KLIMA | Fossile Energieträger
2023 erreichte die Öl- und Gasproduktion weltweit einen historischen Höchststand
2023 verkündete der UN-Exekutivsekretär für Klimafragen auf der COP28 den „Anfang vom Ende“ des fossilen Zeitalters. Die Daten erzählen eine andere Geschichte: Öl- und Gasfirmen arbeiten mit Milliardeninvestitionen gegen dieses Ziel an. Öl- und Gasfirmen erschließen derzeit neue Felder, deren Ausbeutung sogar zu einem Temperaturanstieg von mehr als 2 Grad führen könnte; einige dieser Felder könnten noch über das Jahr 2100 hinaus Öl produzieren.
Kohle-Datenbank zeigt: Produktion von Kraftwerkskohle 2024 auf Allzeithoch
2015, im Jahr des Pariser Klimaabkommens, hatten die weltweit installierten Kohlekraftwerke eine Gesamtkapazität von 1.910 Gigawatt, heute sind es 2.126 Gigawatt – ein Wachstum von über elf Prozent. Obwohl die Schwelle zur Überschreitung der 1,5-Grad-Grenze für die Erhitzung des Planeten bereits gefährlich nahe ist, weigert sich die überwältigende Mehrheit der Kohleunternehmen eine Energiewende zu vollziehen. Von den 1.560 Muttergesellschaften und 1.204 Tochtergesellschaften, die auf der internationalen Global Coal Exit List gelistet sind, haben lediglich 124 Unternehmen – weniger als fünf Prozent – ein Kohleausstiegsdatum überhaupt angekündigt.
Wohnen in der Gefahrenzone: Klimakrise trifft Arme in Städten besonders hart
Aktuell leben weltweit 1,1 Milliarden Menschen in informellen Siedlungen, oft auch abwertend „Slums“ genannt. Laut Prognosen werden in den nächsten 30 Jahren noch einmal zwei Milliarden Menschen dazukommen, die meisten auf den asiatischen und afrikanischen Kontinenten. Häufig mangelt es Menschen dort an grundlegender Versorgung: an Leitungswasser, verlässlichem Strom, eigenen Toiletten mit Spülung oder Gesundheitseinrichtungen; sie sind dadurch enorm verwundbar und können Wetterextreme und Klimaveränderungen kaum bewältigen.
Blick auf den COP 29-Gastgeber Aserbaidschan: Der staatliche Öl- und Gaskonzern ist das fossile Rückgrat eines Regimes mit null Toleranz gegenüber Andersdenkenden
Vom 11. bis 24. November 2024 findet die diesjährige Weltklimakonferenz COP 29 in Aserbaidschan statt. Der von den Umwelt- und Menschenrechts-NGOs urgewald und CEE Bankwatch erarbeitete Bericht „SOCAR – Azerbaijan’s Fossil Fuel Proxy“ über den aserbaidschanischen staatlichen Öl- und Gaskonzern SOCAR (State Oil Company of Azerbaijan) nimmt den Konzern in den Blick, dem das dortige Regime einen Großteil seiner Macht verdankt.
Anpassungsindex von Brot für die Welt belegt wachsende Ungerechtigkeit bei internationaler Klimafinanzierung
Bei der UN-Klimakonferenz COP29 im November 2024 in Baku stehen Verhandlungen über ein neues Klimafinanzierungsziel für die Zeit nach 2025 im Fokus. Viele der Länder, die am stärksten von Klimarisiken betroffen sind, darunter die ärmsten und fragilsten Staaten der Welt, benötigen dringend mehr Unterstützung. Während die Klimaschäden weltweit massiv steigen, fehlt es gerade diesen Ländern zunehmend an Mitteln zur Anpassung an den Klimawandel, und die Verteilung der zu geringen Mittel ist darüber hinaus extrem ungleich.
Die Zeit drängt: Verhandlungen in Bonn zur Vorbereitung der Weltklimakonferenz COP29
Laut Pariser Klimaabkommen müssen die Staaten in den kommenden sechs bis neun Monaten nationale Klimapläne fertigstellen. Dabei müssen die Klimaschutzanstrengungen so erhöht werden, dass das 1,5 Grad-Limit tatsächlich einhaltbar bleibt – Thema bei bei den vorbereitenden Verhandlungen zur COP29, die vom 3. bis 13. Juni 2024 in Bonn stattfinden.
Sechs Jugendliche aus Portugal verklagen die EU-Staaten wegen ihrer Klimapolitik – Save the Children unterstützt sie im Prozess
Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hört am 27. September 2023 sechs portugiesische Kinder und Jugendliche an, die eine Klage gegen 33 Staaten wegen der Nichteinhaltung ihrer Verpflichtungen aus dem Pariser Klimaschutzabkommen eingereicht haben. Dass die Untätigkeit von Regierungen und Unternehmen bei der Bewältigung von Umweltproblemen Kinderrechte verletzt, stellte bereits der Ausschuss für die Rechte des Kindes der Vereinten Nationen fest.
