Kriege und Konflikte verursachen neuen Höchststand von Hunger weltweit

 

Der von Oxfam herausgegebene Bericht „Food Wars“ untersucht 54 von Kriegen betroffene Länder und stellt fest: Fast alle der 281,6 Millionen Menschen, die weltweit an akutem Hunger leiden, leben dort. In von bewaffneten Konflikten betroffenen Ländern sterben schätzungsweise täglich zwischen 7.000 und 21.000 Menschen an Hunger. Der Bericht zeigt auch, dass die Bemühungen um Friedenskonsolidierung und Wiederaufbau nach Kriegen zu oft auf der Förderung ausländischer Investitionen beruhen; notwendig ist auch, die Ungleichheit sowie seit Generationen bestehende Missstände und Menschenrechtsverletzungen anzugehen, die kriegerische Konflikte schüren.

(Berlin, 16. Oktober 2024) Oxfams neuer Bericht „Food Wars“ anlässlich des Welternährungstags zeigt die Schwachstellen in den weltweiten Bemühungen um Friedenskonsolidierung und Konfliktbewältigung: In von kriegerischen Konflikten betroffenen Ländern herrscht ein neuer Höchststand von Hunger. Oxfam fordert Friedensbemühungen mit Investitionen in den sozialen Schutz, fairen Handel und nachhaltige Nahrungsmittelsysteme.

Der von Oxfam herausgegebene Bericht „Food Wars“ untersucht 54 von Kriegen betroffene Länder und stellt fest, dass fast alle der 281,6 Millionen Menschen, die weltweit an akutem Hunger leiden, in solchen Ländern leben. Bewaffnete Konflikte sind zudem eine der Hauptursachen für Vertreibung und Flucht, mit mehr als 117 Millionen Geflüchteten weltweit ist auch hier ein Rekordniveau erreicht. In Ländern, die von bewaffneten Konflikten betroffen sind, sterben schätzungsweise täglich zwischen 7.000 und 21.000 Menschen an Hunger.

Hunger wird zur Kriegswaffe

Der Oxfam-Bericht zeigt, dass Kriege nicht nur eine der Hauptursachen für den Hunger sind, sondern dass Kriegsparteien den Entzug von Nahrungsmitteln aktiv als Waffe einsetzen, indem gezielt Nahrungsmittel-, Wasser- und Energieinfrastruktur angegriffen und Nahrungsmittelzufuhr blockiert werden. „In den bewaffneten Konflikten ist der Hunger zu einer tödlichen Waffe geworden, die von Kriegsparteien entgegen internationaler Gesetze eingesetzt wird und zu einem alarmierenden Anstieg der Zahl der Todesopfer führt. Dass die Zivilbevölkerung in vielen Ländern im 21. Jahrhundert weiterhin diesem fürchterlichen und langsamen Sterben ausgesetzt ist, ist ein kollektives Versagen“, sagt Emily Farr, Leiterin des Themenbereichs Ernährung und wirtschaftliche Sicherheit bei Oxfam.

Die heutigen Ernährungskrisen sind größtenteils auf Kriege und Konflikte zurückzuführen. Derzeit hungern fast eine halbe Million Menschen im Gazastreifen – wo 83 Prozent der benötigten Nahrungsmittelhilfe nicht ankommt. Im Sudan haben über eine dreiviertel Million Menschen überhaupt keinen Zugang zu Nahrungsmitteln, oder nur extrem eingeschränkt. Die tödlichen Auswirkungen der Kriege auf die Ernährung werden über Generationen hinweg zu spüren sein.

Der Bericht zeigt auch, dass die Bemühungen um Friedenskonsolidierung und Wiederaufbau nach Kriegen zu oft auf der Förderung ausländischer Investitionen und exportorientierter Volkswirtschaften beruhen. Diese Konzentration auf die wirtschaftliche Liberalisierung kann jedoch zu mehr Ungleichheit, Leid und dem Wiederaufflammen von Konflikten führen.

Klimakatastrophe wird durch kriegerische Konflikte verstärkt

Kriege und Konflikte verstärken oft andere Faktoren wie die Klimakrise, wirtschaftliche Instabilität und Ungleichheit und zerstören so Lebensgrundlagen von Menschen. So haben beispielsweise Klimaschocks wie Dürren und Überschwemmungen in Verbindung mit dem Anstieg der weltweiten Lebensmittelpreise aufgrund von Pandemien und den Unterbrechungen der Lebensmittelkette im Zusammenhang mit dem Krieg zwischen Russland und der Ukraine die Hungerkrisen im östlichen und südlichen Afrika verschärft.

„Wir können Kriege nicht einfach dadurch beenden, dass wir ausländische Investitionen in krisengeschüttelte Länder leiten. Wir müssen auch die Ungleichheit und seit Generationen bestehende Missstände und Menschenrechtsverletzungen angehen, die diese Konflikte schüren. Friedensbemühungen müssen mit Investitionen in den sozialen Schutz und den Aufbau des sozialen Zusammenhalts einhergehen. Wirtschaftliche Lösungen müssen den Schwerpunkt auf fairen Handel und nachhaltige Nahrungsmittelsysteme legen“, betont Farr.

bp food wars 241016 en T

Der Bericht „FOOD WARS – Conflict, Hunger, and Globalization“ steht über diesen Link zum Download als PDF-Datei bereit.