Africa Agriculture and Trade Investment Fund: Niebels Entwicklungsfonds nutzt vor allem der Deutschen Bank

 

Die Menschenrechtsorganisation FIAN (FoodFirst Informations- und Aktions-Netzwerk) kritisiert, dass durch die wachsende Dominanz der Finanzindustrie in der Entwicklungspolitik der Fokus auf das Wesentliche verloren geht. Menschenrechte, lokale Entwicklung, soziale Gerechtigkeit oder der Umweltschutz treten im Hinblick auf „überzeugende Geschäftsergebnisse“ in den Hintergrund.

(Köln, 21. November 2018) Der vom deutschen Entwicklungsministerium in Luxemburg aufgelegte Africa Agriculture and Trade Investment Fund (AATIF) hat seinen Jahresbericht vorgelegt. Die Menschenrechtsorganisation FIAN (FoodFirst Informations- und Aktions-Netzwerk) hat zu diesem Anlass die Finanzdaten des Investmentfonds kritisch unter die Lupe genommen. FIAN kritisiert den stark wachsenden Einfluss der Finanzindustrie auf die Entwicklungshilfe.

Seit dem Start des Fonds im Jahr 2011 unter Dirk Niebel als Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sind etwa 33 Millionen US Dollar an Zinsen aus Afrika nach Luxemburg geflossen. Davon wurden 21 Millionen Dollar als „Erfolgsprämien“, Gehälter für das Fondmanagement und Ausschüttungen an Investoren weitergeleitet. „In den letzten fünf Jahren haben vor allem die Fondsmanager der Deutschen Bank sowie reiche private Anleger vom AATIF profitiert“, so Roman Herre von der Menschenrechtsorganisation FIAN. „Den größten Batzen dabei hat sich mit etwa 13 Millionen Dollar die Deutsche Bank gesichert.“

Das Einwerben zusätzlicher Privatinvestitionen, eine zentrale Strategie solcher „Entwicklungs“-Fonds, fällt mit 15 Millionen Dollar (etwa elf Prozent) äußerst bescheiden aus. „In den sieben Jahren des Bestehens vom AATIF wurden mehr als doppelt so viele Zinsen nach Europa überwiesen als zusätzliche private Gelder für Investitionen in Afrika mobilisiert“, so Herre weiter. „Dieses Geld fehlt vor Ort, wo der Fonds laut Auftrag die wirtschaftliche Entwicklung zugunsten der Armen ankurbeln soll.“

Zugleich fallen hohe Kosten für die Einrichtung und das Management von Investmentfonds an. Alleine die operativen Ausgaben des AATIF belaufen sich bis heute auf 9,5 Millionen US Dollar. „Diese erheblichen Verwaltungskosten dienen allein der Finanzwelt. Dies widerspricht der Idee einer effektiven Armuts- und Hungerbekämpfung“, unterstreicht Herre. Hinzu kommt, dass konkrete Investitionen des Fonds menschenrechtliche und entwicklungspolitische Probleme hervorrufen. So führte die von FIAN seit 2013 untersuchte Investition des AATIF in einen Agrarinvestor auf Mauritius, der in Sambia knapp 20.000 Hektar Land aufgekauft hat, vor Ort zu ungelösten Landkonflikten.

Roman Herre ist Referent für Landwirtschaft, Landkonflikte, Agrarhandel bei der Menschenrechtsorganisation FIAN (FoodFirst Informations- und Aktions-Netzwerk).

Grundsätzlich kritisiert FIAN, dass durch die wachsende Dominanz der Finanzindustrie in der Entwicklungspolitik der Fokus auf das Wesentliche verloren geht. Dies bringt der Vorstand des AATIF im aktuellen Jahresbericht selbst auf den Punkt: „Lieber Leser, was denkst du, was einen guten Agrarfonds, der auf dem afrikanischen Kontinent aktiv ist, ausmacht? In erster Linie liefert ein guter Fonds überzeugende Geschäftsergebnisse.“ Hinten anstellen müssen sich demnach Menschenrechte, lokale Entwicklung, soziale Gerechtigkeit oder der Umweltschutz.

Der aktuelle Jahresbericht des Africa Agriculture and Trade Investment Fund (AATIF) steht über diesen Link als PDF-Datei zur Verfügung.