BÜRGER

Religion – Theologie





Was religiöse Menschen bewegt und was ihre religiöse Erfahrung bedeutet, wird kaum noch verstanden

Nach Einschätzung des amerikanischen Rechtswissenschaftlers Joseph H.H. Weiler wird Religion zunehmend als Sache von Ethik und Moral verstanden, die sich auch ohne Religion begründen lassen.

“Religiöse Vielfalt folgt wiederkehrenden Mustern”

Der Religionswissenschaftler und Theologe Perry Schmidt-Leukel legt einen neuen Vergleich der Weltreligionen Christentum und Buddhismus vor. In der anderen Religion begegne einem immer auch das Andere aus der eigenen Tradition; damit werde religiöses Blockdenken überwunden und wechselseitiges Lernen ermöglicht.

Dramatische Säkularisierung in den USA und bisherigen religiösen Hochburgen Europas

Der Münsteraner Religionssoziologe Detlef Pollack wertet in einer aktuellen Studie Datenmaterial für mehrere Kontinente aus und filtert dabei politische, nationale und soziale Einflussfaktoren auf Religion heraus.

Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentages wirbt für neue Rollenverständnisse in der evangelischen Kirche

Damit die Transformation der evangelischen Kirche hin zu einer Kirche der Freiwilligkeit und des mündigen Bekennens gelingt und sich das große Potential einer solchen Gemeinschaft voll entfalten kann, braucht es schon jetzt eine “hörende Kirche und ein dienendes Hauptamt”.

Rechte Christen instrumentalisieren Theologie für ihre Gesellschaftsordnung

Innerhalb der Neuen Rechten bewegen sich religiöse Gruppierungen, die ihre politische Meinung auch theologisch zu unterfüttern versuchen. Neurechte Christen inszenieren sich als Widerstand gegen eine moderne, plurale und individualistische Gesellschaft. Ihre Kritik an modernen Gesellschaften begründen sie etwa mit der Vorstellung von einer festen Schöpfungsordnung, dazu gehören neben dem klassischen Ehe- und Familienverständnis die ständische Gliederung der Gesellschaft und die Einteilung der Menschen in unterschiedliche Völker, fest verteilt über den Erdball; dies alles sei von Gott gefügt und damit unveränderlich.

Protestantische Parlamentarier nicht mehrheitlich linksorientiert

Für den Protestantismus ist es ein langer Weg zur Akzeptanz von Demokratie und Pluralismus gewesen. Das Klischee, Demokratieskepsis heute eher mit der katholischen Kirche als der evangelischen zu assoziieren, ist über Bord zu werfen. Im Jahr 2021 sind Mandatsträger mit theologischem Hintergrund in einigen Länderparlamenten auch in der AfD vertreten.



Säkularisierte Erwählung: zum theologischen Hintergrund der rechten Politik heute in Israel

Im Alten Testament (in 5. Moses,7) wird geschildert, wie das Gelobte Land mit Gewalt und unter Ausrottung der kananäischen Bevölkerung in Besitz genommen wird. Nach Meinung der heutigen Wissenschaft ist der Bericht nicht historisch. Er kann der extremen Rechten in Israel aber als Muster für eine extrem antipalästinensische Politik dienen.

Ein Essay von Helmut Falkenstörfer



Der Angriff auf Salman Rushdie zeigt, dass Gesellschaften zwischen Religion, Kunst und Wissenschaft differenzieren müssen

Während Religion, Politik und Literatur im “globalen Norden” weitgehend differenzierte Systeme darstellen, mobilisieren “Die satanischen Verse” seit 1989 einen Protest, der die Systemdifferenzierung von Politik, Religion und Kunst nicht anerkennt.

Allianz von Kirche und Staat in Russland fördert die Akzeptanz von Putins Krieg

Die Russische orthodoxe Kirche kommt seit Jahren in den Genuss steuerlicher Privilegien und staatlicher Gelder und wird staatlicherseits gegenüber anderen Religionsgemeinschaften bevorzugt, immer wieder ist der Präsident neben dem Patriarchen zu sehen, der Putins Krieg gegen die Ukraine stützt, indem er “böse Mächte” dafür verantwortlich macht.

