionen durch das CETA-interne Streitbeilegungsgremium. Trotz der weitreichenden Folgen solcher Beschlüsse, würde das Europäische Parlament übergangen, kritisierte foodwatch und hat hat bei der EU-Ombudsstelle eine offizielle Beschwerde gegen das Handelsabkommen CETA eingereicht.

Desinformations-Kampagne macht Stimmung für Freifahrtschein bei Reserve-Antibiotika in der Massentierhaltung

Um den massenhaften Einsatz von Reserve-Antibiotika in der industriellen Massentierhaltung schnellstmöglich zu verbieten, muss die EU-Kommission mit einer Korrektur der Tierarzneimittelverordnung klarstellen, dass die entsprechenden Regeln nicht für Einzeltiere wie Hund, Katze oder Pferd gelten. Damit dürften Einzeltiere weiter mit Reserve-Antibiotika behandelt werden – die Resistenzen fördernde massenhafte Verabreichung dieser extrem wichtigen Antibiotika über das Futter oder Wasser in der industriellen Tierhaltung würde hingegen untersagt, denn Reserve-Antibiotika müssen immer häufiger Menschenleben retten, weil andere Antibiotika gegen resistente Erreger unwirksam werden. Zur Zeit macht eine Kampagne mit Desinformation über emotionale Bilder und Slogans Stimmung bei Haustierhalterinnen und -haltern, statt eine Klarstellung des Anwendungsbereiches einzufordern, und behauptet, von dem Verbot von Reserve-Antibiotika in der industriellen Massentierhaltung wären automatisch alle Haustiere betroffen.

Mehr als jedes zweite Hähnchen aus Europas größten Geflügel-Schlachtereien mit antibiotikaresistenten Erregern belastet

Tierärzte in der EU verbrauchen mehr Antibiotika für Tiere als die Humanmedizin für kranke Menschen. Der massive Antibiotikaeinsatz insbesondere in der industriellen Tierhaltung ist neben der Ansteckung in Krankenhäusern und nicht fachgerechter Anwendung von Antibiotika einer der Hauptgründe für die Zunahme der Antibiotika-Resistenzen, durch die in Europa jährlich 33.000 Menschen sterben. Im Schnitt schleppt mehr als jedes dritte Hähnchen sogar antibiotikaresistente Krankheitserreger mit Resistenzen gegen Notfall-Antibiotika (Reserveantibiotika) in die Lebensmittelkette ein; Reserveantibiotika sollten laut Weltgesundheitsorganisation WHO ausschließlich für Menschen vorbehalten sein, da sie im Notfall benötigt werden, wenn herkömmliche Antibiotika bereits nicht mehr wirken.

Bayer und BASF vertreiben in Südafrika und Brasilien Pestizide, die in der EU nicht genehmigt sind

Recherchen der Rosa-Luxemburg-Stiftung, von MISEREOR und INKOTA anlässlich der Bayer-Hauptversammlung 2020 zeigen, dass Bayer und BASF mit dem Export hochgiftiger Pestizide ihre menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten massiv verletzen. Die Organisationen fordern das Bundeslandwirtschaftsministerium auf, seine rechtlichen Möglichkeiten auszuschöpfen und den Export von in der EU nicht genehmigten Pestizidwirkstoffen zu verbieten. Laut Pflanzenschutzmittelgesetz hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft die Möglichkeit, den Export von Wirkstoffen in Drittländer zu verbieten.

“Industrielle Tierhaltung und Schlachtung zählen zu Hauptgründen für gesundheitsgefährdende Keimbelastung bei Geflügel”

Germanwatch hatte im April 2019 auf mehr als jeder zweiten Hähnchenfleischprobe der vier marktbeherrschenden Geflügelfleischkonzerne antibiotikaresistente Erreger gefunden. Der aktuelle Bericht des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit zeigt nun, dass die auf Hähnchen gefundenen Salmonellen zu einem alarmierend hohen Anteil mulitresistent gegen Antibiotika sind. Germanwatch: Der Kot der Tiere – und damit dort enthaltene Keime – kann auf die Fleischoberfläche gelangen, wenn bei der industriellen Schlachtung der Darm maschinell entnommen wird; der Keimbefall auf industriell produziertem Geflügelfleisch belegt, dass uns billiges Fleisch teuer zu stehen kommt.

Massenhafter Einsatz von Reserveantibiotika in der Massentierhaltung

Aus dem neuen Bericht des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) geht hervor, dass zwei von fünf Reserveantibiotika, die für Menschen bei Resistenzen lebensrettend sein können, im vergangenen Jahr massenhaft in Tierfabriken eingesetzt worden sind. Reserveantibiotika werden in der Humanmedizin benötigt, wenn andere Antibiotika bei Infektionen nicht mehr wirken. Insgesamt ist der Antibiotikaverbrauch bei Nutztieren im Jahr 2018 gerade einmal um den Anteil zurückgegangen, um den auch die Fleischproduktion sank, nämlich um 1,5 Prozent; kleinere Tierhaltungen und ökologische Betriebe setzen nach Behördenangaben weniger häufig Antibiotika ein und das Fleisch weist erheblich geringere Belastungen mit Antibiotikaresistenzen auf.