Hochwasserkatastrophe in Süddeutschland: Deutsche Umwelthilfe fordert Sondervermögen für Klimaanpassung, Klimaschutz und Katastrophenschutz
Bereits nach der Ahrtal-Katastrophe im Juli 2021 hat die Deutsche Umwelthilfe einen Zehn-Punkte-Plan „Ökologischer Hochwasserschutz und naturbasierte Klimaanpassung in Deutschland“ veröffentlicht. In der aktuellen Neuauflage des Zehn-Punkte-Plans heißt es: „Seit der Katastrophe im Ahrtal im Juli 2021 hat sich die Klimakrise weiter verschärft, wir reißen monatlich Temperaturrekorde und liegen inzwischen im globalen Mittel über dem 1,5-Grad-Ziel. Unsere Landschaften sind aber weiterhin so überformt und übernutzt, dass wir den Folgen wie Starkregen, Hochwasser, Hitze und Dürre nichts entgegenzusetzen haben. Durchgreifende Aktivitäten, dies endlich wirksam zu verändern, blieben bisher aus […]“
Deutsche Energiekonzerne und Großbanken finanzieren toxische Geschäfte des Bergbauriesen Glencore im Steinkohle-Tagebau Cerrejón in Kolumbien
Deutschland bezog 2022 fast ein Fünftel seiner Steinkohle aus Kolumbien, größtenteils aus dem größten Tagebau Lateinamerikas in Cerrejón. Ein Drittel der dortigen Bevölkerung leidet direkt unter den Auswirkungen des Tagebaus. Deutsche Energieunternehmen zählen zu den wichtigsten Kunden Glencores und deutsche Banken und Versicherungen finanzieren die toxischen Geschäfte.
Vorbereitungen der Weltklimakonferenz COP 28: Beobachter:innen erwarten harte Verhandlungen unter hohem Druck der fossilen Lobby
Alles deutet darauf hin, dass die Vereinigten Arabischen Emirate als kommende Präsidentschaft der Weltklimakonferenz vom 30. November bis 12. Dezember 2023 in Dubai versuchen werden, ihre Agenda zur Verlängerung des Zeitalters von Öl und Gas massiv voranzutreiben.
Die Klimakrise macht arm, sie macht hungrig, sie macht krank
Die kirchlichen Hilfswerke Brot für die Welt und Misereor beziehen eindeutig Stellung zum IPCC-Synthesebericht vom 20. März 2023. Ohne ambitionierten Klimaschutz gebe es viel zu verlieren, darunter die Heimat für hunderte Millionen von Menschen, die neue Wohnorte finden müssten.
Studie im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums hält klimaneutralen Gebäudebestand in 2045 für möglich, wenn sofort gehandelt wird
Bundeswirtschaftsminister Habeck hat bereits bei seiner Eröffnungsbilanz 2022 eine Studie zur “Gebäudestrategie Klimaneutralität 2045” angekündigt, die nun veröffentlicht wurde. Die Autorinnen und Autoren fordern eine klare ordnungsrechtliche Strategie zum Ausstieg aus fossilen Heizgeräten.
Klimapolitische Bilanz des ersten Ampel-Jahres: Klimakanzler gesucht
Ein Blick auf die Sollseite der Regierungsarbeit zeigt: Der Aufbruch in einigen Politikfeldern kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Regierung Scholz das zentrale klimapolitische Versprechen des Koalitionsvertrags noch nicht einhält. Nach Einschätzung von Germanwatch steht in den nächsten Wochen die klimapolitische Reputation von Olaf Scholz im In- wie im Ausland auf dem Spiel, er müsse alle Ressorts auf den Kurs zum schnellen Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas und damit Klimaschutzkurs bringen. Dringend nötig sind nach Einschätzung von Germanwatch ein ambitioniertes Effizienzgesetz, die Umsetzung aller Vorschläge der Gaskommission und ein Förderprogramm für die energetische Sanierung der am schlechtesten isolierten Häuser, in denen tendenziell Menschen mit geringeren Einkommen leben, – entscheidend für einen schnelleren Ausstieg aus dem Öl sei zudem, dass die Regierung neben der beschleunigten Umstellung auf Elektromobilität und kleinere Autos den Ausbau des Schienennetzes massiv vorantreibe.