Jan Assmann: Nationalismen und Religion verschmelzen in autoritären Regimen

Der Nationalismus sei keine Ersatzreligion, die sich an die Stelle der Religion setze, vielmehr suche er sich mit der Religion zu verbünden, ja zu verschmelzen, wie ein Blick auf Putins Russland, Erdogans Türkei, Modis Indien, Netanyahus Israel, Dudas Polen, Orbans Ungarn, sogar Trumps USA zeige.



Krieg und Kirche – Krieg in theologischer Beleuchtung

Die Kirche kann nicht anders, als ein unbedingtes Nein zum Krieg in jedweder Form zu sagen. Auch der Ausnahmefall des äußersten Notstandes eines Staates kann kein Grund für die Kirche sein, Krieg und die Anwendung militärischer Gewalt gut zu heißen. Die Kirche ist zugleich von ihrem Auftrag und ihrem Wesen her gehalten, zum Frieden zu rufen und alles zu unterstützen, was dem Frieden dient: dem Erhalt des Friedens sowohl als der (Wieder-)Herstellung von Frieden, da, wo gerade kein Friede ist.

Ein Essay von Jürgen Regul

Aufgeklärte Remythologisierung: Versuch einer Minimaltheologie

Die Vernunft schützt die Religion vor Obskurantismus und die Religion die Vernunft davor, zum Instrument beliebiger Zwecke zu werden. Das Ästhetische leuchtet in Bildern und Geschichten. Es lebt in dem, was wir Mythos nennen und über das wir seit 80 Jahren in Rudolf Bultmanns Programm der Entmythologisierung hinauswollen. Man kann auch zum Mythos zurückkehren, ihn mit aufgeklärtem Blick neu gewinnen. Ihn so nehmen wie wir es bei den griechischen Mythen seit langem tun, sozusagen eine aufgeklärte Remythologisierung betreiben.

Ein Essay von Helmut Falkenstörfer

Aufruf von Kairos Europa zu breiter zivilgesellschaftlicher Zusammenarbeit

Auch die Kirchen müssen endlich mit einer fundamentalen Kapitalismuskritik und einer breiten zivilgesellschaftlichen Zusammenarbeit gegen die wachstums- und profitorientierte Konsumgesellschaft und weitgehend wirtschaftsabhängige Politik ein wirksames Zeichen setzen.

Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland: Gemeinsamer Einsatz für die Vielfalt der Schöpfung dringend nötig!

Klare Worte, klare Positionierung und klare Haltung (auch im Alltag) seitens unserer Kirchen in Deutschland und in Europa und zwar als Einheit sind mehr denn je gefragt, rief die orthodoxe Theologin Rossitza Dikova-Osthus beim Tag der Schöpfung 2018 der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland in Erinnerung.

“Dem Islam einen fairen Platz in der Gesellschaft anbieten!”

Die bis heute geltenden Regelungen der Weimarer Verfassung von 1919 über das Verhältnis von Staat und Religion versetzen uns auch zukünftig in die Lage, flexibel mit der veränderten Situation umzugehen. Der Staat hat zu allen Religions- und allen Weltanschauungsgemeinschaften denselben Abstand zu wahren.

“Auf dem Weg zu einer pluralistischen Religionspädagogik”

Es gehört zum Bildungsauftrag von Schulen, junge Menschen zu einem respektvollen und konstruktiven Umgang mit weltanschaulicher Pluralität zu befähigen, und jede Religionsgemeinschaft will und soll ihren Glauben an die nächste Generation weitergeben. Heute kann und darf dabei nicht mehr die Auffassung vermittelt werden, nur die eigene Religion besitze die Wahrheit und sei anderen überlegen.

Gesellschaftlicher Zusammenhalt in der Corona-Pandemie: Religion spielt eine ambivalente Rolle

Wer seine eigene Religion als einzig akzeptable erachtet, vertraut Mitmenschen und öffentlichen Institutionen in der Corona-Zeit weniger als andere, zeigt weniger Solidarität, hält sich weniger an Gesetze und engagiert sich weniger politisch. Die Überzeugung, die eigene Religion sei dann noch im Recht, wenn sie im Widerspruch zur Wissenschaft steht, ist hinderlich für den gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Als sich das Recht von Religion und Politik emanzipierte

Der Münsteraner Rechtshistoriker Nils Jansen legt die erste historische Gesamtschau zur Selbstbehauptung des Rechts gegenüber Religion, Politik und Wissenschaft vor. Er widmet sich besonders dem Naturrechtsdiskurs mit der Frage nach Inklusion des Rechts in das Lehrgebäude der Theologie.