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Deutschland exportiert mehr in der EU verbotene Pestizide in Form reiner Wirkstoffe als in fertigen Pestizidprodukten: Exportverbot für Pestizide muss Wirkstoffe einbeziehen!

In den Jahren 2020 und 2021 wurden 8.260 Tonnen beziehungsweise 8.499 Tonnen in der EU verbotene Pestizidwirkstoffe in fertigen Pestizidprodukten aus Deutschland exportiert. Gleichzeitig wurde 2020 eine Menge von 20.298 Tonnen und 2021 sogar 37.525 Tonnen verbotene Pestizide als reine Wirkstoffe exportiert. Die Heinrich-Böll-Stiftung, das INKOTA-netzwerk, das Pestizid Aktions-Netzwerk (PAN Germany) und die Rosa-Luxemburg-Stiftung sehen die dringende Notwendigkeit, die dabei ausgenutzte Gesetzeslücke so umgehend wie möglich mit einer Reform des Pflanzenschutzgesetzes zu schließen.

foodwatch stellt Strategie für Pestizid-Ausstieg bis 2035 vor: EU-weite Pestizidsteuer als erster Schritt

Die EU-Landwirtschaft hängt am Tropf der Pestizid-Industrie: Landwirt*innen sind im heutigen Agrarsystem wirtschaftlich abhängig von Pestiziden, um immer höhere Erträge zu erzielen. Neben einer EU-weiten Pestizidsteuer fordert foodwatch eine Reform der Zulassungspraxis für Pestizide und eine Umverteilung der EU-Agrarsubventionen: Zum Beispiel müsste die Auszahlung von EU-Agrarsubventionen daran geknüpft sein, dass Betriebe auf Pestizide verzichten. Es gebe keine technischen Hindernisse, sondern nur politische Ignoranz, so der Autor des foodwatch-Reports.

Europas 20 größte Fleisch- und Molkereikonzerne emittieren mehr Treibhausgase als die Niederlande

Das Institute for Agriculture and Trade Policy (IATP) hat die Emissionen der 35 größten Fleisch- und Milchkonzerne mit Hauptsitz in der Europäischen Union (EU) und der Schweiz berechnet. Anstatt die Emissionen aus der Tierhaltung zu reduzieren, wenden die großen Fleisch- und Milchkonzerne Narrative und Strategien an, die den erheblichen Beitrag der Branche zum Klimawandel verschleiern. Lediglich zehn der 20 größten Fleisch- und Milchkonzerne haben überhaupt Klimaziele verkündet, einige wenige legten Klimaneutralitätspläne vor; tatsächlich nutzen sie in ihren Plänen verschiedene Strategien, um ihre Klimamaßnahmen ansehnlicher aussehen zu lassen, als sie tatsächlich sind.

Unfaire Handelspraktiken: Knebelliste deutscher Supermärkte setzt Lieferanten unter Druck

Lieferanten im deutschen Lebensmitteleinzelhandel müssen teils absurde Konditionen akzeptieren, um ihre Produkte in deutschen Supermärkten verkaufen zu können. Insgesamt hat Oxfam 100 Rabatt- und Konditionenforderungen zusammengetragen, die Palette reicht von Renovierungs- und Expansionsboni über Liefermengenausfallgebühren bis hin zu Ausgleichsrabatt und Ertragsausgleich. “Lieferanten müssen also zahlen, wenn der Supermarkt eine Filiale renoviert, sie bezahlen Abschläge, wenn Erträge hinter den Erwartungen des Handels zurückbleiben, und wenn Waren nicht vor dem Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums verkauft sind, müssen sie die Kosten ebenfalls mit übernehmen”, so Oxfam-Agrarexpertin Marita Wiggerthale.

Import von Soja gefährlicher Brandbeschleuniger für die Zerstörung artenreicher Lebensräume und Wälder

Intensivtierhaltung hängt massiv von importiertem Sojafutter ab. Dabei landet auch Soja von Händlern auf dem deutschen Markt, das mit einem hohen Risiko aus Entwaldung und Landraub stammt. Auch auf Nachfrage der Deutschen Umwelthilfe war fast kein Unternehmen bereit, Informationen zur Herkunft und den durchgeführten Sorgfaltspflichten zur Vermeidung von Entwaldung und illegaler Landnahme in den Sojalieferketten offenzulegen.



Die wirklichen Kosten von Lebensmitteln

Viele Preise im Supermarkt spiegeln nicht die ökologischen und sozialen Folgekosten wider, etwa ob Lebensmittel durch Kinderarbeit hergestellt, unfaire Löhne gezahlt oder unter welchem Umweltverbrauch die Produkte hergestellt werden. Das Bekanntwerden der Probleme in Schlachthöfen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie ist nur ein Ausschnitt, der den dringenden Handlungsbedarf aufzeigt. Wir alle zahlen die Rechnung für eine solche Art des Wirtschaftens; vor allem jedoch Menschen, die unter den Folgen des Klimawandels, wie Dürren oder Überschwemmungen, leiden oder Bäuerinnen und Bauern weltweit, deren Trinkwasser mit Pestiziden belastet ist, und die künftigen Generationen.



Große Unternehmen der Agrarwirtschaft tun kaum etwas gegen Verletzung von Menschenrechten

Germanwatch und MISEREOR haben die größten deutschen Unternehmen aus Geflügelfleisch-, Milch-, Futtermittel- und Agrarchemiebranche unter die Lupe genommen: Kein einziges der insgesamt 15 Unternehmen erfüllt ausreichend die Anforderungen der UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte. Außerdem gefährden Handelsabkommen der EU in Ländern des globalen Südens mitunter den Zugang von Kleinproduzenten zu Märkten, Saatgut und Land. Germanwatch und MISEREOR warnen angesichts der massiven Probleme in Bezug auf den Schutz der Menschenrechte und des Regenwaldes in Brasilien und anderen lateinamerikanischen Staaten vor einer Ratifizierung des EU-Abkommens mit den Mercosur-Staaten.

Ein Jahr Bayer-Monsanto: schwere Vorwürfe gegen die Geschäftspraktiken in der Agrarsparte des Bayer-Konzerns

Bayer vertreibt in Brasilien heute 50 Prozent mehr Wirkstoffe, die in der EU verboten sind, als noch 2016. Ein Mitglied einer brasilianischen Kampagne gegen Agrargifte und für das Leben kommentiert: “Die Strategie von Agrarkonzernen wie Bayer ist immer dasselbe: Zuerst machen sie mit ihren Produkte Profite in den reichen Ländern. Wenn diese die Produkte verbieten, ziehen sie in ärmere Länder, wo die Konzernlobby mehr Einfluss auf die Aufsichtsbehörden ausüben kann.”

Bauern und Bäuerinnen weltweit durch Förderung der Agrarindustrie diskriminiert

Viele der zwei Milliarden Kleinbauern und Kleinbäuerinnen weltweit sowie andere Menschen, die in ländlichen Regionen arbeiten, sind in zunehmendem Maße Diskriminierungen und Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt. In Deutschland und Europa werden Bauern und Bäuerinnen durch eine Landpolitik diskriminiert, die nicht zuletzt in Form von Subventionen einseitig die Agrarindustrie fördert. Daran erinnert ein zivilgesellschaftliches Bündnis aus Bauernorganisationen, entwicklungspolitischen und Menschenrechtsorganisationen.