Kartenzahlung bitte…

 

Ein Essay von Heiderose Gärtner-Schultz, 1. März 2021

Angesichts der vielfältigen Ansteckungsmöglichkeiten schießen Vorschläge und Verbote ins Kraut. In Düsseldorf gibt es ein Verweilverbot, man soll weder stehenbleiben noch sich in die Sonne setzen dürfen. Verstehen muss man das nicht – sagen wir einmal so: Ich verstehe es nicht. Es wird sicher Gründe haben, ich phantasiere, dass Menschen stehen bleiben, sich dabei unterhalten wollen und sich dadurch eventuell zu nahe kommen können. Nun gut – oder eben auch nicht!

Kartenzahlung wird in vielen noch geöffneten Geschäften erwünscht. Dagegen ist nichts einzuwenden, zumal man die Karte nur noch auflegen und gar nicht mehr einschieben muss. Klingt hygienischer, als Geldscheine und -münzen zu berühren. Also gilt für mich: Kartenzahlung.

Dr. Heiderose Gärtner-Schultz ist Mitglied im Redaktionsteam von proprium | sinn schaffen – horizonte öffnen.

Bei einem großen Lebensmittelgeschäft sieht man das Zeichen für WLAN-Verbindung oben im Display auf dem Kartenlesegerät. Gesagt, getan, es funktioniert auch.

In einem anderen Discounter an der Kasse suche ich das Display, da steht der Betrag, das Kontaktteilchen für die Karte ist aber über dem Gerät angebracht, leicht zu übersehen, die freundliche Kassiererin zeigt mir, wo ich meine Karte hinhalten darf.

Und nun werde ich noch mein Auto tanken. Auch hier werde ich, wie ich mir vorgenommen habe, die Karte zücken. Das mich beschäftigende Symbol ist weder auf dem Display noch über dem Display … ups, wo ist denn das? An der Seite, darauf weist mich die Tankstellenfrau hin.

Es ist spannend, dass es offensichtlich ganz viele Kartenlesegeräte gibt und ich entdecken kann, wo ich die Karte hinzuhalten habe. Der immer um gute Laune besorgte Radiomoderator meinte heute Morgen, dass viele darüber klagen, dass die Zeit so langsam vergeht. Er stellte fest, dass liegt am Gleichklang der Tage, man soll Abwechslung ins Leben bringen, zum Beispiel einmal einen anderen Weg zur Arbeit fahren und so weiter.

Vielleicht ist es das: Die unterschiedlichen Kartenlesegeräte sollen mich fordern, es ist immer etwas Neues zu entdecken, und dann vergeht die Zeit langsamer.

Das Ganze kann man auch noch potenziert haben beim öffentlichen Nahverkehr – da funktioniert jeder Automat in jedem Bundesland, in jeder Stadt anders.