Naturschutzbund Deutschland: Landwirtschaft offen für einen Kurswechsel

 

Der Naturschutzbund Deutschland e. V. (NABU) hat mit Hilfe des forsa-Instituts nachgefragt und unter anderem herausgefunden, dass deutsche Landwirte bereit sind, mehr für den Naturschutz zu tun, sofern sie hierfür eine angemessene Förderung erhalten. Ebenso wie die Wissenschaft oder der Bundesrechnungshof kritisieren die deutschen Landwirtinnen und Landwirte das jetzige Fördersystem mehrheitlich, das vor allem Flächenbesitz belohnt, Betriebe zu immer intensiverer Produktion zwingt und in dem die Natur unter die Räder gerät – zumal es die Steuerzahler fast 60 Milliarden Euro im Jahr kostet.



 

(Berlin, 20. April 2019) Wie stehen Landwirtinnen und Landwirte in Deutschland wirklich zur EU-Agrarpolitik? Der Naturschutzbund Deutschland e. V. (NABU) hat mit Hilfe des forsa-Instituts nachgefragt und unter anderem herausgefunden, dass 87 Prozent bereit sind, mehr für den Naturschutz zu tun – sofern sie hierfür eine angemessene Förderung erhalten. Mehr als 80 Prozent der befragten Betriebe wünschen sich mehr Förderung für eine umweltfreundliche Produktion.

Laut Naturschutzbund Deutschland e. V. zeige die forsa-Umfrage deutlich, dass Deutschlands Landwirtschaft offen sei für einen Kurswechsel. Ebenso wie die Wissenschaft oder der Bundesrechnungshof kritisierten auch die deutschen Landwirtinnen und Landwirte das jetzige Fördersystem mehrheitlich. Ein System, das vor allem Flächenbesitz belohnt, Betriebe zu immer intensiverer Produktion zwingt und in dem die Natur unter die Räder gerät, sei nicht mehr zu rechtfertigen – zumal es die Steuerzahler fast 60 Milliarden Euro im Jahr kostet. Die landwirtschaftlichen Betriebe wollten eine EU-Agrarpolitik, die Naturverträglichkeit belohnt und in den Wandel hin zu fairen Preisen investiert.

Ein weiteres Ergebnis der Umfrage: Die Mehrheit der Landwirtinnen und Landwirte stellt der Bundeslandwirtschaftsministerin bislang kein gutes Zeugnis aus. Zwei Drittel zeigen sich mit ihr unzufrieden. Auch ihre größte Lobbyorganisation, den Deutschen Bauernverband (DBV), beurteilen die Landwirtinnen und Landwirte kritisch. Mehr als die Hälfte der Befragten sehen im Deutschen Bauernverband aktuell keinen guten Vertreter des Berufssstandes gegenüber der Politik.

Zu Beginn der Befragung wurden die Landwirte zunächst offen und ohne jede Vorgabe danach gefragt, welches aus ihrer Sicht derzeit die wichtigsten Probleme der Landwirtschaft in Deutschland sind. Dabei fällt die große Bandbreite an Themen auf, die von den Befragten benannt werden.

Am häufigsten wird als wichtigstes Problem der Landwirtschaft in Deutschland derzeit der Preisdruck für die Branche (42 Prozent) genannt. Diesbezüglich geben die Befragen an, dass vor allem durch Ansprüche in der Bevölkerung nach niedrigen Lebensmittelpreisen und das Preissystem der Discounter die Preise sinken. Gleichzeitig steigen die Preise für die Produktion, die Pacht der Flächen und entstehen immer höhere Ausgaben beispielsweise durch den Mindestlohn und steigende Erzeugerabgabepreise. Entsprechend werden die Einnahmen für die Landwirte geringer.

Angelika Lischka ist Referentin für EU-Agrarpolitik beim Naturschutzbund Deutschland e. V. (NABU).

Am zweithäufigsten als wichtiges Problem nennen die Landwirte die geringe Akzeptanz und Wertschätzung der Landwirtschaft in der Bevölkerung (34 Prozent). Hierbei beklagen die Landwirte einen Glaubwürdigkeits- und Imageverlust sowie einen schlechten Ruf bei der Bevölkerung, auch bedingt durch die negative mediale Berichterstattung. Die Landwirte geben bei der offenen Frage an, keine Lobby mehr bei den Menschen zu haben.

Die komplette Befragung im Auftrag des Naturschutzbund Deutschland e.V. lässt sich über diesen Link als PDF laden.