Tag der Arbeit 2024 – ein Fest für Großkonzerne: Dividenden steigen, Löhne sinken

 

In Deutschland sind die Dividenden zwischen 2020 und 2023 um 27 Prozent gestiegen, während die Reallöhne um 12 Prozent sanken. Unternehmen lobbyieren für vorteilhafte Gesetze oder setzen Subventionen durch. Dadurch entsteht ein Teufelskreis aus Konzernmacht und politischer Macht, der die soziale Ungleichheit immer stärker vorantreibt.

(Berlin, 1. Mai 2024) Grund zu feiern gibt es am Tag der Arbeit nur noch für wenige: Großkonzerne machen ihre Eigentümer*innen und CEOs zu Milliardär*innen, während die Reallöhne für viele Menschen sinken. Alleine im Zeitraum 2020 bis 2023 stiegen in Deutschland die Dividenden um 27 Prozent, die Löhne von Arbeiter*innen sanken hingegen um 12 Prozent. Das zeigen neue Oxfam-Berechnungen und die Analyse „Unternehmen Ungleichheit“, die die Organisation anlässlich des Tags der Arbeit vorstellt. Oxfam fordert: Konzerne müssen zur Verantwortung gezogen und Konzernmacht beschränkt werden – durch gesetzliche Regelungen und faire Besteuerung.

Weltweit beherrschen milliardenschwere Riesenkonzerne die Märkte. Der Wert des Technologieunternehmens Apple etwa ist mit rund drei Billionen US-Dollar so hoch wie das Bruttoinlandsprodukt von Frankreich. „Von diesen immensen Summen profitieren jedoch nicht die Arbeiter*innen und Menschen entlang der Lieferketten, sondern die Eigentümer*innen und Großaktionär*innen der Konzerne“, erklärt Steffen Vogel, Oxfam Referent für Lieferketten und Menschenrechte. So müsste beispielsweise eine Facharbeiterin in der Produktion bei Tesla 7,3 Millionen Jahre arbeiten, um das Vermögen von Eigentümer Elon Musk zu erwirtschaften.

Dividenden auf Rekordniveau, sinkende Reallöhne

Oxfams Berechnung zeigt: Inflationsbereinigt stiegen die Dividendenausschüttungen in 31 Ländern zwischen 2020 und 2023 um 45 Prozent, während die Löhne nur um 3 Prozent wuchsen. Ohne China, auf das der größte Teil dieses Lohnzuwachses entfällt, sanken die Reallöhne in diesen Ländern in diesem Zeitraum weltweit um 3 Prozent. Und die Schere wird größer:

  • Aktuelle Berechnungen ergeben, dass die weltweiten Unternehmensdividenden auf dem besten Weg sind, den im vergangenen Jahr erreichten Rekordwert von 1,66 Billionen Dollar zu übertreffen.
  • Auch in Deutschland liegen Dividendenausschüttungen auf Rekordniveau. So sind die Dividenden zwischen 2020 und 2023 um 27 Prozent gestiegen, während die Reallöhne um 12 Prozent sanken. Nominal sind die Dividenden sogar fast 12-mal stärker gewachsen als die Löhne.

Konzernmacht schadet Arbeiter*innen, Verbraucher*innen und der Demokratie

Die enorme Macht der Konzerne hat Folgen: Lieferant*innen sind abhängig von marktbeherrschenden Konzernen und müssen sich ihrem immensen Preisdruck beugen. Auch Verbraucher*innen sind von übermächtigen Konzernen abhängig – vom Einkaufskorb bis zur Internetsuchmaschine:

  • So beherrschen die vier großen Supermarktketten Edeka, Rewe, die Schwarz-Gruppe und Aldi 87 Prozent des Lebensmittelhandels in Deutschland.
  • Amazon dominiert über die Hälfte des Onlinehandels in Deutschland
  • und mehr als 90 Prozent aller Suchanfragen im Internet laufen über Google.

Mit ihrem Einfluss auf die Politik verhindern Großkonzerne staatliche Regulierung und schaden dadurch auch der Demokratie.

„Es ist wichtig zu verstehen, dass der starke Anstieg der Markt- und Monopolmacht kein Naturgesetz ist. Vielmehr ist er die Folge von politischem Handeln, auf das die mächtigen Unternehmen Einfluss nehmen“, erklärt Leonie Petersen, Oxfam Referentin für sozial-ökologische Transformation. „Unternehmen lobbyieren für vorteilhafte Gesetze oder setzen Subventionen durch. Dadurch entsteht ein Teufelskreis aus Konzernmacht und politischer Macht, der die soziale Ungleichheit immer stärker vorantreibt“, so Petersen.

Großkonzerne müssen gesetzlich reguliert werden

Zum Tag der Arbeit fordert Oxfam, Konzernmacht mit gesetzlichen Regelungen zu beschränken, Machtmissbrauch zu verhindern, die Mitbestimmung von Arbeitnehmer*innen, Produzent*innen und Verbraucher*innen zu stärken und ihre Rechte zu schützen. Es braucht gesetzliche Regelungen, ein schärferes Eingreifen der Kartellbehörden und eine Besteuerung der milliardenschweren Konzerne und ihrer superreichen Eigentümer*innen, die sie zugunsten des Gemeinwohls in die Verantwortung nimmt.

Die Studie „Unternehmen Ungleichheit – Wie die Macht der Großkonzerne die Kluft zwischen Arm und Reich weiter vertieft“ steht über diesen Link zum Download als PDF-Datei bereit.