Energiepreiskrise wird zum Stresstest für den Aufbruch in die Klimaneutralität
Der von Germanwatch und dem NewClimate Institute veröffentlichte Klimaschutz-Index (Climate Change Performance Index, CCPI) listet seit 2005 jährlich die Länder plus EU gesamt, die zusammen für etwa 90 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich sind. Deutschland ist im Vergleich zum Vorjahr im Index nach unten abgerutscht. Der seit 2020 stark gebremste Ausbau der Erneuerbaren und die nach Corona wieder sprunghaft gestiegenen Emissionen insbesondere im Verkehrssektor schlagen stark ins Kontor.
Deutschland finanziert mit öffentlichen Mitteln mehr fossile Energieprojekte im Ausland als Saudi-Arabien oder Russland
Die öffentliche Finanzierung fossiler Energien ist eine der Hauptursachen für die Klimakrise. Staatlich unterstützte Finanzierungen tragen dazu bei, das Risiko von fossilen Projekten zu verringern, was Investitionen für private Geldgeber attraktiver macht. In saubere Energie umgelenkt könnte diese öffentliche Unterstützung die internationale Energiewende beschleunigen, die globale Lebenshaltungskostenkrise lindern und die weltweite Abhängigkeit von fossilem Gas verringern.
Internationale Studie: Klimapläne der Öl- und Gasindustrie zur Erreichung der Pariser Klimaziele völlig unzureichend
Eine Studie von Oil Change International aus den USA, an der urgewald und über 35 weitere Organisationen aus der ganzen Welt beteiligt waren, analysiert die jüngsten Klimazusagen von Ölmultis anhand von Mindestkriterien für die Einhaltung der im Pariser Klima-Abkommen festgelegten 1,5 Grad Celsius Erderwärmung. Die Analyse liefert neue Daten über die Klimabedrohung, die von kurzfristigen Expansionsplänen im Bereich der Öl- und Gasförderung ausgeht.
Weniger Licht. Mehr Erleuchtung!
Sowohl in Hamburg (“Hamburg Werbefrei”) wie in Berlin (“Volksentscheid Berlin Werbefrei”) gibt es Initiativen, die der Bevölkerung ein Verbot von Leuchtreklamen zum Entscheid vorlegen wollen. Neben einer substanziellen Energieeinsparung nimmt ein Verbot die Überkommerzialisierung im öffentlichen Raum zurück, vermindert die insekten- und vögelgefährdende Lichtverschmutzung und verbessert die Verkehrssicherheit. Die Initiativen rechnen vor, dass eine einzige beidseitig betriebene digitale Werbeanlage im CityLightPoster-Format (etwa zwei Quadratmeter Werbefläche) bei einem durchgängigen Betrieb einen jährlichen Energieverbrauch von gut 15.000 kWh hat – das entspräche etwa dem von 10 Einpersonenhaushalten oder 100 Kühlschränken. Von Gerd Grözinger
“Defuel Russia’s War Machine” schlüsselt weltweite Joint Ventures mit russischen Öl- und Gasunternehmen und Finanzierer der fossilen Industrie Russlands auf
Recherchen der deutschen Umwelt- und Menschenrechtsorganisation urgewald und der russischen Umwelt-NGO Ecodefense zu dem russischen fossilen Sektor und den Banken und Investoren hinter ihr sind nicht in Einklang zu bringen mit den Solidaritätsbekundungen der globalen Finanzindustrie mit der Ukraine. Nur eine Handvoll Energieunternehmen haben den Rückzug aus Russland angekündigt, die Mehrheit macht weiter wie bisher. Die Geschäftsführerin von urgewald: “Diese Unternehmen gefährden schon lange unser Klima, nun unterstützen sie auch Putins grausamen Krieg gegen die Ukraine.”
Ein Großteil der Erdgas-Unternehmen ignoriert weiter klimaschädliche Methan-Emissionen
Das Treibhausgas Methan ist Hauptbestandteil von Erdgas und kann bei Förderung, Verarbeitung und Transport, also entlang der gesamten Erdgaslieferkette, in die Atmosphäre entweichen; die Methan-Emissionen der Gasindustrie allein sind für 0,1 Grad Erderwärmung verantwortlich. Derzeit beruhen die in Deutschland geltenden Regelungen zum Umgang mit Leckagen auf einer “technischen Selbstverwaltung” durch die Erdgaswirtschaft: Anstatt regelmäßiger Überprüfungen durch die zuständigen Behörden wird davon ausgegangen, dass der Stand der Technik durch die Betreiber eingehalten wird. 70 Prozent der Methan-Emissionen des Öl- und Gassektors könnten relativ einfach mit der derzeitigen Technologie vermieden werden – 45 Prozent davon sogar ohne Nettokosten für die Unternehmen –, doch es scheitert an der Ignoranz der Energieunternehmen, die sich dem Klimaschutz verweigern.